Seitenblick - Der Newsletter von Odysseus Kinesiologie & Coaching

Glück, Männersachen und Goethe

Meine Themen heute für Sie: Bremsen Sie Ihr Glück selbst aus? | Und dann war der Tumor weg ... | Kinderfragen rütteln uns auf | Männer lösen die Probleme der Welt | Heilsame Schönheit: Bäume tun uns gut | Kinesiologie geht an die Wurzel von Gesundheitsproblemen | Immer ein Genuß: Goethes Werther. Viel Vergnügen beim Lesen.

Eine Bitte: Wenn Sie jemand kennen, den das, was ich hier erzähle, interessiert, leiten Sie ihm diesen Newsletter weiter. Dankeschön.

Wolfgang Halder, Odysseus Kinesiologie & Coaching

Die Glücks-Bremse

Was ist der Sinn des Lebens? Die schönste Antwort auf diese Frage stammt von dem französischen Schriftsteller Stendahl: „Leben ist der Versuch, glücklich zu werden“.

Doch Freude und Glück sind gefährlich. Denn wenn wir uns zu viel freuen und uns das Glück zu intensiv ausmalen, können wir enttäuscht werden. Und diesen Schmerz der Enttäuschung wollen wir vermeiden. Also bremsen wir uns. Nur nicht zu viel freuen! Nur kein großes Glück herbeisehnen! Denn wenn das erhoffte Glück nicht eintritt, stürzen wir zu tief ab, leiden wir zu viel.

Diesem Muster folgen viele Menschen, gerade beim Thema Kinderwunsch. Das erlebe ich fast täglich in meiner Praxis.

Wenn viele Embryo-Transfers gescheitert sind und die Klientin immer noch nicht schwanger ist, fährt sie aus emotionalem Selbstschutz ihre Vorfreude und Erwartung herunter. Nur nicht freuen! Nur nicht hoffen, daß es diesmal klappt, sonst tut es zu weh, wenn es wieder nichts wird.

Das ist verständlich. Und zugleich ist es eine Beschneidung der eigenen Glücks-Möglichkeiten – nicht nur beim Kinderwunsch. Denn Glück und Leid sind wie eine kommunizierende Röhre: Wenn wir den Pegel auf der Leidensseite senken, sinkt er auch auf der Freuden- und Glücksseite.

Nehmen wir eine Skala von -10 bis +10. Die -10 ist die absolute Verzweiflung, die +10 das höchste Glück. Wenn Sie noch nie bei -9,9 waren, also schon die Pistole an der Schläfe und den Finger am Abzug hatten, sind Ihnen auch die Ekstasen und Wonnen eines +9,9-Zustands fremd.

Wenn Sie auf die Leid-Bremse treten, damit es nicht schlimmer als -2 oder -3 wird, treten Sie, ob Sie wollen oder nicht, zugleich auf Ihre Glücks-Bremse. Dann krebsen Sie hinfort auch bei Glück und Lebensfreude bei mickrigen Werten von +2 oder +3 herum, denn Sie haben Ihre Lebendigkeit und Glücksfähigkeit beschnitten.

Das war’s dann mit dem Versuch, glücklich zu werden. Sie leben nur noch so dahin ...

Jetzt ist der Tumor weg ...

Im Januar hab’ ich an dieser Stelle von einer Klientin mit Brustkrebs erzählt, deren Tumor auf ein Viertel seiner ursprünglichen Größe geschrumpft war. Wir haben gemeinsam mit einer Methode namens „Cycling“ gearbeitet (hier die Geschichte). Von Januar bis Juni ist die Klientin konsequent drangeblieben – und wir haben jeden Tag eine Viertelstunde „gecycelt“.

Anfang Juni gab es eine Nachuntersuchung mittels Sonographie. Ergebnis: der Tumor ist weg. Diese Woche war eine weitere Nachuntersuchung, diesmal eine Computertomographie. Auch hier lautet das Ergebnis: der Tumor ist weg.

Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, kontaktieren Sie mich

Kinderfragen

Hier ein paar Fragen, deren Beantwortung viel zum persönlichen Wachstum beitragen kann. Gestellt werden sie vom Kind in mir. Also jener Instanz, die neugierig und erkenntnisdurstig die Welt der vermeintlich Erwachsenen verstehen möchte.

