Seitenblick - Der Newsletter von Odysseus Kinesiologie & Coaching

Blinde Wissenschaft, Ischias und lernen mit dem Herzen

Meine Themen heute für Sie: Als Versuchskaninchen beim Max-Planck-Institut für Psychiatrie – eine verstörende Erfahrung | Arzt-Geschichten (2): Ischias als Symptom | Heilsame Schönheit: Bäume tun uns gut | Kinesiologie und Psychologie ergänzen sich prächtig | Begeisterung ist der Schlüssel zum Lernen. Viel Vergnügen beim Lesen.

Eine Bitte: Wenn Sie jemand kennen, den das, was ich hier erzähle, interessiert, leiten Sie ihm diesen Newsletter weiter. Dankeschön.

Wolfgang Halder, Odysseus Kinesiologie & Coaching

Wirklichkeit und Wissenschaft

Am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München ist die Welt noch in Ordnung. Das durfte ich im Januar als Teilnehmer einer Studie erleben. Der Leiter dieser Studie, ein dynamischer, gut aussehender Arzt Ende Dreißig mit voll tönender Stimme wäre eine Traumbesetzung für jede Arzt-Serie. Er begrüßte mich und führte mit mir das Einleitungs- und Schlußgespräch.

Den Rest erledigte eine Schar von Doktorandinnen und Studentinnen: fleißige, überangepaßte Mädchen, die mit leiser Stimme sprechen, es jedem recht machen wollen und die Augen niederschlagen, wenn man sie etwas länger ansieht.

Als sie mich zum Sexualverhalten befragten, brach ihnen vor Verlegenheit die Stimme, und bei meinen Antworten erröteten sie, als seien sie einem Jane-Austen-Roman entsprungen. Die Welt ist doch nicht so verdorben, wie man nach einer halben Stunde Herumklicken auf Instagram oder Tiktok zu glauben geneigt ist ...

Das Max-Planck-Institut (MPI) betreibt in München seit 1917 das Institut für Grundlagenforschung zu Psychiatrie und Neurobiologie. In der aktuell laufenden Studie namens „BeCOME“, an der ich teilnahm, werden die „biologischen Grundlagen streßbedingter psychischer Beschwerden“ erforscht.

Ziel ist es, herauszufinden, an welchen Meßwerten man streßbedingte psychische Beschwerden sicher erkennen kann, damit Diagnosen zukünftig nicht mehr mühsam und zeitaufwendig von sprechenden Menschen mit Erfahrung gestellt werden müssen, sondern schnell und automatisiert von KI-Systemen.

Vom Stand der Wissenschaftsentwicklung aus betrachtet ist das tiefstes 19. Jahrhundert. Ein naiv gestrickter Reduktionismus, der für seelisch-geistige Vorgänge ein materielles Substrat sucht. Das ist das „Nichts-weiter-als“-Denken, also folgende Denkfigur: Ein Phänomen – z.B. das Gefühl der Trauer oder der Gedanke „Ich will Medizin studieren“ – ist nichts weiter als die Ausschüttung von Hormon X zusammen mit einer Aktivität Y im Gehirn plus dem Hautwiderstandswert Z. Nur, was man messen kann, existiert.

Ein berühmtes Beispiel für diese Weltsicht ist der Ausspruch des russischen Kosmonauten Juri Gagarin, der, als er 1961 als erster Mensch im Weltraum war, sich in alle Richtungen umsah und dann feststellt: „Ich habe keinen Gott im Weltall getroffen!

Die Haltung „Wir behandeln Symptome – keine Menschen“ wird mit den Zielen der MPI-Studie konsequent auf die KI-Spitze getrieben.

Warum mach ich bei so etwas mit? Aus Neugier und Wißbegierde. „Streßbedingte Beschwerden“ sind für mich doppelt interessant: für meine Arbeit als Kinesiologe und Coach, denn Streß spielt überall eine Rolle – bei Schlafstörung, Neurodermitis, Krebs oder Kinderwunsch –, und für mich persönlich, weil ich mich über jeden Hinweis freue, mit dem ich die Streß-Auswirkungen auf mein Befinden besser verstehen und meinen Streßpegel möglichst niedrig halten kann.

Drei Tage lang wurde ich von den MPI-Leuten in allen Himmelsrichtungen vermessen und quantifiziert: Blut, EKG, EEG, Hautwiderstand, Magnetresonanztomographie (MRT), Speichel, Eye-Tracking. Hinzu kamen viele Gespräche und sehr viele Fragebögen.

