Mütter, Milliardäre und furchtloses Coaching
Meine Themen heute für Sie: Das unsichtbare Band zwischen Mutter und Tochter | Vom Zombie zur Frau: die ergreifende Geschichte eines Erwachens | Verpasste Erfüllung in der Karibik | Heilsame Schönheit: Bäume tun uns gut | Hermann Hesses kluge Worte zu den Wirrnissen der Liebe | Ein Coach ist nicht Ihr Freund | Viel Vergnügen beim Lesen!
Dieser Newsletter ist zu 100 Prozent frei von KI. Was Sie hier lesen, ist auf meinem Mist gewachsen. Und bekanntlich wachsen auf dem Mist die schönsten Rosen.
Eine Bitte: Wenn Sie jemanden kennen, den das, was ich hier erzähle, interessiert, leiten Sie ihm diesen Newsletter weiter. Dankeschön!
Wolfgang Halder, Odysseus Kinesiologie & Coaching
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Verbundenheit ist eine unserer größten Sehnsüchte. Zugehörigkeit ist die Zwillingsschwester dieses Grundbedürfnisses. Das schönste Bild, in dem sich das ausdrückt, ist das einer stillenden Mutter: Kind und Mutter sind verbunden, beide spüren den jeweils anderen: Du gehörst zu mir, ich gehör' zu Dir.
Diese Verbundenheit bleibt bestehen für den Rest des Lebens. Selbst, wenn die äußeren Lebensumstände eine andere Sprache zu sprechen scheinen und Streit oder Entfremdung dominieren. Das unsichtbare Band zwischen Eltern und Kindern können wir nicht durch eine Willens-Entscheidung durchtrennen; diese Macht haben wir nicht, auch wenn wir es uns oft und lange einbilden und einreden. Mutter bleibt Mutter, Vater bleibt Vater, Kind bleibt Kind.
Ein bewegendes Verbundenheits-Beispiel durfte ich kürzlich in einer Sitzung mit einem sechzehnjährigen Mädchen erleben. Mutter und Tochter kommen gemeinsam zu mir in die Praxis. Die Tochter möchte ihr Anliegen allein mit mir betrachten. Das entscheidet nicht die Mutter und schon gar nicht ich, denn es ist die Sitzung der Tochter. Sie bestimmt. Es ist ihr Prozeß.
Zwei Ecken von meiner Praxis entfernt ist das schönste Café Münchens, das „Marais“, ein ehemaliges Miederwarengeschäft, das die Laden-Ausstattung aus den fünfziger Jahren beibehalten hat und bei dem man im Schaufenster auf historischen Möbeln sitzt. Und vor allem: Die Tarte Tatin dort ist zum Niederknien ...
Dieses Café empfehle ich der Mutter, damit sie dort zur Ruhe kommt, während die Tochter und ich gemeinsam arbeiten.
Es wird eine intensive und aufwühlende Sitzung. Nach 40 Minuten – das wird nachher noch wichtig! – landen wir im Rahmen einer kinesiologischen Altersrückführung beim 9. Schwangerschaftsmonat.
An diese Zeit im Mutterleib hat das Mädchen keine explizite Erinnerung, weil unser vermeintlicher Erinnerungs-Speicher namens Gehirn in diesem Alter noch nicht speicherfähig ist. Doch das weit wichtigere Speichermedium, unser Körper, ist seit der Zeugung aktiv. Ihm entgeht nichts. Von den Zehen bis in die Kopfhaut registriert unser Leibseelegeist alles und vergißt nichts.
An dem, was bei einem Waldspaziergang zwischen Vater und hochschwangerer Mutter vor sechzehn Jahren gesagt und getan wurde, und das das Mädchen im Mutterleib voll miterlebt hat, arbeiten wir. Inhalt und Details dieser abenteuerlichen Reise in die Emotions-Vergangenheit spielen keine Rolle für das, was ich Ihnen hier erzähle. Es geht um Verbundenheit.
Als die Mutter meine Praxis verläßt und sich auf den Weg zum Café macht, erfaßt sie eine große Unruhe. Sie tigert aufgewühlt durch die Straßen des Viertels – ziellos, ruhelos, mit brodelndem Herzen.
Und nach 40 Minuten – Sie erinnern sich: da gelangten die Tochter und ich in der Sitzung beim 9. Schwangerschaftsmonat an – erfaßt sie eine Beklemmung, ihr Atem stockt, die Beine werden schwach, sie muß sich auf eine Bank setzen. Sie weiß nicht, was los ist, doch sie weiß, daß etwas los ist. Und zwar viel.
