Recht haben, Vogelgesang und Zivilisation
Meine Themen heute für Sie: Recht haben ist uns oft wichtiger, als glücklich zu sein | Vogelgezwitscher senkt Streß – auch ohne Wissenschaft | Heilsame Schönheit: Bäume tun uns gut | Kinesiologie ist unverschämt simpel und effektiv | Zivilisation ist nicht einfach da – wir müssen sie verstehen und pflegen. Viel Vergnügen beim Lesen.
Dieser Newsletter ist zu 100 Prozent frei von KI. Was Sie hier lesen, ist auf meinem Mist gewachsen. Und bekanntlich wachsen auf dem Mist die schönsten Rosen.
Eine Bitte: Wenn Sie jemand kennen, den das, was ich hier erzähle, interessiert, leiten Sie ihm diesen Newsletter weiter. Dankeschön.
Wolfgang Halder, Odysseus Kinesiologie & Coaching
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Ich habe recht, also bin ich! |
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Recht-haben-wollen ist eines der besten Mittel, um sich das Leben zu ruinieren. Der Psychotherapeut und Autor Nathaniel Branden (1930-2014) hat es auf den Punkt gebracht: „Das Tragische im Leben vieler Menschen ist, daß sie sich, vor die Wahl gestellt, ‚recht‘ zu haben oder die Chance, glücklich zu sein, für das ‚Rechthaben‘ entscheiden. Das ist dann ultimativ die Befriedigung, die sie sich gönnen“.
In den Recht-haben-wollen-Modus rutschen wir, wenn unser Groll-Konto voll ist. Auf diesem Konto verbuchen wir all die Verletzungen, Kränkungen, Mißachtungen und Demütigungen, die wir durch andere Menschen erfahren – Partner, Eltern, Geschwister, Kinder, Freunde, Kollegen.
Meist reagieren wir nicht direkt, sagen dem anderen nicht, als wie schlimm wir seine Taten und Worte empfinden; und uns selbst gestehen wir es oft auch nicht ein. Wir befassen uns nicht mit den belastenden Emotionen, bearbeiten und verarbeiten sie nicht, sondern buchen den damit verbundenen Schmerz gleich aufs Groll-Konto, das wir bezüglich des Menschens führen, der uns diesen Schmerz angetan hat.
Und dort wartet er auf den Tag der Rache. Dann wird der aufgelaufene Betrag des Groll-Kontos fällig gestellt. Meist mit hohen Zinsen! Daraus ziehen wir kurzfristig eine Befriedigung – und sitzen langfristig im selbstgebauten Emotions-Gefängnis.
Zum Abrufen unseres Groll-Kontostandes braucht es keine App, sondern nur Selbstwahrnehmung: Setzen Sie sich in einen Sessel, schließen Sie die Augen, lassen Sie den Atem fließen, legen Sie eine Hand auf die Stirn, die andere auf den Hinterkopf – und lassen Sie das innere Bild eines Menschen erscheinen, der ihnen nahesteht.
Nehmen Sie wahr, was in ihrem Körper wo und wie geschieht. Verspannt sich Ihr Nacken? Werden die Füße kalt? Spüren Sie Druck und Enge in der Brust? Sticht es hinter den Augen?
Das sind deutliche Anzeichen dafür, daß Sie zu dieser Person ein Groll-Konto führen. Die Intensität der Wahrnehmung zeigt den Kontostand.
Und dann probieren Sie folgendes: Sagen Sie laut den Satz „Ich vergebe mir, daß ich mich von X verletzt fühle“. Sie haben richtig gelesen: Sie vergeben nicht dem anderen, sondern sich. Denn Sie sind es, die aus der Handlung einer anderen Person eine Verletzung für sich machen.
Wiederholen Sie den Satz einige Male und nehmen Sie wahr, was mit Ihnen geschieht und wie es Ihnen danach geht.
Das ist ein einfacher Weg zu persönlichem Wachstum. Denn jedes Groll-Konto, das wir führen, frißt ständig unsere Energie, die wir für Wichtigeres brauchen. Zum Beispiel fürs Glücklichsein. |
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Von Vögeln und Wissenschaft |
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In meiner Praxis läuft im Hintergrund stets leise ein Frühjahrs-Vogelkonzert. Auch im Sommer, Herbst und Winter. Nur wenige Klienten bemerken das. Manchen gehen während oder nach einer kinesiologischen Balance die Ohren auf, und sie fragen mich erstaunt, ob die Vögel schon die ganze Zeit gezwitschert hätten.
Darüber freue ich mich besonders, denn es zeigt klar und deutlich, wie ein verbesserter Energiefluß unsere Wahrnehmung nach innen und außen öffnet.
Auf die Klienten – und auch auf mich – wirkt das Vogelgezwitscher beruhigend, es ist ein Gemüts-Schmeichler und Streßsenker erster Güte.
Wie bin ich darauf gekommen? Durch eine Studie oder sonstige wissenschaftliche Maßnahmen? Also außengeleitet, weil mir selbst mißtrauend. Nein! Durch Selbstwahrnehmung, also innengeleitet, mir selbst vertrauend.
Mein simpler Gefühls- und Gedankengang: Ich bin ein Mensch. Mir tut Vogelgezwitscher gut. Also tut es anderen Menschen auch gut.
