Seitenblick - Der Newsletter von Odysseus Kinesiologie & Coaching

Idioten, Wunder und Rollatoren

Meine Themen heute für Sie: Wie wir die Welt wahrnehmen, bestimmt, wie es uns geht | Sie wollen jemandem schaden? Geben Sie ihm einen Rollator | Heilsame Schönheit: Bäume tun uns gut | Kinesiologie ist bahnbrechend | Shakespeare singt wieder – über den Wahnsinn unserer Zeit. Viel Vergnügen beim Lesen.

Dieser Newsletter ist zu hundert Prozent frei von KI. Was Sie hier lesen, ist auf meinem Mist gewachsen. Und bekanntlich wachsen auf dem Mist die schönsten Rosen.

Eine Bitte: Wenn Sie jemand kennen, den das, was ich hier erzähle, interessiert, leiten Sie ihm diesen Newsletter weiter. Dankeschön.

Wolfgang Halder, Odysseus Kinesiologie & Coaching

Die Welt ist voller ...

In der Erstsitzung mit neuen Klienten mache ich immer den Birkenbihl-Test. Den hat die Manager-Trainerin und Autorin Vera Birkenbihl (1946-2011) entwickelt und mit Tausenden Menschen durchgeführt. Daraus ist ein Psychogramm der Deutschen entstanden, das erschreckend ist. Warum, dazu gleich mehr, zunächst zum Test.

Er ist kurz und einfach und sehr erhellend – für mich und für die Klienten. So geht er: Ich sage dem Klienten den Satz „Die Welt ist voller ...“ – und der Klient ergänzt diesen Satz laut mit dem Begriff, der ihm zuerst einfällt.

Er darf also nicht nachdenken, um etwas möglichst Intelligentes zu sagen oder um sich selbst zu zensieren, weil er glaubt, daß das, was ihm zuerst eingefallen ist, peinlich sei. Der Begriff, der zuerst ums Eck kommt, den brauchen wir.

Immer wieder erlebe ich, daß Klienten erstaunt sind über das, was sie sagen. Ein Beispiel: „Hab’ ich gerade ‚Blumen’ gesagt!? Mir geht’s so beschissen – und ich sage ‚Blumen‘? Das kann doch nicht sein?“ Ich freu mich immer über diesen mit Selbsterkenntnis verbundenen Überraschungs-Effekt.

Die „Blumen“-Antwort wurzelt tiefer im Wesen der Person als die aktuelle Situation. Das ist eine der Ressourcen, die jeder Therapeut und Coach beim Klienten anzapfen möchte. Mit dem Birkenbihl-Test braucht es nur ein paar Sekunden – und vor allem: Der Klient fördert diese Ressource selbst ans Licht! Es ist seine Ressource – er hat nur vergessen, daß er sie hat.

Vera Birkenbihl hat diesen Test viele Jahre mit den Teilnehmern ihrer Kurse gemacht, und ihre Auswertung ergab folgendes Ergebnis: Rund 70 Prozent ergänzen „Die Welt ist voller ...“ mit Idioten“, Deppen, Arschlöcher. Etwa 20 Prozent sagen: Probleme“, Schwierigkeiten“, Herausforderungen.

Bleiben magere 10 Prozent, die die Welt anders sehen und mit Licht“, Freude oder Liebeantworten. Es macht einen großen Unterschied, zu welcher Gruppe man gehört.

Wenn ich mit Die Welt ist voller Idiotenmorgens in den Tag starte, werde ich ständig Bestätigungen für meine Weltsicht finden: der Nachbar im Treppenhaus – ein Idiot; der Autofahrer, der mir die Vorfahrt nimmt – ein Idiot. Der Kollege, der mal wieder streng riecht – ein Idiot; der Chef – ein Idiot, was sonst; die Kunden – sowieso lauter Idioten.

