Selbstwert ist der Dreh- und Angelpunkt für jede Art persönlichen Wachstums. Die gute Nachricht: Man kann Selbstwert trainieren. Der amerikanische Psychotherapeut und Autor Nathaniel Branden hat in seinem Buch „Die Psychologie des hohen Selbstwertgefühls“ („The Psychology of High Self-Esteem“) ein Trainings-Programm entworfen, das ich jedem ans Herz legen möchte.
Dieses Programm hier vorzustellen, dazu reicht der Platz nicht, deshalb nur Nathaniel Brandens Darlegung, warum ein hoher Selbstwert so bedeutsam für unser Wohlergehen ist:
„Selbstwert ist eine intime persönliche Erfahrung. Sie wohnt im Kern unseres Seins. Sie drückt aus, was wir über uns selbst denken und fühlen, nicht, was jemand anderes über uns denkt oder fühlt.
Ganz gleich, wie unsere Kindheit und Erziehung waren, sind wir erwachsen, liegt es in unserer Hand, was wir daraus machen. Niemand kann für uns atmen, niemand kann für uns denken, niemand kann uns Selbstvertrauen und Selbstliebe geben. Wir können von unserer Familien und unseren Partnern geliebt werden – und uns trotzdem selbst nicht lieben.
Wir können bewundert werden von Bekannten und uns selbst doch als wertlos betrachten. Wir können selbstsicher auftreten und so gut wie jeden täuschen, während wir uns im Geheimen minderwertig fühlen.
Wir können die Erwartungen anderer erfüllen und doch unsere eigenen enttäuschen. Wir können Auszeichnungen und Belobigungen erhalten und trotzdem das Gefühl haben, nichts erreicht zu haben.
Wir können von Millionen bewundert werden und doch jeden Morgen mit dem krankmachenden Gefühl von Leere aufwachen. Erfolgreich zu sein ohne einen hohen Selbstwert führt dazu, daß wir uns als Hochstapler fühlen und Angst haben, jederzeit aufzufliegen.
Die Anerkennung anderer erzeugt kein Selbstwertgefühl. Dasselbe gilt für Wissen, besondere Fähigkeiten, Sachverstand, Besitz, Heirat, Elternschaft, Wohltätigkeit, sexuelle Eroberungen oder ein Facelifting. All das kann dazu beitragen, daß wir uns kurz besser fühlen, doch es ist kein Selbstwert.
Die Tragödie im Leben vieler Menschen ist, daß sie nach Selbstbewußtsein, Selbstachtung und Selbstwert in allen möglichen Richtungen suchen, nur nicht da, wo sie diese Dinge finden können: in sich. Und so bleibt ihre Suche ohne Erfolg.
Hohen positiven Selbstwert sollten wir als spirituelle Errungenschaft betrachten, als einen Sieg in der Evolution des Bewußtseins. Wenn man Selbstwert so versteht, wird einem klar, wie töricht es ist, Eindruck auf andere machen zu wollen.
Dann denkt man nicht mehr: Wenn ich befördert werde, wenn ich endlich verheiratet bin, wenn ich ein Kind bekomme, wenn ich mir ein teures Auto leisten kann, wenn ich noch ein Buch schreibe, noch eine Firma gründe, noch eine Frau erobere, noch eine Auszeichnung erhalte, noch ein Lob für meine Bescheidenheit – dann bin ich wirklich im Frieden mit mir selbst.
Das ist eine Suche, die niemals enden wird, denn wir wollen immer noch eins mehr davon!“ |