Seitenblick - Der Newsletter von Odysseus Kinesiologie & Coaching

Lust, Selbst-Denken und Angestellte

Meine Themen heute für Sie: Die unselige Koppelung von Lust und Schuld | Denken ist gefährlich! | Google lügt | Heilsame Schönheit: Bäume tun uns gut | Kluge Gedanken zur Weisheit von Mehrheiten | Sind Angestellte die neuen Sklaven? | Viel Vergnügen beim Lesen!

Dieser Newsletter ist zu 100 Prozent frei von KI. Was Sie hier lesen, ist auf meinem Mist gewachsen. Und bekanntlich wachsen auf dem Mist die schönsten Rosen.

Eine Bitte: Wenn Sie jemanden kennen, den das, was ich hier erzähle, interessiert, leiten Sie ihm diesen Newsletter weiter. Dankeschön!

Wolfgang Halder, Odysseus Kinesiologie & Coaching

Schuldig durch einen Orgasmus?

Wir Menschen sind seltsam konstruiert. Das denke ich immer wieder. Doch kürzlich bei einer Sitzung mit einer Kinderwunsch-Klientin sprang mich diese Erkenntnis mit besonders würgender Wucht an. Mir kam der Satz des Psychologen Carl Gustav Jung in den Sinn, es sei einfacher, auf den Mond zu fliegen, als den Menschen zu verstehen.

Als die Klientin mir ihre Geschichte erzählte, krampfte sich in mir alles zusammen – und beim Schreiben war das wieder so. Was war geschehen?

Frau K., Anfang Vierzig, versucht seit einigen Jahren Mutter zu werden und hat auf dieser nervenzehrenden Reise schon einige künstliche Befruchtungen (IFV, ICSI) hinter sich, die allesamt erfolglos waren. Sie hat viel gemacht und mit sich machen lassen: Akupunktur, Ernährung, Psychotherapie, Meditation, Vitalstoffe sowie zig Bücher, Podcasts und Videos. Alles umsonst.

Bis dahin ist das der leider „normale“ Leidensweg einer Frau mit Kinderwunsch in den Mühlen der Reproduktions-Maschinerie

In einer Sitzung kam es dann mit einem fast gewalttägigen Schub zu der erschütternden Beichte – ich verwende diesen Begriff ganz bewußt, weil damit das christliche Schuld-Thema benannt ist, das immer noch so zerstörerisch in vielen Menschen wirkt.

Wenige Wochen nach einem Transfer verlor Frau K. ihr Kind. Kurz danach hatte sie wieder Sex mir ihrem Mann. Sie kam dabei zu einem außergewöhnlich heftigen Orgasmus. Und mitten in dieses wundervoll beglückende Lusterleben schoß wie ein Gift ein grausames Schuldgefühl in Frau K., verbunden mit dem Gedanken: „Wie kann ich solche Lust empfinden, wo doch mein Kind gestorben ist?!“

Plötzlich ist alles weggeschwemmt: die Bildung und Ausbildung von Frau K., ihre Lebenserfahrung, ihre Weltgewandtheit, all ihr Wissen und Können. Weggeschwemmt von der über die Generationen weitergegebenen lebensfeindlichen christlichen Kopplung von Lust und Schuld.

Dieser Unsinn zerfrißt noch heute die Menschen.

Denken ist schön – und gefährlich

Denken ist nicht beliebt. Die meisten Menschen vermeiden es, denn es ist anstrengend und kann zu Problemen mit den lieben Mitmenschen führen. Und zugleich ist es die zentrale Fähigkeit unseres Menschseins. Es ist unsere Helden-Eigenschaft und damit entscheidend für unser persönliches Wachstum. Wie das? Folgende Fragen geben Ihnen die Antwort:

  • Wenn Sie sich fürs Selbstdenken entscheiden und auf Tatsachen stoßen, die im Widerspruch zu dem stehen, was Sie bisher geglaubt haben, was dann?
  • Wenn Sie sich fürs Selbstdenken entscheiden und zu Schlußfolgerungen kommen, die die bisherige Routine Ihres Lebens stören, was dann?
  • Wenn Sie sich fürs Selbstdenken entscheiden und Ihre Ergebnisse Sie weit von den Meinungen der meisten anderen entfernen, was dann?
  • Wenn Sie sich fürs Selbstdenken entscheiden und Sie entdecken bei sich Eigenschaften, die Ihnen nicht gefallen, was dann?
  • Wenn Sie sich fürs Selbstdenken entscheiden und Sie sehen Dinge, die Sie und andere lieber nicht sähen, was dann?