So geht das den ganzen Tag, wenn man die Welt durch den Idioten-Filter anschaut. Halte ich mir eine rote Glasscheibe vor die Augen, sieht eben alles rot aus ...

Die meisten meiner Klienten ergänzen „Die Welt ist voller ...“ mit Lebens-Wahrnehmungen wie diesen:

  • „Begeisterung“,
  • „Kinder“,
  • „Licht“,
  • „Freude“,
  • „Vögel“,
  • „Möglichkeiten“,
  • „Blumen“.

Und am häufigsten sagen Sie Wunder.

Dann denke ich jedesmal an meine Kinesiologie-Lehrerin Rosmarie Sonderegger, die immer sagte: Jeder hat die Klienten, die er verdient. Da kann ich mich glücklich schätzen!

Mit dem Rollator in den Abgrund

Kürzlich saß ich an einem Sonntagnachmittag in einem Café am Bodensee in der Herbstsonne. Da nicht weit davon ein Altenheim liegt, schoben sich viele alte Leute auf ihrem Rollator hängend über den Seeuferweg.

Ein trauriges Bild. Und das Gegenteil von persönlichem Wachstum, nämlich persönlicher Niedergang.

Ein Südtiroler Bergführer meinte einmal süffisant über Touristen, die mit Stöcken beim Bergwandern unterwegs sind, „die schwächen dadurch ihr Gleichgewichtsgefühl, so daß sie irgendwann nur noch mit Stöckchen gehen können, weil sie sonst umfallen“. Nebenbei bemerkt: Diese Stöcke sind eine Marketing-Erfindung eines Skistockherstellers, der auch im Sommer Umsatz machen will. Nur deshalb gibt es sie.

Rollatoren sind kurzfristig nach einer Verletzung oder einer Operation sinvoll. Werden sie zur Gewohnheit, schaden sie, und zwar heftig.

Beim Gang am Rollator liegt der Körperschwerpunkt vor der Körperachse. Die Folge: falsche Belastung von Hüften, Knien und Füßen. Zudem werden die Bauchorgane zusammengequetscht, was sie beim viel zu vielen Sitzen sowieso schon werden – das betrifft nicht nur alte Leute in Heimen.

Dadurch entstehen Stauungen in den Organ- und Muskelfaszien. Diese Faszien-Stauungen wiederum führen dazu, daß Magen, Milz, Leber, Dünn- und Dickdarm blockiert werden und nicht so arbeiten können, wie sie es gern zu unserem Wohl tun möchten.

Das Ende vom Lied: Die Verdauung streikt. Das stört das Wohlbefinden und den Schlaf und schwächt das Immunsystem. „Der Tod wohnt im Darm“, wußte schon Paracelsus vor 500 Jahren.

Was machen die Experten im Altenheim in der Regel bei Verdauungsproblemen: Sie geben Abführmittel. Was machen die Experten im Altenheim in der Regel bei Schlafstörungen: Sie geben Schlafmittel. Was machen die Experten im Altenheim in der Regel bei einem schwachen Immunsystem: Sie geben kein Vitamin D3.

All diese „Hilfs“-Maßnahmen verschlimmern, was sie verbessern sollen. Wir haben also eine lange Kette von Schädigungen durch etwas – den Rollator –, was eine Hilfe sein soll ...

Der Rollator ist Sinnbild einer Gesellschaft, in der die Menschen die Verantwortung für sich selbst delegieren. Sie stützen sich auf Fremdes, statt ihre eigenen Kräfte zu nutzen. So verlieren sie ziemlich schnell die Fähigkeit, selbst zu gehen, selbst die Balance zu halten, sich zu spüren, sich wahrzunehmen und mit ihren Fähigkeiten selbst voranzukommen. 

Kurzum: Der Rollator als Normalzustand ist eine vom Medizinbetrieb geförderte Negation des aufrechten Gangs. Und der ist die Basis für persönliches Wachstum.

