Seitenblick - Der Newsletter von Odysseus Kinesiologie & Coaching

Glaubensfragen, Kinderquälerei und Reinhold Messner

Meine Themen heute für Sie: Glaubenssätze sind schick geworden – wer was auf sich hält, der hegt und pflegt sie | Was es bedeutet, wenn wir uns selbst heilig sprechen | Heilsame Schönheit: Bäume tun uns gut | Kinesiologie erhöht Lebensfreude und Lebendigkeit | Welche Grausamkeiten wir unseren Kindern „wissenschaftlich“ begründet antun. Viel Vergnügen beim Lesen.

Eine Bitte: Wenn Sie jemand kennen, den das, was ich hier erzähle, interessiert, leiten Sie ihm diesen Newsletter weiter. Dankeschön.

Wolfgang Halder, Odysseus Kinesiologie & Coaching

Der neue Glaubenssatz-Exhibitionismus

Immer öfter erlebe ich es, daß Menschen in meiner Umgebung – Klienten, Freunde, Bekannte – in einer eigentümlichen Mischung aus Beiläufigkeit und Stolz sagen „Das ist mein Glaubenssatz!“, nachdem sie über eine Eigenschaft oder ein Verhalten von sich gesprochen haben, die ihnen einerseits nicht behagen und von denen sie andererseits nicht lassen wollen.

Man bekennt sich zu seinen Glaubenssätzen wie zu seiner Mobiltelefon-Marke: Samsung oder Apple (wer, wie ich, mit einem Motorola unterwegs ist, wird mitleidig belächelt ...) – und nimmt sie zugleich doch nicht ernst. Das Glaubenssatz-Outing ist eine neue, grelle Figur auf dem sich immer schneller drehenden Karussell der Psycho-Moden.

In Coaching-Ausbildungen wird den künftigen Coaches dann beigebracht, wie sie „ganz einfach“ Glaubenssätze ihrer Klienten verändern können. Voll im gängigen Zeitgeist – also „systemisch“ und „lösungsorientiert“ – und folglich ohne jede Frage nach dem „Woher und Warum?“ eines Glaubenssatzes, denn mit solchen Fragen schlagen sich ja nur die altbacken ineffizienten Psychotherapeuten herum; das sind gewissermaßen die Motorola-Nutzer der Branche ...

Mit folgendem simplen Dreisatz ändert der so dressierte Coach hinfort ruck zuck die Glaubenssätze seiner Klienten:

  1. Glaubenssatz identifizieren.
  2. Glaubenssatz auf seine Nützlichkeit prüfen.
  3. Neuen, besseren Glaubenssatz etablieren.
Das liest sich wie eine Karikatur, ist aber Coaching-Alltag. 

Zurück zu den Glaubenssatz-Bekennern. Was ist gewonnen, wenn wir wissen, daß wir einen Glaubenssatz haben? Nichts. Wir können virtuos darüber plaudern – auf Parties, in Foren und Seminaren, mit Freundinnen – und haben damit eine weitere Variante, um Verständnis und Tiefgang zu simulieren, was ja, je weniger wir beides haben, um so wichtiger wird. Kurzum: „Glaubenssatz“ ist zu einem weiteren Psycho-Buzzword geworden.

Diese expliziten und exhibitionistischen Glaubenssätze sind meiner Erfahrung nach nicht die entscheidenden. Die impliziten, die jemand gar nicht wahrnimmt, wenn er sie äußert oder in seinem Verhalten zeigt, sind weit wichtiger.

Ein Beispiel: Eine Klientin, die zum Ersttermin zu mir kommt, schafft es, sich auf dem kurzen, einfachen Weg von der U-Bahn zu meiner Praxis zu verlaufen. Sie ruft mich ganz aufgeregt an und sagt: „Ich weiß nicht, wo ich bin!“ Dieser implizite Glaubenssatz im Rahmen einer szenischen Eröffnung bei einem Ersttermin offenbart mir schlagartig das Lebensthema der Klientin.

So einen Glaubenssatz mache ich bei meiner Arbeit mit der Klientin nicht ausdrücklich zum Thema nach dem Motto: „Sie haben da einen schädlichen Glaubenssatz. Den machen wir jetzt weg“. Ich schaue vielmehr behutsam und unterhalb des Radars der Klientin, in welchen Lebensfeldern er sich bei ihr wie zeigt; wo er hilft, wo er blockiert.

Im Zuge der gemeinsamen kinesiologisch-energetischen Arbeit am persönlichen Wachstum löst sich die behindernde Macht des Glaubenssatzes der Klientin nebenbei mit auf. Dieses Spiel über Bande ist weit wirkungsvoller als der direkte Angriff, denn Glaubenssätze sind meist Folgen, nicht Ursachen. Löst sich die Ursache auf der energetischen Ebene, löst sich auch die Folge. So beginnt für die Klientin die neue Bewegung in die Freiheit und in der Freiheit.