Jedes Kind ist ein Philosoph, jedes Kind philosophiert und stellt Warum-Fragen zu den letzten Dingen. Bis es ihm ausgetrieben wird – von den Eltern („Frag nicht so viel!“) und der Schule („Sei still und lerne brav, was wir dir vorsetzen!“).

Mein fragendes, natürliches, gesundes, lebendiges Kind hat nichts mit dem „inneren Kind“ gemein, das seit Jahren durch die Seminare, Podcasts und Bücher geistert und uns – schwuppdiwupp! – Erlösung von fast allen Problemen bringen soll.

Es ist vielmehr das Kind, das in der Redensart Kinder und Narren sagen die Wahrheit“ verewigt ist – oder jenes Kind, das, als es den Kaiser in seinen neuen Kleidern erblickt, klar und deutlich ausspricht, was die Erwachsenen sich nicht zu sagen trauen: "Aber er hat ja nichts an“. Hier sind ein paar Fragen dieses Kindes:

  • Warum glauben immer noch so viele Leute jeden Unfug, nur weil er in der „Tagesschau“ verkündet oder in einer Zeitung gedruckt wird (ob „Bild“, „SZ“, „Zeit“ oder „Hintertupfinger Tagblatt“ macht da keinen Unterschied).
  • Warum lassen sich so viele Leute eine eklige Pampe aus Weizenmehl, Palmöl, Salz und etwas Zwiebel-Abfall als „Röstzwiebeln“ auf ihre Käsespätzle werfen und zahlen dafür auch noch Geld?
  • Warum glauben immer noch so viele Leute, daß der Staat„Das kälteste aller kalten Ungeheuer“ (Nietzsche) – es gut mit ihnen meint? Und das nach zwei staatlich produzierten Weltkriegen und weiteren Staatsverbrechen mit zig Millionen Toten?
  • Warum gibt es in Oberbayern kaum noch Kühe mit Hörnern
  • Warum lassen sich so viele Leute mit Online-Coachings, Online-Therapie und ähnlichem Hokuspokus abspeisen und fühlen sich damit auch noch cool und modern? (Online-„Kommunikation“ ist im Geistig-Emotionalen das, was „Röstzwiebeln“ aus der Packung beim Essen sind. Nur der Name, das Etikett, hat noch was mit der Sache zu tun.)
  • Warum tragen Männer außerhalb des Schwimmbades oder Fußballplatzes kurze Hosen?
  • Warum feiern ein und dieselben Leute, die vor nicht allzu langer Zeit tagtäglich und vorsätzlich viele Grundrechte mit Füßen getreten haben, 75 Jahre Grundgesetz, das eben jene Grundrechte garantieren soll, die sie absichtlich mißachtet haben?

Männer kümmern sich um die wichtigen Dinge des Lebens

Einer meiner Lieblingsbegriffe aus meinem Philosophie-Studium in den 1980er Jahren ist die Inkompetenz-Kompensations-Kompetenz, also das, was der „Regierung“ genannten Einrichtung in Berlin so völlig abgeht.

Im Berufsleben kommt man mit dieser Kompetenz ziemlich weit nach oben.

Das einfachste Mittel, um in Besprechungen, in denen es um Themen geht, von denen man keine Ahnung hat, Eindruck zu machen, ist: schweigen und wissend gucken. Eventuell mal eine kurze Bemerkung einwerfen, die möglichst allgemein gehalten sein sollte. Nur nicht in Details verstricken, denn für die braucht es Sachkompetenz. Dafür sind die kompetenten Umsetzer der unteren Hierarchie-Ebenen zuständig, die nicht in der Lage sind, mit der Inkompetenz-Kompensations-Kompetenz souverän zu jonglieren ...

Die Inkompetenz-Kompensations-Kompetenz ist also genau die Kompetenz, die man als Coach braucht, weil man von den Sachthemen, die die Klienten umtreiben, in der Regel keine Ahnung hat.

Nun zur Sache dieses Beitrags. Es ist eine Männersache. Vor ein paar Jahren ergab eine Umfrage, wie Paare sich die Alltagsaufgaben aufteilen: Die Frauen kümmern sich darum, wo und wie man wohnt, was man ißt, was die Kinder anziehen, auf welche Schule sie gehen, mit wem sie Umgang haben, daß sie gesund bleiben oder wieder werden und Ähnliches – also den ganzen Kleinkram.