„Grundgütiger!“ sagte der leitende Arzt, wenn er sehr erstaunt war. Was bei seinem Alter komisch wirkte. Er hat wohl länger bei der Oma gelebt, denn „Grundgütiger“ ist weder eine Vokabel seines 1980er-Jahrganges noch eine seiner Baby-Boomer-Eltern. Ein Beispiel:

Arzt: „Was für Medikamente nehmen sie?“
Ich: „Keine.“
Arzt (ungläubig): „Wirklich gar keine!? Auch keine Schmerzmittel?“
Ich: „Nein.“
Arzt: „Grundgütiger!“

Allein, daß diese Tatsache Erstaunen bei ihm auslöst, ist bezeichnend. Regelmäßig Medikamente einzunehmen gilt heute als Normalzustand. Morgens eine „Ibu“, abends eine „Para“ – das gehört zum modernen Leben ...

Bei den Befragungen und Tests gab es mehrere Vorkommnisse, die mich grundsätzlich an den „Erkenntnissen“ der Studie zweifeln lassen. Warum? Weil die Wirklichkeit nicht abgebildet wurde, um sie zu verstehen, was die Essenz guter Wissenschaft ist. Vielmehr wurde die Wirklichkeit gewaltsam ins vorgegebene Prokrustes-Bett des Studien-Settings gezwungen. Das, was verstanden werden soll, wird nicht zur Kenntnis genommen, weil es dem vorgegebenen Auswertungsraster nicht entspricht. Dazu drei Beispiele:

Erstens: Zwischen dem ersten und dem zweiten Studientag lagen zwei Wochen. Nach Ablauf der zwei Wochen wurde ich befragt, wie es mir ergangen ist. Da die Fragen des ersten Tages ans Eingemachte gegangen waren und sehr viel in mir aufgewühlt hatten, ging es mir in der ersten Woche miserabel. Ich gab der ersten Woche also eine 1, „sehr schlecht“. In der zweiten Woche hab ich mich rasch stabilisiert und war bald bei 9 von 10 möglichen Punkten.

Doch zwei Bewertungen sind für die beiden Wochen nicht vorgesehen! Das Programm, mit dem ausgewertet wird, hat nur ein Feld für einen Wert. Also soll ich einen Mittelwert nehmen. Ich protestierte, denn zu keinem Zeitpunkt hatte ich den Mittelwert 5, doch vergeblich – ins System, das Forschungserkenntnisse liefern soll, wurde eine nie existent gewesene 5 eingegeben.

Wenn ich meine linke Hand in Eiswasser halte und die rechte in 80 Grad heißes Wasser, erfriert meine Linke, und an meiner Rechten löst sich das Fleisch von den Knochen. Beide Hände sind zerstört. Der rechnerische Mittelwert suggeriert dagegen eine angenehme Temperatur von 40 Grad, die es aber nie gab. Hier findet also eine Verfälschung der Wirklichkeit statt.

Zweitens: Bei Fragen zum Thema Trauma werde ich ausgebremst, weil meine Erfahrungen gemäß MPI-Vorgaben gar nicht interessieren. Das MPI erfaßt unser Leben erst ab der Geburt. Daß wir die neun Monate vor der Geburt auch schon leben und daß diese Zeit extrem prägend für uns ist, hat man beim MPI nicht auf dem Schirm.

Mein Zwillingsbruder starb in der 9. Schwangerschaftswoche. Direkt neben mir im Mutterleib. Seine Haut an meiner Haut. Ich spürte seinen Herzschlag. Und plötzlich – von jetzt auf nachher! – rührte er sich nicht mehr. Dieser Schock, daß ein geliebtes Wesen einfach so weg ist, prägt mein Leben bis heute.

Meine Aussagen, die auf diese Zeit vor der Geburt eingehen, kann die MPI-Forschung nicht erfassen. „Tut mir leid, wir beginnen erst mit der Geburt“, sagt mir die Mitarbeiterin und geht routiniert zur nächsten Frage weiter. Eine Reflexion über den Sinn dieser Verfälschung der Wirklichkeit findet nicht statt.

Drittens: Nach einem Streßtest im MRT, ich mußte Kopfrechnen, sollte ich Fragen zu meinem Gemütszustand mit einer Skala von 1 („gar nicht“) bis 6 („voll und ganz“) bewerten. Eine Frage lautete: „Fühlen Sie sich selbstsicher/selbstzufrieden?“ Da das für mich zwei völlig unterschiedliche Begriffe sind, antwortete ich: „selbstsicher“ eine 6 und „selbstzufrieden“ eine 1. 

