Seitenblick - Der Newsletter von Odysseus Kinesiologie & Coaching

Heilung und wahrhafte Selbstsucht

Meine Themen heute für Sie: Früh gelernt: Alle sind wichtig – außer mir | Was heilt? Das ist eine der wichtigsten Fragen unseres Lebens | Heilsame Schönheit: Bäume tun uns gut | Kinesiologie hilft, die Ursachen von Gesundheitsproblemen zu finden | Was erzeugt den verbissenen Weltverbesserungs-Wahn? Scham! Viel Vergnügen beim Lesen.

Dieser Newsletter ist zu 100 % frei von KI. Was Sie hier lesen, ist auf meinem Mist gewachsen. Und bekanntlich wachsen auf dem Mist die schönsten Rosen.

Eine Bitte: Wenn Sie jemand kennen, den das, was ich hier erzähle, interessiert, leiten Sie ihm diesen Newsletter weiter. Dankeschön.

Wolfgang Halder, Odysseus Kinesiologie & Coaching

Der Prinz im Hochstuhl

Im Urlaub erlebte ich im Hotel jeden Morgen am Nebentisch folgende Szene: Der Vater kommt mit den beiden Töchtern Sophie (8) und Charlotte (4). Papa und Charlotte setzen sich – Sophie, die älteste Tochter, kümmert sich.

Sie holt Kakao für sich und die Schwester, zieht den Vorhang zurecht, damit niemand geblendet wird, schiebt die Tisch-Dekoration zur Seite, um Platz fürs Frühstück zu schaffen. Sie gießt der kleinen Schwester den Kakao ein, achtet darauf, daß diese beim Trinken nicht kleckert. Papa ist währenddessen mit seinem Smartphone beschäftigt.

Das geht so ein Weilchen – bis Mama mit dem Prinzen einzieht: Leopold, eineinhalb Jahre alt. Papa blickt vom Bildschirm hoch und strahlt, Charlotte nimmt Haltung an, Sophie springt auf und verrückt den Hochstuhl so, daß Mama den Sohn bequem darin plazieren kann, und bleibt in Habacht-Stellung stehen: „Was soll ich dir bringen, Mama?“

So geht es das ganze Frühstück über. Der Prinz im Hochstuhl zeigt durch Laute und die ersten Worte Unmut oder einen Wunsch, Mama schaut auf Sophie – und Sophie springt und macht. Sie ist der Lakai der Familie. Sie muß funktionieren. Und sie funktioniert. 

So wird das weitergehen bei Sophie die nächsten Jahre und Jahrzehnte. In der Schule, in Freundschaften, mit Jungs und Männern, im Beruf. Jemand braucht etwas – Sophie springt. Liebe durch Leistung. Wobei Sophie ihre Leistung immer liefert, die Liebe aber nur selten und in kleinen Dosen bekommt, wenn überhaupt.

Bis es irgendwann knirscht im System Sophie: in der Bandscheibe oder den Schultern; in Form von Schlafstörungen oder Übergewicht; durch Depressionen oder extreme Erschöpfung. Wenn sie sich dann erlaubt wahrzunehmen, was sie sich lange verboten hat: ihre Neid- und Haß-Gefühle für ihren Bruder, der immer noch Mamas Prinz ist, und die Wut auf die Mutter, dann ist es Zeit für persönliches Wachstum.

Im Sinne der gesunden „wahrhaften Selbstsucht“, von der Hermann Hesse spricht – im Beitrag „Selbstsucht statt Weltverbesserung“ am Ende dieses Newsletters gibt es mehr zu diesem Thema.

Was heilt uns?

,Krank wird, wer krank ist. Sind wir wirklich gesund, werden wir nicht krank. Weil z.B. – ein Faktor von mehreren – unser Immunsystem so vital und stark ist, daß kein Erreger, welcher Art auch immer, sich in uns festsetzen und uns krank machen kann.

