Seitenblick - Der Newsletter von Odysseus Kinesiologie & Coaching

Das große Fressen und ein Schrank

Meine Themen heute für Sie: Der Satz der Krankenschwester war ein Stich ins Herz. Eine berührende Fallgeschichte | Wie hängen Sex, Geld und Glück zusammen? | Lust auf ein Abenteuer? Machen Sie eine Stoffwechsel-Kur! | Ein Gemälde für Sie: "Peepshow 01" | Wie ein Schrank für den Kaiser Ihr Leben bereichern kann. Viel Vergnügen beim Lesen. 

Eine Bitte: Wenn Sie jemand kennen, den das, was ich hier erzähle, interessiert, leiten Sie ihm diesen Newsletter weiter. Dankeschön.

Wolfgang Halder, Odysseus Kinesiologie & Coaching

"Er muß jetzt in die Kühlung" ...

... sagte die Krankenschwester zu Martina L., als sie ins Zimmer kam, um den still geborenen Jungen aus den Armen der Mutter zu holen. Obwohl seither fast ein Jahr vergangen ist, ist dieser Satz immer noch wie ein Stich ins Herz von Frau L. Sie hat Tränen in den Augen, als sie mir davon erzählt. Ihr tiefer Schmerz füllt den Raum.

Ich sitze fassungslos dabei. Daß es so etwas immer noch gibt!? Heute, wo wir so viel wissen über die Macht von Worten und Sätzen. Worte können Schläge und Tritte sein, sie können Liebkosungen und Umarmungen sein; ein falsches Wort zur falschen Zeit quält und verfolgt uns Jahre und Jahrzehnte.

Das ist alles zur Genüge bekannt. Und dann dieser Satz! Ich möchte aufspringen, diese Krankenschwester packen und schütteln, damit sie aus ihrem Trott erwacht und beginnt wahrzunehmen, was sie in einer trauernden Mutter anrichtet mit so einer Bemerkung.

Wenn wir mit Unglück, Leid und Schmerz eines anderen Menschen konfrontiert werden, sind wir meist hilflos und überfordert. Wir glauben dann, etwas sagen zu müssen. Dabei wäre es fast immer das beste, einfach nur da zu sein für den Leidenden, ihn zu halten, zu umarmen und dadurch seinem Schmerz die Spitze zu nehmen. (Wie wichtig Berührung für uns Menschen ist, habe ich in meinem Beitrag Lassen Sie sich berühren! dargestellt.)

Doch wir meinen, reden zu müssen. Also sagen wir etwas, obwohl wir keine Ahnung haben, was das Richtige wäre. Und so reden wir irgendeinen Unsinn daher, der vor allem dazu dient, unsere eigene Unsicherheit zu verdecken und unsere eigene Angst vor Schmerz und Tod in den Griff zu bekommen. Dadurch verschlimmern wir den Schmerz dessen, dem wir mit Worten Trost geben wollen.

Lesen Sie in meiner neuen Fallgeschichte, was Martina L. noch erlebt und erlitten hat – und was wir gemeinsam unternommen haben, um sie wieder in sonnige Gewässer zu bringen.

Fallgeschichte lesen...

Das große Fressen 

Ich mache gerade eine Stoffwechsel-Kur. Die dauert sechs Wochen, und in den ersten drei Wochen gibt es keinen Alkohol, keine Kohlenhydrate und keinen Zucker. Also ganz viel Gemüse, Eiweiß, etwas Obst und viel Wasser sowie – damit ich nicht in einen Mangel rutsche – Mineralstoffe, Vitalstoffe und Vitamine.

Drei Wochen keinen Alkohol – das schaffe ich. Drei Wochen keine Kohlenhydrate – auch das schaffe ich. Drei Wochen nichts Süßes – ob ich das schaffe? Man ißt doch nur, damit man beim Nachtisch ankommt. Und während man den löffelt, freut man sich schon auf den Kuchen am Nachmittag. Und in die lange Zeit zwischen Nachtisch und Kuchen paßt immer das eine oder andere Stück Schokolade; oder ein paar Kekse; oder ein Riegel (mit Amaranth, damit's wenigstens gesund aussieht) ...

So meine bisherige Perspektive und meine bisherige Praxis. Nun bin ich am Ende der zweiten Woche ohne dieses ganze Zeug, und es geht mir prächtig – und es wird jeden Tag besser

Diese Kur beginnt mit zwei "Ladetagen", d.h. zwei Tage lang so viel wie möglich essen. Mindestens die doppelte Kalorienmenge als normalerweise. Darauf hab ich mich gefreut – sehr gefreut. Essen gehört zu den größten Freuden unseres Lebens. Was könnte es also Schöneres geben, dachte ich, als hemmungslos und mit bestem Gewissen in die totale oral-regressive Befriedigung einzutauchen. Herrlich! Ein Fest für Psychoanalytiker.

Zur Einstimmung sah ich mir Das große Fressen an. In diesem Skandal-Film von 1973 – u.a. mit Michel Piccoli und Marcello Mastroianni – treffen sich vier gutsituierte Pariser Bürger, um sich mit römischer Dekadenz zu Tode zu fressen.

Bei mir gab's keine Rebhühner, Austern und getrüffelte Pasteten wie im Film, dafür habe ich eine Orgie mit Weihnachts-Leckereien veranstaltet: Lebkuchen, Panettone (mit ganz viel Butter drauf), Stollen (mit ganz viel Butter drauf), Dominosteine, Zimt-Mandeln und alle Arten von Plätzchen. 