Entsprechend meiner diesbezüglichen Naivität mußte ich kürzlich laut lachen und ungläubig den Kopf schütteln, als ich von Forschungsergebnissen des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf las. Die steuerfinanzierten Damen und Herren Forscher haben doch tatsächlich etwas Unglaubliches herausgefunden:
„Vogelgesang kann nachweislich Ängstlichkeit und irrationale Gedanken bei gesunden Menschen mildern. Er könnte also zur Prävention von psychischen Erkrankungen eingesetzt werden.“
„Jo do legst di nieder“, sagt man in Bayern zu solch welterschütternden Erkenntnissen. Und ich frage mich: Wie krank ist eine Gesellschaft, die zum „Nachweis“ solch einer Wirkung eine „Studie“ braucht!?
Ab und an verlangt ein Klient von mir genervt: „Könnten Sie diese Vogelgezwitscher abschalten! Das ist ja unerträglich!“ Dann weiß ich: Der ist so am Anschlag, innerlich so extrem verdreht, daß er Wohltuendes und Heilendes ablehnt und von sich stößt. Ein wichtiger Hinweis für meine weitere Arbeit mit ihm.
Die zwitschernden Vögelchen tun ihre Wirkung – so oder so. |
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Heilsame Schönheit: Bäume |
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„Ich verstehe nicht, wie man an einem Baum vorübergehen kann und nicht beglückt sein, daß man ihn sieht?“, sagte Dostojewski. So geht’s mir auch. Deshalb zeige ich Ihnen hier besonders beglückende Bäume, an denen ich vorübergegangen bin.
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Ein Stilleben der besonderen Art: Sonne, Kuh und Fichte. Ende August waren die Kühe noch auf der Alm, und ich erfreute mich an dieser Fichten-Familie (zwei große Bäume, ein kleiner) wenige Meter unterhalb der Almhütte mit lebensrettendem Zwetschgen-Datschi. Bei der Krüner Alm, oberes Isartal |
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K.k.K. – Kommentare kluger Kinesiologen |
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„Wenn man jemand dazu bringen will, seine Sicht der Dinge zu erweitern, ist Kinesiologie unschlagbar. Das unmittelbare Feedback und die raschen Veränderungen, die damit möglich sind, gehören zu den Gründen, warum ich mich der Kinesiologie verschrieben habe.
Und ich mag an ihr, daß vieles so einfach zu vermitteln ist, daß die Klienten es lernen und für sich selbst anwenden können. Das bedeutet eine enorme Erweiterung ihrer Fähigkeiten. Manche können nur schwer akzeptieren, daß Methoden, die so simpel erscheinen, dermaßen effektiv sein können.“ Wayne Topping |
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Lesefrucht: Die Tragik unserer Zivilisation |
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Heute wird’s hier philosophisch. 1930, vor bald hundert Jahren, veröffentlichte der spanische Philosoph José Ortega y Gasset seinen Klassiker „Der Aufstand der Massen“. Er bringt darin die Tragik unserer Zivilisation auf den Punkt: „Das Leben wird immer angenehmer, aber immer verwickelter“.
Ortegas Diagnose: Die abendländische Zivilisation – hervorgegangen aus Wissenschaft in Kombination mit politischer, kultureller und wirtschaftlicher Freiheit – ist in Gefahr, sich selbst zu zerstören, da die Menschen die Grundlagen ihrer Freiheit und ihres Wohlstands nicht verstehen.
Der Zivilsationsbruch zur Zeit Ortegas war der Sozialismus in seiner internationalen wie nationalen Ausprägung. Heute nennt sich das „Globalismus“, „Neue Weltordnung“ oder „Great Reset“, ist aber dasselbe in Grün: Sozialismus. Dessen Maximen lauteten früher: „Du bist nichts, dein Volk ist alles“ oder „Die Partei hat immer recht“. Heute wird diese Ideologie vermarktet als „Gerechtigkeit“ – koppeln Sie diese „Gerechtigkeit“ mit irgendeiner der aktuellen Phrasen zu Klima, Gender, Nachhaltigkeit usw., und fertig ist die neue Herrschafts-Lehre.
Persönliches Wachstum kommt darin nicht vor. Es geht nur ums Funktionieren, d.h. um Unterwerfung unter vermeintlich nicht hinterfragbare pseudo-wissenschaftliche Ordnungen. Was Ortega uns zu bedenken gibt, sollten wir uns vor jeder Sendung, jedem Tweet, jedem Buch und jeder Analyse zu den Themen unserer Zeit vergegenwärtigen.
Ab hier hat José Ortega y Gasset das Wort:
„Die Zivilisation ist nicht da, erhält sich nicht selbst. Sie ist künstlich. Wenn sie sich die Vorteile der Zivilisation zunutze machen, sich aber nicht damit abgeben wollen, die Zivilisation zu erhalten, haben sie sich gründlich geirrt. Im Handumdrehen werden sie ohne Zivilisation dastehen.
Der Massenmensch glaubt, daß die Zivilisation, in der er zur Welt kam und die er benutzt, ursprünglich und selbstverständlich ist wie die Natur, und wird ipso facto zum Primitiven. Die fundamentalen Werte der Kultur sind ihm gleichgültig.
Der Mensch kann mit dem Fortschritt der eigenen Zivilisation nicht Schritt halten. Es ist haarsträubend, wenn man die verhältnismäßig Gebildetsten über die einfachsten Tagesfragen sprechen hört. Sie wirken wie grobe Bauern, die mit steifen, dicken Fingern eine Nähnadel vom Tisch zu klauben suchen.
Politische und soziale Fragen etwa werden mit dem schwerfälligen Begriffsapparat behandelt, mit dem man vor zweihundert Jahren zweihundertmal weniger zugespitzten Situationen gegenübertrat.“ |
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In meinem Newsletter-Archiv Gedanken und Spitzen finden Sie die besten Beiträge vergangener Ausgaben.
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