Wahre Gesundheit ist mehr als Symptomfreiheit. Wenn wir krank werden, ist auf tieferen Ebenen oder höheren Dimensionen als denen, auf denen das Symptom sich zeigt, etwas schiefgelaufen. Diese Dimensionen gilt es für die Heilung fruchtbar zu machen.

Hier die Essenz vieler Forschungen und Beobachtungen zur Frage, was uns beim Heilwerden hilft. Die gute Nachricht: Wir haben diese Faktoren selbst in der Hand!

Selbst- und Weltsicht mit niedrigen Heilungschancen:

  • unflexible, starre Einstellungen, Meinungen und Wertungen,
  • niederer Selbstwert,
  • Zweifel daran, selbst zur Heilung beitragen zu können (die eigene Gesundheit wird an „Experten“ delegiert),
  • mangelnde Konsequenz bei der Anwendung von Selbsthilfe-Techniken,
  • man sucht Sinn im Außen, nicht in sich.

Selbst- und Weltsicht mit hohen Heilungschancen:

  • starker Lebenswille,
  • tatsächliche Veränderungen bei Gewohnheiten, Gedanken und Tätigkeiten,
  • Souveräner Umgang mit Streß durch Praktiken, die das Streßfaß leeren (körperlich, mental, emotional); die ganze Palette von Meditation bis zu Tantra, je nach eigenem Gusto,
  • bewußte, aktive, reflektierte Sinnsuche.

Letztlich läuft es auf etwas hinaus, das man „Identitäts-Heilung“ nennen könnte. Je mehr wir der Mensch werden, der wir wirklich sind, um so „heiler“ sind wir.  Leben wir in Dissonanz mit uns selbst, zeigt sich das früher oder später. Unser Körper spricht es aus. Unmißverständlich. Er kann nicht lügen.

Wenn Sie das Thema Heilung interessiert, empfehle ich Ihnen Jeffrey Redigers Buch Geheilt!: Spontanheilung und Psychoneuroimmunologie – die neue Medizin der Hoffnung - Mit faszinierenden Fallgeschichten“. Was Rediger berichtet ist gleichermaßen erhellend wie berührend und Mut machend.

Heilsame Schönheit: Bäume

„Ich verstehe nicht, wie man an einem Baum vorübergehen kann und nicht beglückt sein, daß man ihn sieht?“, sagte Dostojewski. So geht’s mir auch. Deshalb zeige ich Ihnen hier besonders beglückende Bäume, an denen ich vorübergegangen bin. 

Bergahorn

Diese Zirbel-Kiefer beschützt ein Haus hoch im Eisacktal. Auf ihrer Wetterseite ist sie kräftig gezaust. Knorrig und sperrig blickt der Baum ins Tal. Ein Likör aus Zirbel-Zapfen schmeckt dagegen mild und aromatisch.
Bei Bad Dreikirchen, Südtirol

K.k.K.Kommentare kluger Kinesiologen

„Die professionelle Kinesiologie ist ein unschätzbares Werkzeug zur Identifizierung und Lösung der Ursachen von Gesundheitsproblemen einer Person, indem die Energien und Systeme des Körpers ausgeglichen werden.“
Bruce Dewe

Lesefrucht: Selbstsucht statt Weltverbesserung

Angst-Produktion ist die Hauptbeschäftigung von Medien und Schulen. Kinder und Jugendliche werden absichtlich (teilweise sogar böswillig)in eine verzweifelte Lebenssicht getrieben, so daß sie ernsthaft glauben, die „letzte Generation“ zu sein.

Von dieser Angst durchtränkt werden sie steuerbar, verbissen, selbstgerecht, humorlos, grausam, freudlos und rechthaberisch. Mithin das Gegenteil dessen, was Jugend ihrem Wesen nach ist.

In meiner Jugend wurden fette apokalyptische Säue medial durch die Dörfer getrieben, z.B. der Report „Global 2000“ von 1977 voller Katastophen-Szenarien, die nicht eingetreten sind, obwohl Medien und Lehrer sie so gläubig verkündeten. Als Jugendlicher sucht man Sinn – und ein negativer Sinn („Wir sind die letzten!“) ist einem lieber als gar keiner.