Zum Schuß die Gretchenfrage: Wie halte ich selbst es mit Glaubenssätzen? Nun, ich mach das wie bei der Astrologie: Ich bin Löwe – und Löwen glauben nicht an Sternzeichen!

Beichtstuhl Instagram

RKennen Sie das? Da erzählt Ihnen eine Freundin ausführlich und empört, was für eine Gemeinheit jemand über sie gesagt habe, was für eine Idiotin diejenige sei und was für eine Unverschämtheit das sei. Aus jeder Pore quillt ihr die Verletztheit. Und dann schließt sie ihren Wortschwall mit der Wendung: „Aber mir macht das nichts aus. Mir ist es vollkommen egal, was andere über mich sagen oder denken.

Wenn wir emotional überfordert sind, beteuern wir das Gegenteil dessen, was wirklich mit uns los ist, weil wir die Wahrheit über uns nicht ertragen könnten. An dieses Phänomen mußte ich denken, als ich kurz vor Weihnachten folgenden Instagram-Post des Extrem-Bergsteigers Reinhold Messner las: 

„Ich komme ans Ende, das ist die Realität! Aber ich gehe mit einem guten Gewissen, weil ich weiß, dass ich ein guter Mensch war, mein Bestes gegeben habe, ein liebevoller Vater, ein guter Freund und ein guter Bruder war. Jetzt ist es an der Zeit, meine letzten Träume zu leben und die Menschen zu lieben, die mir viel bedeuten, aber das Wichtigste ist Dankbarkeit.“

Das ist ein erschütterndes Dokument tiefsten Zweifels! Setzt man hinter jede dieser starken Aussagen ein Fragezeichen, bekommen sie ihre wahre Bedeutung: 

  • War ich ein guter Mensch?
  • War ich ein liebevoller Vater?
  • War ich ein guter Freund?
  • Und vor allem: War ich ein guter Bruder?

Messners jüngerer Bruder Günther starb 1970 am Nanga Parbat bei der gemeinsamen Gipfelüberschreitung. Daß Messner den kleinen Bruder der Mutter nicht wie versprochen wieder heim brachte, ist die Tragödie seines Lebens.

Wie sehr Messner seine Zweifel umtreiben, zeigt die Tatsache, daß er sie öffentlich gemacht und dabei zu selbstrechtfertigenden Aussagen umgemünzt hat. In emotional normalen Verhältnissen und mit wirklich gutem Gewissen sprechen wir uns nicht selbst heilig. Es ist Sache der Kinder, Freunde und Geschwister, zu beurteilen, ob wir ihnen ein liebevoller Vater, guter Freund und guter Bruder waren.

Heilsame Schönheit: Bäume

„Ich verstehe nicht, wie man an einem Baum vorübergehen kann und nicht beglückt sein, daß man ihn sieht?“, sagte Dostojewski. So geht’s mir auch. Deshalb zeige ich Ihnen hier besonders beglückende Bäume, an denen ich vorübergegangen bin. 

Bergahorn

Abgekämpft und müde wirkt diese krumme schrundige Buche. Was war los in der Kindheit und Jugend dieses Baumes? Sie dauert einen, wie sie da so allein steht; man möchte sie umarmen und trösten. Auch das ist beglückend.
München-Thalkirchen, am Hinterbrühler See

K.k.K.Kommentare kluger Kinesiologen

„Was mich schon ganz am Anfang der Beschäftigung mit Kinesiologie fasziniert hat, war dieses Gefühl, gesund zu sein, selbst wenn ich vielleicht bestimmte Schwierigkeiten und Krankheitssymptome hatte. Es war dieses Gefühl innerer Stärke, innerer Gesundheit, ein Gefühl, daß ich in Ordnung bin.

Und damit war es genau das Gegenteil von vorher, als ich immer das Gefühl hatte, krank zu sein, immer irgendwohin laufen und Tabletten nehmen zu müssen, immer darauf angewiesen zu sein, daß mir etwas von jemand anderem gegeben wird, ohne daß ich in mir selbst ein Gespür dafür entwickeln konnte, wer ich eigentlich bin und was ich selbst vermag.

Kinesiologie ist sehr positiv eingestellt. Du schaust auf das, was du tatsächlich gut kannst, und nicht auf das, was du nicht kannst. Du stellst dein Potential ganz in den Vordergrund und förderst das, was in dir steckt

Die Kinesiologie kann den Kern eines Menschen so berühren, daß er feststellen kann, wo er im Moment steht, was ihn im Moment interessiert und in welche Richtung er gehen möchte. Damit unterstützt die Kinesiologie die Lebensfreude und die Lebensenergie und sorgt dafür, daß das Leben bunter und lebendiger wird.
Renate Wennekes

Lesefrucht: Wie wir unsere Kinder quälen – und das für normal halten

„Schadet es einem Baby, wenn es sich in den Schlaf weinen muß? Über die langfristigen Folgen wissen wir nichts, denn entsprechende Studien fehlen.“ Das las ich kürzlich in einem auflagenstarken Magazin – und war entsetzt über den Wissenschaftswahn, der darin zum Ausdruck kommt.

