Seitenblick - Der Newsletter von Odysseus Kinesiologie & Coaching

Künstliche Intelligenz – und jüdische Witze

Meine Themen heute für Sie: Nur, wer stark ist, kann schwach sein – ein Plädoyer für Verletzlichkeit | Ist in der künstlichen Intelligenz das drin, was draufsteht? | Instagram und die Indianer | Ein Gemälde für Sie: „Les Fleurs du Mal“ | Unübertroffen: Jüdische Witze. Viel Vergnügen beim Lesen. 

Eine Bitte: Wenn Sie jemand kennen, den das, was ich hier erzähle, interessiert, leiten Sie ihm diesen Newsletter weiter. Dankeschön.

Wolfgang Halder, Odysseus Kinesiologie & Coaching

Verletzlichkeit ist unsere große Stärke

Wenn es ab morgen keinerlei Aufzeichnungen irgendwelcher menschlichen Äußerungen mehr gäbe und Sie vorher die Möglichkeit hätten, noch eine einzige anzusehen, bevor sich alle in Luft auflösen, empfehle ich Ihnen einen Vortrag (TED-Talk) von Brené Brown (*1965).

Wobei „empfehlen“ das falsche Wort ist: Ich lege Ihnen diesen 20-Minuten-Vortrag ans Herz – ans offene, pochende Herz. Denn was die Sozialwissenschaftlerin Brené Brown sagt, kommt von Herzen – und geht zu Herzen.

Worüber spricht sie? Über Die Macht der Verletzlichkeit.

Die Quintessenz ihrer Erkenntnisse: Wir betäuben unsere Verletzlichkeit. Mit Drogen, Arbeit, Essen, Medikamenten. Das Problem dabei: Wenn wir den vermeintlich negativen Teil unserer Emotionen betäuben – also Angst, Scham, Trauer usw. – betäuben wir auch die positiven wie Freude, Dankbarkeit, Glücksgefühle

Dann sind wir lebende Tote. Wer ab und an S-Bahn oder Zug fährt und dabei nicht auf sein Smartphone starrt, sondern die Gesichter der Menschen wahrnimmt – vor allem die linke Seite, die unser wahres Gesicht zeigt –, weiß, was ich meine. 

Ich sehe mir dieses Video mit Brené Brown immer mal wieder an – und bin stets aufs neue tief berührt.

Es gibt einen zweiten Teil – Auf die Scham hören –, in dem Brené Brown darüber spricht, wie der sensationelle Erfolg ihres ersten TED-Talks ihr Leben verändert hat. Ebenfalls sehenswert.

Zum Video…

Humor und Intelligenz. Geht das zusammen?

Nicht, wenn die Intelligenz künstlich ist. Seit Wochen pfeift es in allen Medien: Die künstliche Intelligenz ist da, in Gestalt von „Chat GPT“. Sie sei überzeugend und produziere in ein paar Sekunden sehr gute Texte zu allen möglichen Themen von Backrezepten bis zu Seminararbeiten über das barocke Trauerspiel.

All die Journalisten, die Chat GPT preisen und über „fast perfekte Texte“ und eine „tiefgreifende Verständnisfähigkeit“ jubilieren, haben wohl nicht selbst damit gearbeitet, sondern – in bewährter Journalisten-Manier – irgendwo abgeschrieben oder die Pressemeldung blind übernommen. Ich weiß, wovon ich rede, denn ich habe viele Jahre als Journalist gearbeitet und kenne die Gepflogenheiten in diesem Metier.

Nun pfeife ich in Sachen Chat GPT auch noch mit. Der Anlaß: Eine befreundete Heilpraktikerin bat mich, einen von Chat GPT erstellten Text für ihre Internetseite Korrektur zu lesen. Dieser Text war miserabel. Sprachlich, stilistisch und von der Gliederung her war falsch, was man falsch machen kann. So wie Programmierer halt schreiben, wenn sie Normalsprache benutzen müssen und nicht Quellcode.