Männer dagegen kümmern sich um die wichtigen Dinge des Lebens: den Nahostkonflikt, die Lage in Nordkorea, internationale Zoll- und Handels-Abkommen, Währungsturbulenzen in Südostasien und all die Kriege, die so am laufen sind.

Einen saftigen Eindruck von dieser Kompetenz-Aufteilung nach Geschlechtern bekam ich kürzlich an einem Frühsommersonntag in einem Ausflugscafé am Walchensee.

Der See funkelt und glitzert in der Mittagssonne, als wär’s der erste Sonntag der Schöpfung; im Hintergrund strahlen Wetterstein- und Soiern-Gebirge mit ihren immer noch schneebedeckten Gipfeln um die Wette. Ich esse einen Rhabarber-Streuselkuchen (natürlich mit Sahne – ich kenne meinen Udo Jürgens!), trinke einen Milchkaffee und bin in Zarathustra-Stimmung:

Hier saß ich, wartend, wartend, — doch auf Nichts,
Jenseits von Gut und Böse, bald des Lichts
Genießend, bald des Schattens, ganz nur Spiel,
Ganz See, ganz Mittag, ganz Zeit ohne Ziel.

Ich denke nichts. Schon gar nicht denke ich über etwas nach. Ich sitze und schaue, schaue und sitze.

Dann kommt die Schlange ins Paradies. In Gestalt von fünf Radfahrern. Sie haben die übliche Radfahrer-Uniform an: neongrell kreischende Trikots, fortpflanzungskritisch enge kurze Hosen, Helme mit fünf Farben, Handschuhe ohne Fingerspitzen. Das Ganze ist eine Kakophonie aus Farben und Formen. 

So, wie die fünf Radler durchs Café pflügen und sich einen Tisch suchen, so stelle ich mir den Hunneneinfall in Westeuropa im vierten Jahrhundert vor. Gegen die Radler-Kleidung hilft Wegsehen. Doch diese Fünfe reden auch. Und Ohrenlider haben wir leider nicht.

Sie nehmen vier Tische weiter weg Platz, doch das ist nicht weit genug entfernt, denn ihr Reden ist ein Brüllen. Sie überfluten damit die ganze Terrasse.

Nach der Bestellung befassen diese Männer sich mit den wichtigen Dingen des Lebens – also nicht mit dem, was sie selbst erleben können, etwa dem Blick auf die Berge oder mit der Strecke, die sie gefahren sind oder noch fahren werden, nein, das wäre zu banal an einem schönen Sonntag.

Es geht um die Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen. Jeder gibt das zum besten, was er sich von einer Zeitung oder vom Fernsehen dazu hat verabreichen lassen. Und die fünf kennen sich aus! Jeder weiß ganz genau, welches Land und welche Regierung was wann wie zu tun hätte.

Alle Café-Gäste müssen diese geballte Männer-Expertise und Weltproblem-Lösungs-Kompetenz mitanhören. 

Ich bin mir sicher: Keiner dieser Super-Männer hat die Buche, die Sie im nächsten Beitrag sehen und die nur wenige Meter vom Ort des Geschehens am Seeufer wächst, wahrgenommen. Ist ja bloß ein Baum ...

Heilsame Schönheit: Bäume

„Ich verstehe nicht, wie man an einem Baum vorübergehen kann und nicht beglückt sein, daß man ihn sieht?“, sagte Dostojewski. So geht’s mir auch. Deshalb zeige ich Ihnen hier besonders beglückende Bäume, an denen ich vorübergegangen bin. 

Bergahorn

Was für eine Kraft! Was für eine Entschlossenheit! Was für ein Mut! Wie diese Buche in den Himmel über dem See hinauswächst und sich der Sonne entgegenreckt, läßt mir das Herz höher schlagen. Ein Inbild persönlichen Wachstums ...
Am Nordufer des Walchensees bei Sachenbach

K.k.K.Kommentare kluger Kinesiologen

„Die Schönheit der Kinesiologie liegt darin, dass sie eine Methode zur Bewertung und Korrektur von Dysfunktionen im Körper bietet, die es ermöglicht, die Wurzel der Gesundheitsprobleme eines Menschen anzugehen, anstatt nur die Symptome zu behandeln.“
Sheldon Deal

Lesefrucht: Das ewig wiederkäuende Ungeheuer

Meine heutige Lesefrucht kennen Sie alle. Aus dem Deutschunterricht. Es ist Goethes „Werther“. Ein Paradebeispiel für die Sublimierung persönlichen Leidens durch Kreativität. Goethe läßt seinen Werther sich wegen Liebes- und Lebenskummers erschießen – so muß er selbst nicht den Abzug betätigen. Literatur als Suizid-Prävention. Hermann Hesses „Steppenwolf“ ist ebenfalls eine Frucht dieses Baumes.