Nach einer wirklichen Apokalypse, dem Ersten Weltkrieg, verfaßte Hermann Hesse 1919 seinen Aufruf an die Jugend unter dem Titel „Zarathustras Wiederkehr“. Gut hundert Jahre liegen zwischen diesem Text und uns Heutigen – und doch spricht er zu uns, als wäre er eigens für uns hier und jetzt verfaßt. Lesen Sie selbst:

„Wir sollten uns des Urteils darüber enthalten lernen, ob die Welt gut oder schlecht sei, und wir sollten auf den seltsamen Anspruch, sie zu verbessern, verzichten.

Oft ist die Welt schlecht gescholten worden, weil der, der sie schalt, schlecht geschlafen oder zuviel gegessen hatte. Oft ist die Welt gepriesen worden, weil der, der sie pries, eben ein Mädchen geküßt hatte.

Die Welt ist nicht da, um verbessert zu werden. Auch ihr seid nicht da, um verbessert zu werden. Ihr seid aber da, um ihr selbst zu sein. Ihr seid da, damit die Welt um diesen Klang, um diesen Ton, um diesen Schatten reicher sei. Sei du selbst, so ist die Welt reich und schön! Sei nicht du selbst, sei Lügner und Feigling, so ist die Welt arm und scheint dir der Verbesserung bedürftig.

Gerade jetzt wird das Lied von der Weltverbesserung wieder so heftig gesungen, so heftig gebrüllt. Wie übel und trunken es doch klingt, hört ihr’s nicht? Wie wenig zart, wie wenig glücklich, wie so wenig klug und weise es klingt.

Merket ihr nicht: Überall, wo das Lied angestimmt wird, da sind Fäuste in der Tasche geballt, da geht es um Eigennutz und um Selbstsucht – ach, nicht um jene Selbstsucht des Edlen, der sein Selbst erhöhen und zu stählen denkt, sondern um Geld und Geldbeutel, um Eitelkeiten und Einbildungen.

Da, wo der Mensch sich seiner Selbstsucht zu schämen beginnt, da fängt er an, von Weltverbesserung zu reden, sich hinter solchen Worten zu verstecken.

Ich weiß nicht, ob die Welt je verbessert worden ist, ob sie nicht immer und ewig gleich gut und gleich schlecht gewesen ist. Dies aber weiß ich: Wenn jemals die Welt durch Menschen verbesssert, durch Menschen reicher geworden ist, so ist sie es nicht durch Verbesserer geworden, sondern durch jene wahrhaft Selbstsüchtigen, zu welchen ich auch euch so gerne zählen möchte.

Jene ernstlich und wahrhaft Selbstsüchtigen, welche kein Ziel kennen, welche keine Zwecke haben, denen es genügt, zu leben und sie selbst zu sein. Sie leiden viel, aber sie leiden gerne. Sie sind gern krank, wenn es ihre Krankheit ist, die sie leiden wollen, ihre wohlerworbene, eigene, eigenste.

Sie sterben gern, wenn es ihr Tod ist, den sie sterben dürfen, ihre wohlerworbener, eigener Tod!

Glaubt nicht, daß die Welt mehr Verbesserung nötig habe, als daß je und je einige Menschen auf ihr wandeln, einige von den Seltenen, die uns beglücken, so wie ein Vogelflug und ein Baum uns beglückt – einfach dadurch, daß sie da sind, daß es solches gibt.

Wenn ihr ehrgeizig sein wollt, Jünglinge, so geizt nach dieser Ehre! Aber sie ist gefährlich, sie führt durch Einsamkeit, und sie kann leicht das Leben kosten.“

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In meinem Newsletter-Archiv Gedanken und Spitzen finden Sie die besten Beiträge vergangener Ausgaben.

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