Gefühle, Bewerbungen und der Lebensfeind Politik
Meine Themen heute für Sie: Der innere Tanz von Gefühlen und Tatsachen | Warum wir an unseren Symptomen hängen | Finger weg von Bewerbungs-Coaches | Heilsame Schönheit: Bäume tun uns gut | Kluge Worte zur Wahl von Sokrates | Leben statt Politik | Viel Vergnügen beim Lesen!
Dieser Newsletter ist zu 100 Prozent frei von KI. Was Sie hier lesen, ist auf meinem Mist gewachsen. Und bekanntlich wachsen auf dem Mist die schönsten Rosen.
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Wolfgang Halder, Odysseus Kinesiologie & Coaching
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Wenn Ihnen etwas mißlingt, was denken Sie dann von sich? Variante 1: „Ich fühle mich wertlos und hab’ das Gefühl, ein Versager zu sein“. Oder Variante 2: „Ich bin ein Versager, meine Lage ist hoffnungslos!“
Der Unterschied zwischen diesen beiden Varianten ist gewaltig – und wir mißachten ihn leider oft.
Wenn Sie sagen „Meine Lage ist hoffnungslos“, konstatieren Sie selbstmitleidig eine vermeintliche Tatsache. Wenn Sie sagen, „Ich fühle mich verloren und hoffnungslos“, ist es kein Selbstmitleid, sondern Sie beschreiben ein Gefühl.
Die Beschreibung von Gefühlen, so schmerzhaft diese sein mögen, kann heilsam sein. Vermeintliche Tatsache über die Grausamkeit des Lebens zu behaupten, ist dagegen oft selbstzerstörerisch.
Bei den „Tatsachen“ versuchen wir nicht, unsere Lage zu ändern. Wir verharren trotzig in dem Zustand „So bin ich halt“. Bei den Gefühlen versuchen wir, uns besser wahrzunehmen, unser Bewußtsein für uns selbst zu verfeinern.
Wir können uns nicht von etwas befreien, das wir nie gefühlt haben. Deshalb ist die Unterdrückung unserer Gefühle ein Signal für Selbstentfremdung. Sie verhindert klares Denken und Bewußtsein, schmälert unsere Urteilskraft. Deshalb: Fühlen Sie, daß Sie fühlen und was Sie fühlen – und basteln Sie keine Tatsachen daraus. |
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Zehn gute Gründe, unsere Symptome zu behalten |
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Von Natur aus strebt jedes Lebewesen danach, heil zu sein. Doch oft haben wir gute Gründe, an einem Symptom festzuhalten, da wir es brauchen.
Ich staune immer wieder, bei wievielen Menschen der Satz „Ich bin unheilbar“ einen starken, zustimmenden Muskeltest ergibt (eine vermeintliche Tatsache! – siehe Beitrag oben). Welch unselige Verdrehung unserer Natur! Hier sind die häufigsten Gründe, warum wir unser Unglück lieben:
- Trotzhaltung einem Elternteil gegenüber (evtl. aus Rache). Über das Symptom halten wir die Verbindung zu einem Elternteil aufrecht.
- Wir trauen uns die Übernahme von Verantwortung für unser Leben nicht zu.
- Wir richten unsere Wut gegen uns selbst statt gegen die wahren Verursacher.
- Schmerz ist für manche die einzige Möglichkeit, sich zu spüren.
- Wir schützen uns vor unseren echten Bedürfnissen.
- Wir wollen andere (z.B. Bruder oder Schwester) nicht überflügeln, auch nicht durch Gesundheit.
- Dank unserem Symptom haben wir jederzeit eine Ausrede für alles und jedes.
- Wir können Macht ausüben über die Menschen in unserem Umfeld.
- Wir bekommen Aufmerksamkeit und Zuwendung.