Haben wir den Mut, bewußt und entschlossen selbst zu denken? Die Anreize und Belohnungen, das Selbstdenken zu vermeiden, sind zahlreich. Die Vermeidung wird überall honoriert: im Elternhaus, im Kindergarten, in der Schule, am Arbeitsplatz, in der Wissenschaft, in der Politik, in den Medien.

Nahezu alles ist auf Fügsamkeit und Gehorsam ausgerichtet – auch wenn die Sonntagsreden das Gegenteil verkünden. Die öffentliche „Moral“ folgt brav den „1984“-Maximen: „Krieg ist Frieden, Freiheit ist Sklaverei, Unwissenheit ist Stärke“.

Jedoch: Selbst zu denken ist eines unserer wichtigsten Überlebensmittel und die Grundlage unseres Wohlbefindens. Alles andere ist Leben in Lüge. Das macht krank. Immer.

Google belügt uns

Wenn wir unsicher sind oder etwas wissen wollen, dann googeln wir. Dabei sollten wir bedenken, daß Google uns anlügt. Absichtlich, systematisch und böswillig. Das einstige Google-Motto „Don’t be evil“ ist längst Geschichte.

Den Beweis für diese Behauptung liefert Melissa Fleming. Sie ist Untergeneralsekretärin für Kommunikation bei den Vereinten Nationen. In einer öffentlichen Rede ließ sie am 28. September 2022 die Katze aus dem Sack:

„Wir arbeiten mit Google zusammen. Wenn Sie ,Klimawandel’ googeln, zeigt Google Ihnen bei den oberen Suchergebnisse nun lauter UN-Quellen. Wir begannen die Partnerschaft mit Google, weil wir schockiert waren, daß, wenn man Klimawandel suchte, unglaubwürdige Informationen ganz oben angezeigt wurden. Nun sind wir aktiv. Uns gehört die Wissenschaft, und die Welt sollte das wissen. Die Suchmaschinen-Anbieter wissen es schon.“

Was Frau Fleming in bezug auf das Thema Klimawandel verkündete, gilt für alle Themen, bei denen es eine offizielle „Haltung“ gibt, die mittels Macht zur wissenschaftlichen Wahrheit hochgejubelt wird. „Uns gehört die Wissenschaft“ zeigt, daß es bei politisch brisanten Themen keine Wissenschaft mehr gibt, die das Wort verdient, sondern wohl eher Gefälligkeits-Studien im Wissenschafts-Mäntelchen.

Jeder Google-Nutzer, der die ebenso
dumm-dreiste wie pervers-stolze UN-Protzerei ignoriert, praktiziert Anti-Aufklärung, denn er negiert den Kerngedanken der Aufklärung, den Immanuel Kant formuliert hat: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.“

Das lernt jeder in der Schule – und vergißt es schnell wieder, wenn er etwas googelt.

Persönliches Wachstum beginnt bei „Kleinigkeiten“ wie der Nutzung von Google. Die Freiheit stirbt in kleinen Schritten – und sie wächst in kleinen Schritten. Wenn Sie den Chinesischen Turm im Englischen Garten in München nur mit Hilfe von Google finden, sollten Sie sich Gedanken machen. Nehmen Sie einen Stadtplan oder fragen Sie jemanden statt zu googeln. Bequemlichkeit ist der größte Feind der Freiheit.

Heilsame Schönheit: Bäume

„Ich verstehe nicht, wie man an einem Baum vorübergehen kann und nicht beglückt sein, daß man ihn sieht?“, sagte Dostojewski. So geht’s mir auch. Deshalb zeige ich Ihnen hier besonders beglückende Bäume, an denen ich vorübergegangen bin. 