Drei Stunden habe ich gebraucht, um eine A4-Seite lesbar zu bekommen. Neuschreiben wäre schneller gegangen. Nach dieser Erfahrung wollte ich es genau wissen und habe diese künstliche „Intelligenz“ selbst ausprobiert – unter dem Aspekt, ob sie persönliches Wachstum befördert, denn darum geht es in mir. 

Mein Urteil in Kürze: „Garbage in, garbage out“ – um es im Informatiker-Deutsch zu sagen. Ein Beispiel: Ich habe Chat GPT eine einfache Frage zu Yin und Yang gestellt. Hier die Antwort des Programms:

In der TCM wird angenommen, daß bestimmte Organe mehr Yin- oder Yang-Energie haben. Zum Beispiel wird die Leber als Yang-Organ angesehen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Konzepte auf einem philosophischen Verständnis des Körpers und der Welt basieren und nicht auf wissenschaftlichen Fakten oder Beweisen.“ (Fettungen von mir.)

Diese Antwort ist falsch. In jeder Hinsicht. Erstens, weil die Leber kein Yang-Organ ist, sondern ein Yin-Organ ist. Zweitens, weil auch die angeführten „wissenschaftlichen Fakten“ auf einem „philosophischen Verständnis von Körper und Welt“ basieren. Die Prämissen des „wissenschaftlichen Weltbildes sind selbst nicht wissenschaftlich begründbar, sondern beruhen auf philosophischen Grundannahmen, die als wahr angenommen werden. Genau wie in der TCM, der traditionellen chinesischen Medizin. Das ist also kein stichhaltiger Einwand gegen die TCM.

Folglich sagte ich zu Chat GPT: „Die Antwort ist falsch. Die Leber ist ein Yin-Organ“.

Antwort: „Es tut mir leid, Sie haben recht. Ich korrigiere meine vorherige Antwort. In der traditionellen chinesischen Medizin wird die Leber als Yin-Organ betrachtet.“ Immerhin etwas, dieses Eingeständnis eines Fehlers, das können viele Träger natürlicher Intelligenz nicht. Aber das ist nicht der Sinn des Ganzen.

Zudem gibt das Programm stets seinen wertenden Senf dazu – wiewohl es „wissenschaftliche Objektivität“ für sich in Anspruch nimmt. Diese ideologischen Wertungen, die Ausdruck des begrenzten Horizonts der Programmierer sind, kommen immer mit der Floskel „Es ist jedoch wichtig zu beachten“ daher.

Das ist kleinkariert-zwanghafte Belehrung – entsprungen bleichgesichtigen, ungelüfteten Nerd-Hirnen. Der Begriff „Intelligenz“ ist hier nicht angebracht.

Damit bin ich bei den Urhebern dieser Art von „Intelligenz“, den Programmierern. Die können vieles, doch mit Denken, der „Arbeit des Begriffs“ (Hegel), tun sie sich meiner Erfahrung nach schwer. In grauer Vorzeit, also in den frühen 1980er Jahren, hab ich mal Informatik studiert und schnell gemerkt, daß Programmieren nichts weiter ist als das Koordinieren von Abläufen. Nur Buchhaltung ist noch langweiliger

Ich habe dann Informatik Informatik sein lassen und was Gescheites studiert: Philosophie – mithin: Denken. Also das, was Programmieren nicht ist. Das sieht man daran, daß Chat GPT brauchbaren Programm-Code erstellen kann, aber keinen stringenten Text zu einem Thema, das mehr verlangt als die Anhäufung von Zahlen, Daten und Fakten.