Prompt kam über Kopfhörer die Anweisung: „Das geht nicht, Sie müssen einen Wert nehmen. Wenn Sie sie sich nicht entscheiden können, nehmen sie den Mittelwert.“ Doch dieser Mittelwert ist wie im ersten Beispiel ein sinnloser Wert, da ich nie in diesem Zustand war. Auch hier: Wirklichkeitsverfälschung statt -erforschung.

Die Testsituation im Magnetresonanztomographen ist zudem extrem: Ich bin gefangen, ich kann mich nicht bewegen, ich darf nicht mal tief atmen, weil sonst die Aufnahme verwackelt, hinzu kommen die lauten kreischenden Töne, die das Gerät von sich gibt. Alles in allem eine vollkommen unnatürliche Situation, fast schon ein Folter-Zustand, bei dem vieles in mir nicht so funktioniert wie unter normalen Umständen, das spürte ich mit jeder Faser.

Was wird da also gemessen? Zumal mein Zustand außerhalb des MRT als Referenzpunkt nicht vorliegt und prinzipiell nicht vorliegen kann. Man mißt mithin immer ein pathologisches Verhalten, nämlich eines, das nur im MRT stattfindet. Was ist so eine Messung wert?

Unfaßbar ist für mich auch, daß es in den Fragebögen des MPI tatsächlich noch den „Selbstmord“ gibt, dieses christliche Sündenkonstrukt, das in der Wissenschaft nichts verloren hat.

Mein Fazit: Wenn ich hinfort lese, die Studie X habe das Ergebnis Y, dann genieße ich diese angeblichen Forschungs-Erkenntnisse mit größter Vorsicht, denn sie sagen womöglich nur etwas über die Wissenschaft aus, aber nichts über die Wirklichkeit des Menschen. Doch gerade die interessiert mich.

Arzt-Geschichten (2): der Hausarzt

Im Sommer werde ich 62 Jahre alt. Mein ganzes Leben lang hat mir bei Krankheiten kein einziges Mal ein Arzt geholfen. Wer und was hat mir geholfen? Homöopathen, Osteopathen, Physiotherapeuten, Kinesiologen und Psychotherapeuten; ferner Akupunktur, Hypnose, Tai Chi, Ernährung, Bewegung, ich selbst – und: die Natur.

Hier der zweite Teil meiner Arzt-Geschichten, in denen ich Ihnen erzähle, was mich über die Jahre geplagt hat – und was und wer mir geholfen hat. Heute: der Hausarzt.

Wir schreiben das Jahr 1984. Nun war es tatsächlich da, dieses ominöse Orwell-Jahr 1984. Und alles war wie immer. Fast alles. Denn mich quälte mein Ischiasnerv. So die Diagnose meines Hauarztes, den ich aus diesem Anlaß zum ersten Mal aufsuchte. Zum ersten Mal, seit ich vor zweieinhalb Jahren nach Hamburg gezogen war. Gleich nach dem Abitur aus einem Stuttgarter Vorort in die große wilde Stadt.

Mit meinen 21 Jahren fühlte ich mich so, wie ich damals als naiver Jüngling glaubte, daß man sich mit 60 fühlen müsse: ständig Schmerzen, qualvolle Bewegungen, gebeugter Gang. Ein Bild des Jammers. Heute bin ich jenseits der 60 und beweglicher als je zuvor ...

Im April 1984 ging es los mit dem Ischias. Ich brauchte 5 Minuten, um von einem Stuhl aufzustehen oder mich hinzusetzen. Millimeterweise nur konnte ich meine Position verändern. Ein Leben in Extremzeitlupe – eine Art unfreiwilliges Tai Chi.

In Vorlesungen und Seminaren und überhaupt in der Öffentlichkeit fühlte ich mich extrem unwohl. Zudem konnte ich die Hamburger Studentinnen mit meinem gebeugtem Greisengang nicht beeindrucken – weder an der Uni noch im Nachtleben ...

Nachdem alle Hausmittel wie Bäder und Salben nicht fruchteten, ging ich zum Arzt. Ein freundlicher Herr in den Vierzigern, der kurz fragte, was mich zu ihm führe und dann Ischias diagnostizierte. Er gab mir eine Spritze und Tabletten. Das brachte mir kurz Linderung, mehr nicht. Auch weitere Spritzen und Tabletten halfen nicht. So quälte ich mich durch den Frühling und Frühsommer in die Semesterferien.

