Der Autor und Zufallsforscher Nassim Nicholas Taleb – er ist auch der Theoretiker des „Schwarzen Schwans“ – polemisiert in seinem „Kleinen Handbuch für den Umgang mit Unwissen“ auf herzerfrischende Weise gegen die modernen Sklaven namens Angestellte. Ich war knapp drei Jahrzehnte einer von ihnen und weiß aus erster Hand, wie recht er hat.
Falls Sie angestellt sind und erst einmal keine Alternative dazu sehen, lassen Sie sich von Talebs spitzem Spott an- und aufregen. Seine verbalen rechten Haken bringen das Blut in Wallung, die Gefühle zum Brodeln und die Gedanken in Bewegung.
Sie müssen sich als Angestellter nicht gleich erschießen, aber Sie dürfen durch Talebs Aphorismen ins Nachdenken kommen: über Ihren Status, über unser als normal hingenommenes wahnwitziges Wirtschaftsleben und über die darin immer wilder wuchernde Technologie. Hier ist der Treibstoff für Ihre Gedanken:
„Wer nicht glaubt, daß eine Anstellung systematischer Versklavung gleichkommt, ist entweder blind oder angestellt.
Der Unterschied zwischen den Sklaven der Zeit der Römer und den heutigen Angestellten besteht darin, daß die Sklaven ihren Herren nicht schöntun mußten.
Die Beschäftigung mit Effizienz ist das größte Hindernis auf dem Weg zu einem poetischen, vornehmen, eleganten, robusten und heroischen Leben.
Man wird um Erfolg, Wohlstand, Intelligenz, Aussehen, gesellschaftlichen Status beneidet – kaum aber je um Weisheit.
Das Gehirn ist am intelligentesten, wenn man ihm keine Vorgaben macht. Leute, die unter der Dusche stehen, entdecken das gelegentlich.
Trauen Sie nie einem Menschen, der auf ein regelmäßiges Einkommen angewiesen ist, es sei denn es handelt sich dabei um den Mindestlohn.
Ein ethisch denkender Mensch stimmt seinen Beruf mit seinen Überzeugungen ab und nicht umgekehrt.
Der neugierige Geist verlegt sich auf die Wissenschaft; der begabte und sensible auf die Kunst; der praktische auf das Geschäft; und wer dann noch übrig bleibt, wird Wirtschaftswissenschaftler.
Narren: Akademiker mit zig Abschlüssen, Journalisten, Zeitungsleser, mechanistische ,Wissenschaftler’.
Das Unheil des Informationszeitalters besteht darin, daß die Toxizität der Daten sehr viel schneller zunimmt als ihr Nutzen.
Das Kollektiv (Schule, Regeln, Berufstätigkeit, Technologie) will uns in einem Ausmaß verallgemeinern, das einer Kastration gleichkommt.
Der Unterschied zwischen Technologie und Sklaverei bestehrt darin, daß Sklaven sich ihrer Unfreiheit voll und ganz bewußt sind.
In der Natur wiederholen wir niemals ein und dieselbe Bewegung; in der Gefangenschaft (Büro, Fitneßstudio, Arbeit, Sport) wird Leben zu einer Dauerschädigung aufgrund wiederkehrender Belastung.
Wir existieren nur dann, wenn wir die Freiheit haben, ohne erkennbares Ziel, ohne Rechtfertigung und vor allem jenseits der Diktatur fremder Vorgaben zu handeln.
Das Gegenteil von Männlichkeit ist nicht Feigheit, sondern Technologie.“ |