Das geht so ein Weilchen. Dann wandeln die Emotions-Wellen sich von Nordatlantik-Brechern zu sanftem Chiemsee-Kräuseln. Die Mutter wird wieder ruhig. Schließlich erreicht sie der Anruf der Tochter, „Mama, wir sind fertig, du kannst kommen“.
Die Tochter strahlt, ihre Augen leuchten, die Wangen glühen. Die Mutter sieht mit einem Blick, daß etwas tief Bedeutungsvolles geschehen ist. Sie spürt, daß der Mutter-Vater-Tochter-Emotions-Knoten, der im 9. Schwangerschaftsmonat festgezurrt wurde und der ihr noch heute selbst aus der Entfernung den Atem geraubt hat, gelöst ist.
So kam es, daß die Mutter das schöne Café „Marais“ nie erreicht hat, weil das Band, das sie mit ihrer Tochter verbindet, an ihrem Herzen zog. Da kann selbst eineTarte Tatin nicht mithalten. |
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„Jetzt bin ich mal dran!“ |
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Mein Coaching-Lehrer Roland Kopp-Wichmann hat endlich wieder mal eine Fallgeschichte veröffentlicht, die ich Ihnen wärmstens ans Herz legen möchte. Denn was in seiner Klientin – sie ist Mitte Vierzig – rumorte, rumort in vielen Frauen: Das Gefühl, selbst nicht zu existieren und immer nur für andere zu leben: die Kinder, den Mann, die Eltern, die Schwiegereltern.
Die Klientin fühlte sich wie ein Zombie, wie eine leere Hülle. Im Coaching erwacht sie und beginnt, sich selbst neu zu entdecken – jenseits von Rollen und Erwartungen. Eine Kostprobe für Sie:
„Ich habe das Gefühl, ich verschwinde langsam. Als ob ich nur noch funktioniere, aber nicht mehr lebe. Aber wenn ich das sage, klingt es so dramatisch, so … undankbar. Mir geht es doch gut. Ich habe eine Familie, ein Dach über dem Kopf, einen sicheren Job. – Manchmal wünsche ich mir, jemand würde einfach sagen: ‚Claudia, jetzt bist du mal dran. Jetzt darfst du an dich denken.‘ Aber das wird nicht passieren, oder?“
Lesen Sie hier die ganze Geschichte. |
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Wie sieht’s im Paradies aus? |
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Dieser Tage erreichte mich folgende E-Mail:
„Hey Wolfgang, stell dir vor, du sitzt mit mir am weißen Sandstrand von Necker Island, ein Cocktail in der Hand, umgeben von visionären Unternehmern, die persönlich wachsen wollen, ein offenes Herz haben und ein einzigartiges Netzwerk bilden. Richard Branson teilt seine größten Learnings, Dieter Lange stellt eine Frage, die alles verändert – und du spürst: Das ist der Ort, an dem wahre Transformation passiert.
Genau hier habe ich eine exklusive Videobotschaft für dich aufgenommen. Schau dir das Video jetzt an. Darin erfährst du: Warum Erfolg ohne Erfüllung das größte Missverständnis unserer Zeit ist. Wie du das, wofür ich 10 Jahre gebraucht habe, in nur 12 Monaten erreichst. Warum genau JETZT der perfekte Moment ist, um dein Business UND dein Leben zu transformieren.“
Solche E-Mails bekomme ich ständig. Diese ist in ihrer unbeholfenen Großmäuligkeit besonders merk-würdig. Mich stößt schon das schmierige „Hey Wolfgang“ ab. Damit verliert der Anbieter mich bereits bei der Anrede, und ich lese nur noch aus professioneller Neugier weiter. Selbst wenn dieser Kurs die Lösung all meiner Lebensthemen brächte, ich möchte mit solchen „Hey-du“-Leuten , die das Anrede-„Du“ obendrein klein schreiben, nichts zu tun haben.