Heilsame Schönheit: Bäume

„Ich verstehe nicht, wie man an einem Baum vorübergehen kann und nicht beglückt sein, daß man ihn sieht?“, sagte Dostojewski. So geht’s mir auch. Deshalb zeige ich Ihnen hier besonders beglückende Bäume, an denen ich vorübergegangen bin. 

Bergahorn

Auch das: ein Baum! Moos, Pilze und Vögel erfreuen sich an dieser Buche – und leben auf ihr, von ihr oder in ihr. Der Kreislauf des Lebens. Ein schöner Ort für eine Baumbestattung, dachte ich mir beim Vorbeiwandern.
Am Aufstieg vom Walchensee zum Heimgarten 

K.k.K.Kommentare kluger Kinesiologen

„An der Kinesiologie fasziniert mich, daß sie mit äußerst schlichten Methoden das gesamte reduktionistische Denkmodell aus den Angeln hebt. Das Testverfahren und die Möglichkeiten des energetischen Dialogs bzw. des mentalen Kontakts zum Bewußtsein eines anderen Lebenwesens sind bahnbrechend und begeistern mich seit dem ersten Tag.“
Rosina Sonnenschmidt

Lesefrucht: Shakespeare für heute

Diesmal ist meine Lesefrucht für Sie auch eine Hörfrucht. Eine meiner Lieblings-Bands aus den 1980er-Jahren sind The The. Sie haben Anfang September nach 24 Jahren Pause (!) ein neues Album veröffentlicht (ich bin einer der Dinosaurier, die noch CDs kaufen und diese auch als Gesamtwerk hören, nicht nur in Häppchen). Das ganze Album ist hörenswert, musikalisch wie textlich; Kostprobe: „Weak men lie – strong men cry“.

Mein Favorit ist der Song Cognitive Dissident (meine Übersetzung: „Selbstdenkender Abweichler"), weil er die Verdrehtheit und den Wahnsinn unserer Zeit prägnant auf den Punkt bringt.

So prägnant, wie Shakespeare vor gut vierhundert Jahren die drei Hexen in der Eröffnungsszene des „Macbeth“ das berühmte „Fair is foul and foul is fair“ verkünden ließ. Und so prägnant, wie George Orwell 1948 in seinem Roman „1984“ die Neusprech-Slogans formulierte: „Krieg ist Frieden“, „Freiheit ist Sklaverei“, „Unwissenheit ist Stärke“.

Ganz in der 1984-Neusprech-Tradition erklärte Markus S., ein politischer Meistersinger aus Nürnberg, in einer intellektuellen Höchstleistung vor nicht allzu langer Zeit: „Impfen schafft Freiheit“. Orwell applaudierte dieser genialen Doppeldenk-Formel aus dem Grab ...

Der Kern des Textes von „Cognitive Dissident“ sind für mich diese beiden Verszeilen:

„The unthinkable is now thinkable
The poison? It’s drinkable!

Sie beschreiben, was Milliarden Menschen, die vermeintlichen Experten und Autoritäten vertrauten, in den letzten Jahren widerfahren ist. Poison is drinkable ...

Hier ein Teil des Song-Textes für Sie. Alles hören und sehen Sie im dreiminütigen Video zum Song  (bitte laut hören!):

The revolution’s been authorised
The future? Privatised
The consensus? Created

Reality? Curated
Every place you thought you belonged
Everything you thought you knew – is wrong

Left is right – black is white
Inside out – hope is doubt
Back to front – the witches hunt

Truth stands on the gallows
Lies sit on the throne
Something in the shadows
Communicates by code

The unthinkable is now thinkable
The poison? It’s drinkable!

So, get with the programme – get in sync
You’d better self-censor for wrong-think

Left is right – black is white
Inside out – hope is doubt
Below above – hate is love

Upside down – square is round
War is peace – west is east
Back to front – the witches hunt

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In meinem Newsletter-Archiv Gedanken und Spitzen finden Sie die besten Beiträge vergangener Ausgaben.

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