Und natürlich Spaghetti (eine 500-g-Packung nur für mich), dazu eine ganze Flasche Wein, zum Nachtisch zwei Packungen Eis (Vanille und Schoko), dazu Kekse, danach Schokolade und Erdnüsse und Chips ...

Schon am Ende des ersten Tages war es eine Qual! Ich war zutiefst erstaunt, wie schnell das Essen von Freunde in Schrecken gekippt ist. Trotzdem hab ich's auch am zweiten Tag durchgezogen. Welch Tortur!

Im Film "Das große Fressen" sind am Ende alle tot. Die haben ihr Ziel erreicht. Bei mir kam danach der Tag eins meiner Kur. Mein erster Gedanken nach dem Aufwachen: "Ich muß heute nichts essen! Wie schön! Wie herrlich! Was für ein Wohlgefühl!"

Eine guten Appetit wünsche ich Ihnen, wenn Sie das hier vor dem Mittagessen oder beim Nachmittags-Kuchen lesen. 

Sex statt Geld = Glück 

Geld wollen wir alle haben. Sex auch. Und glücklich wollen wir natürlich auch sein. Über den Zusammenhang dieser Dinge und der ihnen zugrundeliegenden Bedürfnisse kann man lange und lustvoll philosophieren. Man kann aber auch den Computer anwerfen und diesen Zusammenhang berechnen.

Damit verbringt der englische Ökonom David Blanchflower seine Arbeitstage. Er widmet sich der Ökonomie des Glücklichseins ("economics of happiness") und erforscht zum Beispiel, wie Alter, Bildung oder Gesundheit mit dem Glücklichsein zusammenhängen.

Auch mit den Verbindungen zwischen Einkommen, Sexualverhalten und Glück hat er sich befaßt. Einige seiner Ergebnisse: Ein höheres Einkommen führt nicht zu mehr Sex; der durchschnittliche Amerikaner hat 2-3 mal im Monat Sex; gute ausgebildete Frauen haben weniger Sexualpartner als weniger gut ausgebildete; Verheirate haben häufiger Sex als Singles.

Besonders des Nachdenkens wert finde ich dieses Forschungsergebnis: "Die Steigerung der Sex-Häufigkeit von einmal im Monat auf einmal pro Woche steigert das Lebensglück so stark wie ein zusätzlicher Verdienst von 50.000 Dollar pro Jahr."

Also: Rackern Sie nicht ab für die nächste Gehaltserhöhung, verschwinden Sie lieber mit ihrem Partner ins Schlafzimmer. Oder in die Küche, den Keller, auf den Dachboden – je nach Neigung und Vorlieben. Den Segen der Wissenschaft haben Sie.

Quelle: David Blanchflower, Andrew Oswald: "Money, Sex, and Happiness"

Mein Michelangelo (2): "Peepshow 01"

Hier stelle ich Ihnen weitere Werke des Malers meiner Praxis-Gemälde, Frank Krüger, vor. Heute: "Peepshow 01" (Öl auf Leinwand, 40x40 cm).

Meine Assoziationen dazu: scharf/unscharf – verspielt – empfindlich – neckisch – nährend – weich – bekümmert – zart – perplex – verstörend. Wie geht's Ihnen mit diesem Bild?

Lesefrucht: fünfmal denken, einmal handeln

Ich liebe Geschichten über Zen-Mönche. Zu meinen Favoriten gehört die vom Schrank für den Kaiser, die ich Ihnen heute ans Herz legen möchte. Warum? Weil Sie die recht einfach zu einem Teil Ihres Alltags machen können – und so Ihr persönliches Wachstum befördern. Hier ist die Geschichte:

"Ein Meisterhandwerker im alten China wurde vom Kaiser beauftragt, einen Schrank für des Kaisers Schlafzimmer herzustellen. Der Handwerker, ein Zen-Mönch, sagte dem Kaiser, daß er während fünf Tagen nicht in der Lage sein werde zu arbeiten.

Die Spione des Kaisers sahen, wie der Mönch die ganze Zeit dasaß und anscheinend nichts tat.

Dann, als die fünf Tage vorbei waren, stand der Mönch auf. Innerhalb dreier Tage fertigte er den außergewöhnlichsten Schrank, den je jemand gesehen hatte. Der Kaiser war so zufrieden und neugierig, daß er den Mönch zu sich kommen ließ und ihn fragte, was er während der fünf Tage vor dem Beginn seiner Arbeit gemacht hatte.

Der Mönch antwortete: 

Den ersten Tag verbrachte ich damit, jeden Gedanken an Versagen, an Furcht, an Bestrafung, falls meine Arbeit dem Kaiser missfallen sollte, loszulassen.

Den zweiten Tag verbrachte ich damit, jeden Gedanken an Unangemessenheit und jeden Glauben, daß mir die Fertigkeiten fehlen würden, einen dem Kaiser würdigen Schrank zu fertigen, loszulassen.

Den dritten Tag verbrachte ich damit, jede Hoffnung und jedes Verlangen nach Ruhm, Glanz und Belohnung, falls ich einen Schrank fertigen sollte, der dem Kaiser gefallen würde, loszulassen.

Den vierten Tag verbrachte ich damit, den Stolz, der in mir wachsen könnte, falls ich in meiner Arbeit erfolgreich sein sollte und das Lob des Kaisers empfangen würde, loszulassen.

Den fünften Tag verbrachte ich damit, im Geist die klare Vorstellung dieses Schrankes zu betrachten, in der Gewissheit, daß sogar ein Kaiser ihn sich wünschte, so wie er jetzt vor Ihnen steht."

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