Bergahorn

Erlen mögen nasse Füße. Dieses junge Geschwister-Quartett genießt das gemeinsame Fußbad im Bach. Ich sitze auf einer Bank vor den Vieren, erfreue mich am Spiel der Sonne in den Blättern, welche im Nachmittags-Wind schaukeln, und lausche dem Murmeln des Baches, dem Gesang der Ewigkeit.
Reschbergwiesen bei Farchant, Werdenfelser Land

Gedanken-Pfeil

„Gibt es einen einzigen Fall in der Geschichte, in dem die Mehrheit recht hatte?
Robert Heinlein (Amerikanischer Schriftsteller, 1907-1988)

Lesefrucht: Sind Angestellte Menschen?

Der Autor und Zufallsforscher Nassim Nicholas Taleb – er ist auch der Theoretiker des „Schwarzen Schwans“ – polemisiert in seinem „Kleinen Handbuch für den Umgang mit Unwissen“ auf herzerfrischende Weise gegen die modernen Sklaven namens Angestellte. Ich war knapp drei Jahrzehnte einer von ihnen und weiß aus erster Hand, wie recht er hat. 

Falls Sie angestellt sind und erst einmal keine Alternative dazu sehen, lassen Sie sich von Talebs spitzem Spott an- und aufregen. Seine verbalen rechten Haken bringen das Blut in Wallung, die Gefühle zum Brodeln und die Gedanken in Bewegung.

Sie müssen sich als Angestellter nicht gleich erschießen, aber Sie dürfen durch Talebs Aphorismen ins Nachdenken kommen: über Ihren Status, über unser als normal hingenommenes wahnwitziges Wirtschaftsleben und über die darin immer wilder wuchernde Technologie. Hier ist der Treibstoff für Ihre Gedanken:

„Wer nicht glaubt, daß eine Anstellung systematischer Versklavung gleichkommt, ist entweder blind oder angestellt.

Der Unterschied zwischen den Sklaven der Zeit der Römer und den heutigen Angestellten besteht darin, daß die Sklaven ihren Herren nicht schöntun mußten.

Die Beschäftigung mit Effizienz ist das größte Hindernis auf dem Weg zu einem poetischen, vornehmen, eleganten, robusten und heroischen Leben.

Man wird um Erfolg, Wohlstand, Intelligenz, Aussehen, gesellschaftlichen Status beneidet – kaum aber je um Weisheit.

Das Gehirn ist am intelligentesten, wenn man ihm keine Vorgaben macht. Leute, die unter der Dusche stehen, entdecken das gelegentlich.

Trauen Sie nie einem Menschen, der auf ein regelmäßiges Einkommen angewiesen ist, es sei denn es handelt sich dabei um den Mindestlohn.

Ein ethisch denkender Mensch stimmt seinen Beruf mit seinen Überzeugungen ab und nicht umgekehrt.

Der neugierige Geist verlegt sich auf die Wissenschaft; der begabte und sensible auf die Kunst; der praktische auf das Geschäft; und wer dann noch übrig bleibt, wird Wirtschaftswissenschaftler.

Narren: Akademiker mit zig Abschlüssen, Journalisten, Zeitungsleser, mechanistische ,Wissenschaftler’.

Das Unheil des Informationszeitalters besteht darin, daß die Toxizität der Daten sehr viel schneller zunimmt als ihr Nutzen.

Das Kollektiv (Schule, Regeln, Berufstätigkeit, Technologie) will uns in einem Ausmaß verallgemeinern, das einer Kastration gleichkommt.

Der Unterschied zwischen Technologie und Sklaverei bestehrt darin, daß Sklaven sich ihrer Unfreiheit voll und ganz bewußt sind.

In der Natur wiederholen wir niemals ein und dieselbe Bewegung; in der Gefangenschaft (Büro, Fitneßstudio, Arbeit, Sport) wird Leben zu einer Dauerschädigung aufgrund wiederkehrender Belastung.

Wir existieren nur dann, wenn wir die Freiheit haben, ohne erkennbares Ziel, ohne Rechtfertigung und vor allem jenseits der Diktatur fremder Vorgaben zu handeln.

Das Gegenteil von Männlichkeit ist nicht Feigheit, sondern Technologie.“

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