Wir haben hier dasselbe Thema wie oben im Beitrag „Die Glücks-Bremse“. Schreiben ist ein Weg, die Glücks-Bremse zu lösen, indem man zugleich auf -9,9 und +9,9 ist. Leiden und Glück sind ein Kontinuum. Wer den Glücksbecher bis auf den Grund leeren möchte, kommt um den Leidensbecher nicht herum.

Goethe läßt seinen Werther das Ineinanderweben und -wirken von Glückstaumel und Verzweiflung in herrlich fließenden Sprachkaskaden aussprechen. Mit dem „Werther“ hat Goethe der deutschen Sprache ganz neue Ausdrucksreiche erschlossen. Ohne „Werther“ kein Heine und kein Nietzsche, kein Hesse und kein Mann ...

Lesen Sie selbst, genießen Sie das Glück der freiwilligen Goethe-Lektüre. Vergessen Sie den Deutschunterricht. Goethe lebt – trotz aller Deutschlehrer.

Ab hier hat mein Vornamensvetter das Wort:

„Mußte denn das so sein, daß das, was des Menschen Glückseligkeit macht, wieder die Quelle seines Elendes würde? Das volle, warme Gefühl meines Herzens an der lebendigen Natur, das mich mit so vieler Wonne überströmte, das rings umher die Welt mir zu einem Paradiese schuf, wird mir jetzt zu einem unerträglichen Peiniger, zu einem quälenden Geist, der mich auf allen Wegen verfolgt.

Wenn ich sonst die Vögel um mich den Wald beleben hörte, und die Millionen Mückenschwärme im letzten roten Strahle der Sonne mutig tanzten, und ihr letzter zuckender Blick den summenden Käfer aus seinem Grase befreite, und das Geniste, das den dürren Sandhügel hinunter wächst, mir das innere, glühende, heilige Leben der Natur eröffnete: wie faßte ich das alles in mein warmes Herz, fühlte mich in der überfließenden Fülle wie vergöttert, und die herrlichen Gestalten der unendlichen Welt bewegten sich allbelebend in meiner Seele.

Nur die Erinnerung jener Stunden macht mir wohl. Selbst diese Anstrengung, jene unsäglichen Gelüste zurückzurufen, wieder auszusprechen, hebt meine Seele über sich selbst und läßt mich dann das Bange des Zustandes doppelt empfinden, der mich jetzt umgibt.

Der Schauplatz des unendlichen Lebens verwandelt sich vor mir in den Abgrund des ewig offenen Grabes. Kannst du sagen: Das ist! Da alles vorübergeht? Da alles mit der Wetterschnelle vorüberrollt, so selten die ganze Kraft seines Daseins ausdauert, ach, in den Strom fortgerissen, untergetaucht und an Felsen zerschmettert wird?

Da ist kein Augenblick, der nicht dich verzehrte und die Deinigen um dich her, kein Augenblick, da du nicht ein Zerstörer bist, sein mußt; der harmloseste Spaziergang kostet tausend armen Würmchen das Leben, es zerrüttet ein Fußtritt die mühseligen Gebäude der Ameisen und stampft eine kleine Welt in ein schmähliches Grab.

Ha! Nicht die große, seltne Not der Welt, diese Fluten, die eure Dörfer wegspülen, diese Erdbeben, die eure Städte verschlingen, rühren mich; mir untergräbt das Herz die verzehrende Kraft, die in dem All der Natur verborgen liegt; die nichts gebildet hat, das nicht seinen Nachbar, nicht sich selbst zerstörte.

Und so taumle ich beängstigt. Himmel und Erde und ihre webenden Kräfte um mich her: ich sehe nichts als ein ewig verschlingendes, ewig wiederkäuendes Ungeheuer.“

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