So viele Vorteile! Kein Wunder, daß wir unsere Symptome lieben und uns nur sehr schwer von ihnen trennen wollen. Bis es uns dann richtig zerlegt und wir endlich bereit sind, Verantwortung für uns zu übernehmen statt in Selbstmitleid wohlig zu baden. |
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Oh Graus! Was ein Bewerbungs-Coach empfiehlt |
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Im Newsletter eines sehr geschätzten Kollegen war vor einiger Zeit ein Hinweis zu einem Video, wie man sich bei Bewerbungsgesprächen verhalten solle. Da ich in meinen Jahren als Geschäftsführer in einem mittelständischen Betrieb viele Bewerbungsgespräche geführt habe, war ich neugierig auf diese Empfehlungen.
Von dem, was ich dann zu hören bekam, war ich – gelinde gesagt – entsetzt. Was der Rhetoriktrainer und Bewerbungs-Coach Matthias Pöhm empfiehlt, empfinde ich als haarsträubend und das Intelligenz- und Menschenkenntnis-Niveau der Bewerber und der Personaler beleidigend.
Hier eine Kostprobe: Bei der angeblich immer noch gestellten Frage nach Schwächen solle man Schwächen nennen, die jeder habe und die allgemein toleriert werden, z.B. „Ich kann mir schlecht Namen merken“. Wie lächerlich! Einen Bewerber, der mir das gesagt hätte, hätte ich sofort mit falschem Namen angesprochen, um zu sehen, wie er darauf reagiert.
Doch das war nicht nötig, weil ich diese Frage nie gestellt habe. Die „Schwächen“ eines Bewerbers kann man weit aussagekräftiger durch einen kleinen Realitäts-Test erkennen.
Ein Beispiel: Im Rücken des Kandidaten an einem kalten Tag ein Fenster gekippt lassen. Erträgt er den Luftzug still leidend? Oder feige in sich hinein grummelnd? Traut er sich, was zu sagen? Wie sagt er es? Steht er gar auf und schließt das Fenster, verbunden mit einer scherzhaften Bemerkung übers Wetter?
Letzteres ist meine Lieblings-Variante, denn da weiß ich: Der entscheidet selbst! Hat keine Angst vor Autoritäten. Handelt unverzüglich, wenn es nötig ist, und kann sein Handeln zudem verbal charmant vermitteln. Das sagt mir mehr als seine Antwort auf eine abgenudelte Frage nach Schwächen.
Noch eine Kostprobe: Diesmal zur Frage „Was wissen sie über unsere Firma?“. Jetzt müsse der Bewerber „Eindruck schinden beim zukünftigen Arbeitgeber“, lehrt der Bewerbungs-Experte. Wie macht man das? Der Coach weiß es: „Sie müssen mindestens zwei oder drei Minuten flüssig und auswendig gelernt daherreden können!“
Für den öffentlichen Dienst, Stiftungen oder ein Ministeramt mag „daherreden“ die passende Empfehlung sein, schließlich macht man, wenn man denn eingestellt wird, später auch nichts groß anderes.
Doch für eine Firma, die mit sinnvollen Produkten oder Dienstleistungen ihr Geld verdient und nicht nur Ideologie in die Luft bläst, braucht es mehr als die Tugenden eines gehorsamen Papageis.
Nebenbei bemerkt – und durchaus kleinkariert, dessen bin ich mir bewußt: Ein „Rhetoriktrainer“, der trompetet, er werde „von der Presse als Deutschlands bester Rhetoriktrainer bezeichnet“, und der ständig die Satzkonstruktion „Weil das ist X“ verwendet, disqualifiziert sich selbst. Bei jedem „Normal“-Sprecher wäre mir das egal, doch wer sich selbst als Rhetorik-Supermann anpreist, der sollte einen korrekten Satz formulieren können.
Mein Fazit: Verhielten Arbeitgeber und Bewerber sich tatsächlich so dämlich, wie der Bewerbungs-Coach es den einen unterstellt und den anderen empfiehlt, ginge in diesem Land noch mehr den Bach runter als ohnehin schon.