Und selbst da versagt Chat GPT oft. So behauptet es über mich: „Wolfgang Halder ist der Gründer der 'Akademie für angewandte Kinesiologie', die Kurse und Ausbildungen in angewandter Kinesiologie anbietet. Er hat auch eine eigene Methode entwickelt, die er 'Neurokinetik' nennt. Halder ist auch als Referent auf verschiedenen Konferenzen und Veranstaltungen im Bereich Naturheilkunde tätig.“ 

Über diese Antwort habe ich mich geärgert (eine Funktion des Yin-Organs Leber!), denn das Behauptete ist Bullshit, Schmarrn, Unsinn. Alles falsch. So hämmerte ich folgendes in die Tasten und Chat GPT um die digitalen Ohren: „Ich halte dich für ziemlich blöd.“ – Seltsam übrigens, daß ich das System gedutzt habe …

Antwort: „Ich bin ein Computerprogramm und habe keine Gefühle, daher kann ich weder beleidigt noch geschmeichelt sein. Meine Aufgabe ist es, dir bei Fragen und Problemen zu helfen.Humor hat die künstliche „Intelligenz“ also auch nicht …

Mein Fazit zu Chat GPT: Das Programm hat durchaus ansehnliche syntaktische Fähigkeiten. Und die werden uns als „Intelligenz“ verkauft. Doch Intelligenz, die diesen Namen verdient, spielt sich auf der semantischen Ebene, der Bedeutungsebene ab. Und da hat Chat GPT nichts zu bieten. Anders gesagt: Das Programm weiß, wie man spricht, doch es weiß nicht, wovon es spricht. Dafür müßte es intelligent sein …

Es eignet sich zum schnellen Erstellen von Fleiß-Texten wie Arztbriefen, Anwalts-Schriftsätzen und Behörden-Bescheiden, doch wenn es um Gedanken geht, muß dieses Programm passen, denn es hat keine. Mit Chat GPT kann man sich einen verregneten Sonntag-Nachmittag lang befassen – doch es verliert schnell seinen Reiz.

Da lese ich lieber ein bißchen Wittgenstein, denn der ermöglicht persönliches Wachstum. Er hat seinen „Philosophischen Untersuchungen“ dieses Nestroy-Zitat vorangestellt, das die Sache mit der künstlichen „Intelligenz“ auf den Punkt bringt: „Überhaupt hat der Fortschritt das an sich, daß er viel größer ausschaut, als er wirklich ist.Der Kaiser ist nackt.

Instagram und die Indianer 

Seit ein paar Tagen bin ich bei Instagram aktiv.

Mein erstes Posting lautete so: „Ich bin neu hier. Kenn mich nicht aus. Also fragte ich eine Freundin, was ich beachten soll. Ihre Antwort hatte es in sich: ‚Was Du auf Insta aufbauen willst, ist das Gegenteil von dem, was Insta ist. Insta lebt von einem IQ-Durchschnitt unter 100 und möglichst fernab von jeglichem Realismus.’ Da ich nicht weiß, wie hoch mein IQ ist, könnte es ja bestens passen. Mit mir und Insta. Wir probieren’s einfach ...“

Sie sehen, ich versuche mein Glück auf Instagram mit Scherz, Satire und Ironie. Das mag Herr Zuckerberg, dem der Laden gehört, gar nicht. Am Rosenmontag hab ich ein Foto von mir mit lockiger Damen-Perücke gepostet. Mit folgendem Text: 

Heute sind meine Pronomen SIE und IHR. Denn heute ist #Fasching #Karneval. Da ist #AllesErlaubt. Früher bin ich an Fasching gern als #Indianer gegangen. Würde ich heute natürlich nicht mehr machen. Ich bin, obwohl ein #Alter_weißer_Mann, sehr #sensitiv (wie diese Gesichtscreme). Würde deshalb nur noch als #Trans-Indianer*in gehen – als Winnetou*in oder Ntscho-tschi*in.

Ich hoffe, ich mach das mit der #Raute hier richtig. Hat eine Freundin mir geraten. Aus allem Wichtigen einen #Hashtag machen, sagt sie.

Eine Frage hab ich noch: Muss ich die zu meinem #Pronomen passende #Unterwäsche tragen?