Wie kann jemand, der nicht vollkommen verblödet und abgestumpft ist, es als offene Frage betrachten, ob das In-den-Schlaf-Weinen einem Baby schadet!? Das Weinen eines Babys ist Ausdruck von Verzweiflung, Hilflosigkeit, Ohnmacht, Verlassenheit – und Todesangst. Das wissen Menschen seit Jahrhunderttausenden – dazu braucht es keine „Studie“.

Von unserer Bereitschaft, uraltes Erfahrungswissen jeder noch so dämlichen wissenschaftlichen Mode zu opfern, handelt meine heutige Lesefrucht. Sie entstammt dem Buch „Auf der Suche nach dem verlorenen Glück – Gegen die Zerstörung unserer Glücksfähigkeit in der frühen Kindheit“ von Jean Lidloff.

Die Autorin – sie ist Publizistin und Psychotherapeutin – fordert uns auf, unserem natürlichen Wissen um die Bedürfnisse von Kleinkindern endlich wieder zu vertrauen und all die „klugen“ Ratgeber zu ignorieren. Lesen Sie selbst: 

„In den ,fortgeschrittenen’ Ländern ist es üblich, sich ein Buch über Babypflege zu kaufen, sowie ein Neuankömmling erwartet wird. Dabei kann es gerade Mode sein, das Baby schreien zu lassen, bis ihm das Herz bricht und es aufgibt, abgestumpft und ein ,braves Baby’ wird; oder es aufzunehmen, wenn die Mutter gerade mal Lust und nichts weiter zu tun hat.

Was immer es sei, die jungen Mütter lesen und gehorchen – ohne Vertrauen auf ihre angeborene Fähigkeit, ohne Vertrauen auch zu den ,Beweggründen’ des Babys, aus denen es die immer noch vollkommen deutlichen Signale aussendet.

Babys sind in der Tat zu einer Art Feind geworden, den die Mutter besiegen muß. Weinen muß ignoriert werden, um dem Baby zu zeigen, wer der Herr ist; und eine Grundvoraussetzung der Beziehung ist, daß jede Anstrengung unternommen werden muß, um das Baby zur Anpassung an die Wünsche der Mutter zu zwingen.

Unfreundlichkeit, Missbilligung oder ein anderer Ausdruck von Liebesentzug wird gezeigt, wenn das Verhalten des Babys ,Arbeit’ verursacht, ,Zeit’ vergeudet oder sonstwie als unbequem empfunden wird. Dahinter steckt die Auffassung, daß das Baby ,verwöhnt wird, wenn man seinen Wünschen nachgibt, während es seiner Zähmung bzw. Sozialisation dient, wenn man sich ihnen widersetzt. In Wirklichkeit wird in beiden Fällen die gegenteilige Wirkung erzielt.

Die Zeit unmittelbar nach der Geburt ist der Teil des Lebens außerhalb des Mutterleibes, der die nachhaltigsten Eindrücke hinterläßt. Was einem Baby dann begegnet, ist für sein Gefühl das Wesen des Lebens selbst. Jeder spätere Eindruck kann jenen ersten Eindruck lediglich modifizieren.

Die Veränderung bei der Geburt gegenüber der uneingeschränkten Gastlichkeit des Mutterleibes ist gewaltig, aber das Baby wurde vorbereitet auf den großen Sprung vom Mutterleib zu seinem Platz auf den Armen.

Nicht vorbereitet hingegen ist es auf einen noch größeren Sprung – geschweige denn einen Sprung ins Nichts, in Nicht-Leben, in einen Korb mit Stoff ausgeschlagen oder in ein Plastikkästchen, das sich nicht bewegt, keinen Ton von sich gibt, das weder den Geruch noch das Gefühl von Leben aufweist.

Kein Wunder, wenn das gewaltsame Auseinanderreißen des Mutter-Kind Kontinuums, das sich während der Zeit im Mutterleib so stark ausprägte, sowohl Depression bei der Mutter als auch Todesangst beim Säugling auslöst.

Jedes Nervenende des Babys fiebert der erwarteten Umarmung entgegen; sein ganzes Sein, das Wesen all dessen, was es ist, zielt darauf, daß es auf Armen getragen wird. Jahrmillionen sind Neugeborene vom Augenblick der Geburt an eng an ihre Mutter gehalten worden.

Die am frühesten ausgeprägten Bestandteile der psychobiologischen Ausstattung des Kleinkindes sind diejenigen, welche die Weltsicht seines ganzen Lebens am stärksten prägen. Was es fühlt, ehe es denken kann, ist ein mächtiger Bestimmungsfaktor dafür, woran es denkt, wenn ihm Denken möglich ist.“

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