Meine Empfehlung: Es genügt, bei einem Bewerbungsgespräch mit jemandem ein paar Minuten über Fußball zu plaudern. Ein Thema, mit dem der Kandidat nicht rechnet, auf das er sich nicht vorbereitet hat – und vor allem ein emotionales Thema. Da fallen schnell die Hemmungen, andressierte Höflichkeiten schmelzen dahin – und ich weiß nach kurzer Zeit, mit was für einem Menschen ich es zu tun habe.
Der Sinn eines Bewerbungsgesprächs ist es ja, die emotionale Anatomie eines Menschen kennenzulernen – alles andere steht in den Unterlagen.
Statt also zu fragen, „Welche Schwächen haben Sie?“, einfach beiläufig anmerken, „Mei, die Bayern haben am Samstag ja wieder einen Mist zusammengespielt“ – und schon rollt die Kugel der Selbstoffenbarung ... |
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Heilsame Schönheit: Bäume |
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„Ich verstehe nicht, wie man an einem Baum vorübergehen kann und nicht beglückt sein, daß man ihn sieht?“, sagte Dostojewski. So geht’s mir auch. Deshalb zeige ich Ihnen hier besonders beglückende Bäume, an denen ich vorübergegangen bin.
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Ein junge zarte Birke, geschmückt mit Rauhreif. Sie lebt in einer Birkenallee, wächst also in Gemeinschaft mit alten erfahrenen Birken heran. Im Hintergrund der halb zugefrorene Staffelsee mit seinen sieben Inseln. In sehr kalten Wintern, wenn der See ganz zufriert, kann man von einer Insel zur anderen spazieren. Bei Uffing im „Blauen Land“ |
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„Egal, wen man wählt, man wählt immer einen Politiker. Das ist das Problem.“ Sokrates, Philosoph aus Athen (470-399 v.u.Z.)
Sokrates wurde auf Betreiben der Politiker Athens angeklagt, zum Tode verurteilt und mit einem Gifttrank hingerichtet. Man warf ihm vor, nicht an die Götter zu glauben, die der Staat vorgibt, und die Jugend zu verderben. Kurzum: Er hat sich der Staats-Ideologie nicht unterworfen, sondern selbst gedacht und zudem andere dazu gebracht, selbst zu denken. Das wird auch heutzutage nicht gern gesehen – von Lehrern, Politikern und Journalisten, die uns täglich mir ihrer Angst-Pornografie belästigen. |
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Lesefrucht: Leben statt Politik! |
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Die Politik ist der größte Feind des Lebens – und damit auch des persönlichen Wachstums. Das mußte Sokrates vor zweieinhalbtausend Jahren gift-bitter erfahren – wie im „Gedanken-Pfeil“ oben dargestellt. Wir Deutschen sollten es nach zwei Weltkriegen und zwei sozialistischen Diktaturen mit den daraus erwachsenen transgenerationalen Traumen, auf denen wir alle noch herumkauen, begriffen haben.
Deshalb heute, an einem von der Politik dominierten Wahl-Tag, für Sie als Gegengewicht ein Gedicht, das das Leben feiert. Es stammt von meinem Freund Andreas Mathyl, dem ich herzlich dafür danke, daß ich es Ihnen hier servieren darf.
Leben
Am Leben wachsen, am Leben gesunden, sein Leben meistern in den schwierigsten Stunden!
Zu leben lernen, zu leben wissen, auf manches verzichten und doch nichts vermissen!
Am Leben sich reiben, sein Leben gewinnen, am Leben bleiben, neu zu leben beginnen:
Sein Leben fördern, zu leben beschließen, sein Leben nicht mördern, sich nicht gleich erschießen!
Ein Leben haben, dessen Gaben erschließen, am Leben sich laben und es lebend genießen!
Sein Leben umgraben, dem Leben entsprießen, sein Leben wie eine Pflanze gießen,
die frei atmen darf, die still wächst und gedeiht, die zu blühen wagt: Kurz ist Lebens Zeit! |
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In meinem Newsletter-Archiv Gedanken und Spitzen finden Sie die besten Beiträge vergangener Ausgaben.
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