Im Text wird viel gesäuselt von „Erfüllung“, „Transformation“, „das nächste Level“ und „Visionary Mastermind“. Und es wird immer wieder betont, daß wahre Erfüllung nichts mit Geld zu tun habe. Damit diese Botschaft rüberkommt, setzen die Anbieter den englischen Unternehmer und Milliardär Richard Branson als Zugpferd ein. Unausgesprochene Suggestiv-Botschaft: „Was Branson geschafft hat, kannst Du auch schaffen. Aber nur, wenn Du unseren Kurs buchst!“
Für mich soll mein Geld nicht wichtig sein! Mit dem richtigen Next-Level-Transformations-Mindset gebe ich mein Geld gern und willig und selig-dämlich grinsend dem Anbieter dieses Kurses. Soll der mit meinem Geld reich und unglücklich werden. Ich bin lieber arm und erfüllt!
Daß es sich bei dem angebotenen Kurs um ein Schnäppchen handelt, versteht sich von selbst: Er kostet nur 72.000 Euro statt 90.000. Wenn ich innerhalb der nächsten Tage buche. So schnell kann ich 18.000 Euro sparen! In der Politik nennt man Geld, das man nicht hat, aber trotzdem ausgibt, „Sondervermögen“ ...
Zu guter Letzt: Der Super-Transformations-Kurs findet auf der Privatinsel Richard Bransons in der Karibik statt. Damit sollen die Empfänger der E-Mail gelockt werden: „Stell' dir vor, du sitzt am weißen Sandstrand von Necker Island“.
Da läuft’s mir kalt den Rücken runter. Ein weißer Sandstrand ist das absolute K.o.-Kriterium für mich. Palmen, Sandstrand und ewige Sonne – so stell' ich mir die Hölle vor. Robinson Crusoe wußte genau, warum er von seiner Paradies-Trauminsel mit weißem Sandstrand wieder weg wollte.
Jeder Baum im Münchner Westpark (Hallo, Frau Urban!), jeder Bach im „Blauen Land“ bei Murnau, jede Alpendohle auf einem Südtiroler Berggipfel ist für mich mehr Paradies als die ganze Karibik und Südsee zusammengenommen.
Also bleibe ich erbärmlich un-transformiert, ohne Learnings und entdecke nicht mein Visionary Mastermind. Richard Branson muß ohne mich auf seiner Sandstrand-Insel seine Erfüllung finden. |
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Heilsame Schönheit: Bäume |
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„Ich verstehe nicht, wie man an einem Baum vorübergehen kann und nicht beglückt sein, daß man ihn sieht?“, sagte Dostojewski. So geht’s mir auch. Deshalb zeige ich Ihnen hier besonders beglückende Bäume, an denen ich vorübergegangen bin.
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Im Vordergrund die natürliche Ordnung: Schneeglöckchen umschmeicheln eine Pappel, die vor Palmkätzchen strotzt und es kaum erwarten kann, ihre Blätter zu entfalten. Im Hintergrund die moderne (Un-)Ordnung: Industrieschnee simuliert mitten im Frühling den Winter und klotzt eine Skipiste auf die Wiese, die deshalb nicht atmen kann. Auf dieser Piste lernte Bastian Schweinsteiger das Skifahren. Damals noch mit echtem Schnee? Am Hocheck in Oberaudorf, bayerisches Inntal |
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„Ich dachte mit Verwunderung und Grauen an die närrischen Wirrnisse des Lebens. Daß Liebe vergebens sein kann, und daß Menschen, die es gut miteinander meinen, doch einer am anderen vorbei ihr Schicksal leben, jeder sein eigenes, unbegreifliches, und wie jeder dem anderen helfen und nah sein möchte und nicht kann, wie in sinnlosen Angstträumen.“ Hermann Hesse (aus seinem frühen Roman „Gertrud“) |
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Lesefrucht: furchtloses Coaching |
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Das beste Buch zum Thema Coaching, das ich kenne, ist „The Prosperous Coach“ (Der wohlhabende Coach), ein Gemeinschaftswerk der Amerikaner Steve Chandler und Rich Litvin. Ich lese es gerade zum dritten Mal und entdecke dabei erneut auf jeder Seite wertvolle Empfehlungen und Anregungen.
Ich lasse Sie heute an den Erkenntnissen der beiden zum Thema „furchtloses Coaching“ teilhaben. Vorhang auf für Chandler und Litvin:
„Der Zauber eines furchtlosen Coachings ist nicht in Ihnen, dem Coach. Er ist da drüben, bei der Person, mit der Sie arbeiten. Es geht dabei nicht um einen Stil oder ein System oder eine Technik, vielmehr geht es um diese Schlüssel-Elemente:
Seien Sie mutig Sagen Sie mutig, was gesagt werden muß. Halten Sie nichts zurück. Sie sind nicht dazu da, der Freund Ihres Klienten zu werden. Sie sind dazu da, um für Ihren Klienten das wirkungsvollste Coaching zu erschaffen, das er je erlebt hat.
