Kürzlich erreichte mich eine E-Mail mit der Betreff-Zeile „Warum ich keinen neuen Termin vereinbart habe“. Da bin ich zusammengezuckt. Und sofort begann mein innerer Horrorfilm-Regisseur auf Hochtouren zu inszenieren: „Hab’ ich zu der Klientin was Dummes gesagt? War ich beim letzten Termin zu provokant oder zu fordernd? Hab’ ich die Klientin mit irgendwas verprellt?“
Diesen gnadenlosen inneren Selbstabwerter und Zweifler kennen Sie von sich selbst womöglich auch. Er freut sich über jede Gelegenheit, aus der Ecke zu springen und uns zu zeigen, daß wir eigentlich nichts können, vollkommen unfähig und alle unsere Erfolge nur Zufallsprodukte sind.
Es dauerte ein Weilchen, bis ich mir ein Herz faßte, die E-Mail öffnete und las. Da stand: „Hallo Herr Halder, es ist schon etwas her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Ich wollte Ihnen sagen, weshalb ich mich nicht nochmals gemeldet habe. Das hat einen wunderschönen Grund: Ich bin endlich schwanger! Obwohl ich jetzt schon in der 12. Woche bin, ist es immer noch so surreal. Ich möchte mich auf diesem Weg vielmals für Ihre Arbeit bedanken, da ich ganz fest davon überzeugt bin, dass sie einen großen Teil dazu beigetragen hat! Von Herzen DANKE!“
Nach diesen Zeilen war die Welt eine andere. Mein Zweifler schrumpfte ebenso schnell zusammen, wie er sich vorher aufgeblasen hatte. Eine Welle der Freude durchströmte mich. Freude darüber, daß sich der Kinderwunsch der Klientin endlich erfüllt hat. Und Freude darüber, daß ich dazu beitragen durfte.
Mit der Erlaubnis der Klientin erzähle ich hier die Geschichte ihrer ganz besonderen Reise zum Kind.
Frau N. (37) und ihr Mann kamen im Frühjahr zu mir. Geschichten wie ihre höre ich oft: Organisch ist laut Schulmediziner bei den beiden alles in Ordnung – doch schwanger wurde das Paar nicht. Auch nicht mit künstlicher Befruchtung. Mit jedem mißlungenen Versuch wuchsen Enttäuschung und Verzweiflung. Das schreckliche Gefühl, keine richtige Frau zu sein erfüllte Frau N. mehr und mehr.
Bei unserer gemeinsamen Arbeit lösten wir zunächst allgemeine Stressoren ab wie alte Narben, Tätowierungen oder Verletzungen und warfen einen Blick in die Familiengeschichte. Nicht nur ein Mann und eine Frau bekommen ein Kind, es sind immer beide Familien.
Im Mai der erste Durchbruch. Bei einer kinesiologischen Altersrückführung landet Frau N. im Alter von fünf Jahren. „Was war da mit Fünf?“, frage ich sie. Zunächst ist keine Erinnerung da. Wir warten. Plötzlich wird sie rot im Gesicht, eine Hitzewelle rauscht durch ihren Körper und spült die verschüttete Erinnerung frei. Tränen fließen. Frau N. kann nichts sagen. Die alte Geschichte überwältigt sie.
Verbotene Doktorspiele
Unter vielen Tränen erzählt Frau N.: „Ein paar Jungs und ich haben Doktorspiele gemacht. Plötzlich ging die Tür auf und meine Oma kam herein. Die Jungs hat sie einfach rausgeschickt – Buben machen sowas halt, die dürfen das –, dann herrschte sie mich an: ,Schäm Dich! So was macht ein anständiges Mädchen nicht!’“
Dieser Satz der Oma steckte ihr heute noch, über dreißig Jahre später, in jeder Körperzelle. So tief, daß sie keine bewußte Erinnerung daran hatte. Erst durch den kinesiologischen Muskeltest kam dieses Schockerlebnis wieder ans Licht.
Und dann ist auf einmal dieser Gedanke da, den sie nur mühsam und mit leiser, brüchiger Stimme aussprechen kann: „Ich schäme mich meiner Weiblichkeit!“ Ich blicke ob dieser Aussage ungläubig auf Frau N.: Sie ist attraktiv, schlank, sportlich. Millionen Frauen hätten gern ihre Figur und ihr Aussehen. Und diese Frau schämt sich ihrer Weiblichkeit?!