Ende des Zitats. Diesen Text konnte ich nicht speichern. Wegen #Indianer! Ohne die Indianer-Passage nahm Instagram den Text an. Deshalb meine Bitte an Elon Musk: „Elon, kauf auch Instagram! Ich freu mich schon auf die Instagram Files“.

PS: Am Freitag vor Fasching kam ich in der U-Bahn mit einem schwarzen Jungen ins Gespräch. Stolz erzählte er mir, daß er sich im Kindergarten als Indianer-Häuptling verkleidet habe und beschrieb mir mit leuchtenden Augen seinen Federschmuck. Hut ab vor diesem Münchner Kindergarten, der Kinder noch Kinder sein läßt und sie nicht mit Ideologie drangsaliert.

PPS: Wenn Sie mir auf Instagram folgen möchten, geben Sie odysseus.kinesiologie.coaching ein, dann finden Sie mich. Oder einfach hier klicken.

Mein Michelangelo (5): „Les Fleurs du Mal“

Hier stelle ich Ihnen weitere Werke des Malers meiner Praxis-Gemälde, Frank Krüger, vor. Heute: "Les Fleurs du Mal" (Öl auf Leinwand, 40x40 cm).

Meine Assoziationen dazu:  Wollust – Wärme – wohlig – weich – Wunsch – wundervoll – wagen – Wallung – Willkommen – wonnevoll. Wie geht's Ihnen mit diesem Bild?

Lesefrucht: jüdische Witze

Heute gibt es Witze für Sie. Ohne große Vorrede. Und nur die besten – also jüdische. Los geht’s:

„Reb Koppel ist gestorben. Gehst Du zu seinem Begräbnis?“ – „Warum sollte ich? Er kommt ja auch nicht zu meinem!“

„Chaim, der Rabbi meint, der Messias wird bald kommen.“ – „Gott behüte! Da wird meine ganze Verwandschaft seit der Erschaffung der Welt auferstehen. Und sie werden alle zu mir kommen und bei mir wohnen wollen!“

„Ich weiß Ihnen eine gute Partie: hunderttausend Rubel!“ – „Haben Sie ein Foto?“ – „Seit wann brauchen hunderttausend Rubel ein Foto!“

„Was ist Chuzpe? Wenn einer Vater und Mutter erschlägt und dann im Mordprozeß mildernde Umstände erbittet, weil er elternloser Waise ist.“

„Samuel, morgen wollen wir das fünfundzwanzigjährige Jubiläum unserer Ehe ganz groß feiern!“ – „Warte noch fünf Jahre! Dann feiern wir den dreißigjährigen Krieg.“

Einem Juden fährt der Zug vor der Nase weg. „Alles Antisemitismus!“ murmelt er bitter.

„Itzig, warum hast Du so eine häßliche Frau geheiratet?“ – „Weißt du: innerlich ist sie schön!“ – „Nu, dann laß sie wenden!“

Frau, sich im Spiegel betrachtend, mit Genugtuung: „Dieses Ekel hat er verdient!“

SS-Kommandant zum Juden: „Wenn Du errätst, welches meiner Augen aus Glas ist, laß ich dich laufen.“ – Der Jude: „Das linke.“ – Der SS-Kommandant: „Richtig. Wie hast du das erkannt?“ – Der Jude: „Es hat mich so menschlich angeschaut.“

Beim Dirigieren einer Oper von Richard Strauss nahm Leo Blech an den Noten einige Änderungen vor. Strauss rief empört: „Wer hat das komponiert: Sie oder ich?“ – Leo Blech: „Gott sei Dank Sie!“

Im Zug. Mosche öffnet die Abteiltür und sieht seinen Freund Samuel in einer verfänglichen Position mit einer Dame. Er ruft erstaunt: „Samuel, was machst Du denn da!?“ – „Ich fahr nach Krakau.“ – „Aber doch nicht mitten durch die Leut!“

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