Da ich Philosophiestudent aus Leidenschaft war, ging’s auch in der vorlesungsfreien Zeit um Philosophie. Ich fuhr zum Wittgenstein-Symposium nach Kirchberg, einem Dorf in der Semmering-Gegend südlich von Wien, wo Ludwig Wittgenstein – damals mein Lieblings-Philosoph, Nietzsche entdeckte ich erst später – in den 1920ern als Dorfschullehrer gewirkt hatte.

Eine Woche lang auf einem der weltweit bedeutendsten Philosophiekongresse mit Vorträgen und Gesprächen von und mit Stars der Szene – das war ein geistiger Genuß höchsten Grades!

Meine Ischias-Qualen war allerdings auch voll dabei. Da die Damenwelt bei diesem Symposium nur in geringer Dosierung und nur als Anhängsel der Prof-Dr.-Alphatiere anwesend war, mithin schon in Altersregionen, die mir damals, mit 21, als jenseits von Gut und Böse erschienen, war das zu verschmerzen.

Was hat mir geholfen?

Und dann begann „das Wunder der Heilung“ ... Da man beim Gehen besonders gut denken kann, spazierten wir Philosophen jeden Tag denkend und redend über Hügel und Felder durch den heißen August. Und siehe da: Meine Schmerzen ließen nach, meine Beweglichkeit nahm zu. Tag für Tag. Ohne Spritzen, ohne Tabletten.

Nach dem Symposium fuhr ich nach Wien und Budapest und erkundete beide Städte zu Fuß. Also jeden Tag viel Bewegung an der frischen Luft. Einfach, billig, wirkungsvoll! Das hat mir geholfen.

Ich war in den zweieinhalb Jahren zuvor auf den Hund gekommen. Denn was macht man als Philosophie-Student? Sitzen und lesen, sitzen und lesen. Zuhause, in Biblotheken, in Seminaren. Dazu noch Kurse in Latein und Altgriechisch – Heraklit im Original zu lesen ist ein ganz exquisites Vergnügen –, und fertig war die Stubenhocker-Existenz.

Bewegt an der frischen Luft habe ich mich nur auf dem Weg von und zum Bus, der mich an die Uni brachte. Am Wochenende gab’s eine Variante zu sitzen und lesen: herumstehen und trinken, möglichst cool, in Clubs und Bars – bis in den Morgen. In Hamburg war da viel geboten.

In den 1980er Jahren war ein Studium keine verlängerte Schule wie heute, sondern ein Reich der Freiheit. Mit dieser Freiheit umgehen zu lernen war Teil des Erwachsenwerdens. Allerdings war meine Lernkurve, bis ich begriffen hatte, daß ein durchzechtes Party-Wochenende nicht der Weisheit letzter Schluß ist, recht weit geschwungen ...

Und nicht zu vergessen: das Mensa-Essen. Regelmäßig diese einzigartige Melange aus leeren Kohlenhydraten, Konservierungsstoffen, Geschmacksverstärkern, Zucker und schlechtem Fett zu essen, macht einen schnell zum alten Mann.

In meiner Jugend fuhr ich mit dem Fahrrad zur Schule, und auch sonst ging alles per Rad oder zu Fuß. Kein Erwachsener wäre damals auf die Idee gekommen, einen Jugendlichen mit dem Auto zu Freunden oder ins Kino zu fahren. Der hat doch zwei Beine! Wenn er die nicht nutzen will, soll er eben daheim bleiben.

Kurzum: Ich bewegte mich täglich und bei jedem Wetter an der frischen Luft. Nicht als Sport oder verkrampfter Fitneß-Aktionismus mit teurer Spezialkleidung, sondern als einfache normale Alltagshandlung.

Zurück ins Jahr 1984: Schon auf der Heimfahrt mit dem Zug aus Budapest war mein Ischias verschwunden. Ab da bin ich zu Fuß oder mit dem Rad an die Uni, ich begann in Parks zu gehen und dort in der Sonne sitzend zu lesen, und am Wochenende war ich in der Natur unterwegs. So halte ich es bis heute.

Und ich ging nur noch selten in die Mensa, lernte statt dessen kochen. Mit frischen Zutaten. Auch das hab ich bis heute beibehalten. Nichts von dem, was geholfen hat, hat mein Hausarzt mir empfohlen. Er konnte nur Spritzen und Tabletten.