Solch ein giftiger Cocktail aus Scham und Schuld, der ihr in den Knochen sitzt, ist eine emotionale Blockade ersten Ranges. Kein Wunder, daß Frau N. sich nicht erlaubt, schwanger zu werden. Denn dann sähe alle Welt, daß sie Sex hatte, also unanständig war. Das geht nicht! Der unbarmherzige Urteilsspruch der Oma gilt nach wie vor.
Wir lösen seine Macht. Dabei arbeiten wir mit der Methode EFT, das ist die Abkürzung für Emotionale Freiheits-Technik. Ziel ist es, eine emotionale Blockade, die uns das Leben schwer macht und die unser Wachstum behindert, aufzulösen.
Umgesetzt wird das auf verblüffend einfache Weise: Durch das Klopfen einiger Meridianpunkte in Kombination mit dem Satz „Ich schäme mich meiner Weiblichkeit!“, den Frau N. immer wieder laut sagt, so daß er durch ihre Ohren in ihr Bewußtsein gelangt. Er wandelt sich im Lauf der Intervention über „Ich bin jetzt bereit“ zu „Ich werde mit Leichtigkeit schwanger!“. Unter vielen Tränen vollbringt Frau N. diese emotionale Schwerarbeit.
Auf der emotionalen Streßskala springt sie durch das befreiende Klopfen von -5 auf +8, ein Riesensatz! Der Bann des Oma-Satzes, der gut gemeint war und die Enkelin schützen sollte, ist gebrochen.
Entfaltung der Weiblichkeit
Dann hörte ich einige Monate nichts von Frau N. Im September schrieb Sie mir: „Bei uns hat sich seit unserer letzten Sitzung einiges getan, und wir sind vor zwei Tagen in einen neuen Kryozyklus gestartet. Hätten Sie Mitte September einen Termin für mich frei? Der Transfer wird voraussichtlich Ende September stattfinden“.
Das Paar nimmt einen neuen Kinderwunsch-Anlauf. In den vergangenen Monaten gab es viel Arbeit, Aufregung und Streß in beiden Familien. Frau N. und ihr Mann waren ständig für andere da und hatten sich selbst hintan gestellt. Nun wollen sie endlich ihr Kind!
Bei der nächsten Sitzung starten wir mit Organklopfen. Vom Magen über die Nieren bis zum Herzen nimmt Frau N. körperlich, emotional und verbal Kontakt mit ihren Organen auf. Besonders wichtig ist die Verbindung von Herz und Gebärmutter.
Eine Schwangere trägt „ihr Kind unter dem Herzen“. Das trifft zwar auch räumlich zu, benennt aber vor allem die emotionale Dimension: Das Kind wächst physisch in der Gebärmutter, doch emotional-energetisch im Herzen.
Als wir mit dem Organklopfen bei der Milz sind, hat Frau N. eine innere Licht-Wahrnehmung: ein Orange ist da – und auch wieder Scham! Diesmal sind es One-Night-Stands, bei denen sie stets Angst vor einer Schwangerschaft hatte und die Frau N. bis heute unbewußt schambesetzt quälen.
Wir bearbeiten diesen emotionalen Knoten mit der kinesiologischen Basis-Technik Touch for Health. Als Zielsatz hat Frau N. „Ich lebe endlich meine Weiblichkeit“. Nach zwanzig Minuten sind wir damit durch und befragen das System von Frau N., also ihre Leib-Seele-Geist-Einheit, mittels Muskeltest, ob es noch was braucht. Antwort: ja.
Da ist noch eine unbewußte Schuld im Spiel. Die lösen wir mit einem Satz, den die Klientin immer wieder laut sagt: „Ich vergebe der jungen Veronika, daß sie sich wegen der One-Night-Stands geschämt hat.“ Das war's. Damit ist das zweite Scham/Schuld-Knäuel in Frau N. entwirrt. – Kurze Zeit später ist sie schwanger.
In der 14. Schwangerschaftswoche schreibt sie mir auf meine Nachfrage: „Alles läuft super, nur ganz wenig Beschwerden, die aber jetzt fast alle schon wieder abgeklungen sind. Vor der Übelkeit bin ich zum Glück verschont geblieben, bis auf ein paar wenige Tage.“
Im Juni 2025 erblickt das Kind – noch ist nicht zu erkennen, ob's ein Bub oder ein Mädel wird – das Licht der Welt. Auf der Welt ist es jetzt schon. Neun Monate lang im Bauch seiner Mutter, seinem ersten Kinderzimmer, direkt unter ihrem Herzen. |