Suchen Sie das Genie in der Person vor Ihnen Meine Klienten sagen mir, daß es eines der größten Geschenke für sie ist, zu wissen, daß ich an sie glaube; selbst dann, wenn sie vergessen, selbst an sich zu glauben. Dabei geht es nicht darum, wieviel die Klienten verdienen oder welche Position sie haben. Es geht um meine Kriterien für meine Klienten. Meine Klienten inspirieren mich. Sie hängen sich rein. Sie haben Freude an sich und ihrem Prozeß, auch wenn er weh tut. Ich suche dieses Potential in jedem Klienten, mit dem ich meine Zeit verbringe.
Gehen Sie tiefer Gehen Sie unermüdlich in die Tiefe des Klienten, tiefer, als er es sich je vorgestellt hat. Finden Sie dort den ,geheimen Traum’ des Klienten – das Ziel hinter seinem Ziel. Graben Sie tiefer zu den tiefsten Träume und den tief verborgenen Ängsten, als es je jemand getan hat.
Jeder Klient hat ein Ziel hinter seinem Ziel. Und kein Klient kommt zu Ihnen aus dem Grund, den er Ihnen zuerst präsentiert. Ihre Aufgabe ist es, herauszufinden, was der Klient wirklich, wirklich will. Tun Sie das, und die Klienten werden es Ihnen auf ewig danken. Und Sie werden die Klienten haben, die Sie wollen.
Nutzen Sie die Kraft der Stille Stille ist eines der mächtigsten Coaching-Werkzeuge. Wenn Sie mehr sprechen als der Klient, ist es sehr unwahrscheinlich, daß Sie erfahren, was in ihm vorgeht. Wenn Sie keine Frage haben, sagen Sie nichts.
Vergegenwärtigen Sie sich, daß der Zauber in der Person vor Ihnen ist Wenn Sie Ihren Klienten Ihre absolute, volle, ungeteilte Aufmerksamkeit schenken und wirklich präsent sind, wird Ihre innere Weisheit Ihnen sagen, wie es weitergehen soll. Hinhören ist die wichtigste Fähigkeit eines Coaches.
Sie müssen kein Experte in den Belangen sein, die das Leben Ihrer Klienten bestimmen. Die wollen Sie nicht als Berater! Die wollen einen Coach. Tatsächlich ist es so, daß es eine Ihrer wichtigsten Fähigkeiten ist, viel weniger über die Arbeit Ihrer Klienten zu wissen als diese. Scheuen Sie sich deshalb nicht, scheinbar offensichtliche Dinge zu fragen.
Achten Sie auf die Worte Die Worte Ihrer Klienten sagen Ihnen alles über die Welt, in der diese leben. Die Worte zeigen Ihnen, worauf die Klienten sich fokussieren. Ändern Sie diesen Fokus, dann ändern Sie die Welt Ihrer Klienten.
Verbergen Sie nichts Zeigen Sie sich so, wie Sie sind, mit dem ganzen Ausdruck Ihrer Person. Verstecken Sie nichts, halten Sie nichts zurück
Es geht nicht um Sie In einem Coaching geht es nicht um Sie. Sie werden niemals ein wirkungsvoller Coach sein, wenn Sie glauben, es gehe um Sie.
Nehmen Sie eine klare Position ein Machen Sie deutlich, von wo aus Sie sprechen und wohin: Sprechen Sie mit Ihrem Herzen zur inneren Weisheit Ihrer Klienten. Oder mit Ihrem Bauchgefühl zu den Herzen der Klienten.
Coaching kann Wunder bewirken Lassen Sie Ihre Klienten das wissen. Geben Sie jeder Sitzung einen kraftvollen Rahmen. Hohe Erwartungen bringen das Beste zum Vorschein: in Ihren Klienten – und in Ihnen.
Seien Sie bereit zu scheitern Scheitern Sie. Wieder. Und immer wieder. Hoffnung ist für ein Coaching bedeutungslos. Coaching macht Wunder möglich. Wunder entstehen, wenn wir von einem Scheitern zum nächsten stolpern und dabei unsere Begeisterung behalten.“ |
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In meinem Newsletter-Archiv Gedanken und Spitzen finden Sie die besten Beiträge vergangener Ausgaben.
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