Ich habe in jenem Sommer, ohne mir dessen bewußt gewesen zu sein, eine der tiefsten Erkenntnisse der Heilkunst intuitiv auf mich selbst angewandt. Von Hippokrates, dem legendären griechischen Arzt, war sie schon vor 2.500 Jahren formuliert worden: „Bevor du jemand heilst, frage ihn, ob er bereit ist, aufzugeben, was ihn krank macht“.

Meinem hanseatischen Hausarzt war diese Erkenntnis fremd. Ich mußte ihn in den drei weiteren Jahre, die ich in Hamburg lebte, nicht mehr bemühen.

Heilsame Schönheit: Bäume

„Ich verstehe nicht, wie man an einem Baum vorübergehen kann und nicht beglückt sein, daß man ihn sieht?“, sagte Dostojewski. So geht’s mir auch. Deshalb zeige ich Ihnen hier besonders beglückende Bäume, an denen ich vorübergegangen bin. 

Bergahorn

Das ikonische Bild des Winters: eine Fichte mit Schnee-Mäntelchen. Hier garniert mit einem Heißluftballon. „Wie herrlich, dieser Schnee, dieser hohe Himmel, diese kühle Luft!", ruft uns die Fichte zu. Winter-Ekstase pur.
Bei Oberau, Werdenfelser Land

K.k.K.Kommentare kluger Kinesiologen

„Ich fände es gut, wenn Psychologie und Psychotherapie mit der Kinesiologie zusammenkämen. Die Psychologen haben ihre Methoden, um Probleme von Menschen zu verstehen, aber wir haben Verfahren, um die Probleme schnell zu lösen. Wenn also beide zusammenarbeiten könnten, gäbe es einen synergetischen Effekt. 

Kinesiologie hat eine tiefgreifende Wirkung. Wenn man es nur rational betrachtet, machen wir nichts anderes, als ein paar Punkte zu berühren, aber damit verändern wir das Leben von Menschen von Grund auf. Und indem wir Menschen helfen, ihre Probleme zu überwinden, machen wir aus der Welt eine besseren Ort.“
Hugo Tobar

Lesefrucht: Womit lernen wir? Hirn oder Herz?

Fußballfans wissen, wer wann Deutscher Meister war und wer Torschützenkönig bei welcher Weltmeisterschaft. Und das ohne große Lernanstrengung, ohne Büffeln und Mühen. Das gilt auch für Opern-Liebhaber, Oldtimer-Restauratoren und Wein-Kenner. Sie alle wissen die unglaublichsten Details zu ihren Leidenschaften, die jemand, der sich nicht fürs Thema erwärmt, sich niemals merken kann.

Begeistern wir uns für etwas – sind wir also mit dem Herzen dabei –, saugen wir alles, was wir darüber in Erfahrung bringen, wie ein Schwamm auf. Kinderleicht gewissermaßen. Der Neurobiologe und Lernforscher Gerald Hüther weiß, warum:

„Das Gehirn ist kein Muskel! Sie können üben und trainieren, so viel Sie wollen. Entscheidend ist, daß uns das, was wir lernen wollen, unter die Haut geht, daß wir begeistert sind. Als Kind haben wir eine Entdeckung nach der anderen gemacht und uns wie verrückt begeistert. Kleine Kinder erleben am Tag fünfzig- bis hundertmal einen Sturm der Begeisterung, der durch ihr Gehirn geht.

Diesen Aspekt haben Neurobiologen in den letzten Jahren genauer untersucht. Diese Prozesse lassen sich bei Menschen jeden Alters nachweisen. Jedes Mal, wenn wir etwas entdecken, das für uns bedeutsam ist, geht es unter die Haut, und es kommt im Gehirn zur Aktivierung der sogenannten emotionalen Zentren. Herzklopfen oder Hitzewallungen sind beispielsweise typische somatische Marker, die sich dann einstellen, wenn einem etwas unter die Haut geht.

Um uns zu begeistern brauchen wir andere Menschen. Und zwar Menschen, die uns einladen, ermutigen und inspirieren, noch einmal etwas Neues lernen zu wollen. Wir müssen dafür eine Beziehungskultur auf Augenhöhe entwickeln, in der wir uns nicht gegenseitig als Objekte behandeln, sondern einander mit Wertschätzung als Subjekte begegnen.“

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