Seitenblick - Der Newsletter von Odysseus Kinesiologie & Coaching

Reifung, Stillsitzen und Frauen-Arroganz

Meine Themen heute für Sie: In uns gibt es immer was zu tun – da sind wir nie fertig | Wie Kinder „wissenschaftlich fundiert“ gequält werden und ihnen das Lernen erschwert wird | Gesundheit lebt von Selbstverantwortung | Heilsame Schönheit: Bäume tun uns gut | Tricks für erfolgreiche Kommunikation im Berufsalltag – vor allem für Frauen. Viel Vergnügen beim Lesen. 

Eine Bitte: Wenn Sie jemand kennen, den das, was ich hier erzähle, interessiert, leiten Sie ihm diesen Newsletter weiter. Dankeschön.

Wolfgang Halder, Odysseus Kinesiologie & Coaching

Ist man denn nie fertig?

„Ist man denn nie fertig?“, seufzte die Klientin, als sie nach längerer Zeit wieder bei mal mir zu einer Sitzung war. Meine erste Antwort war ein herzliches lautes Lachen. Meine zweite Antwort war das, was Sie hier lesen.

Wie oft hatte ich mir diese Frage selbst schon gestellt! Man muß doch mal durch sein mit dem Aufräumen im Seelenkeller und dem Ausmisten auf dem Emotionsdachboden. So wie beim Frühjahrsputz: alles glänzt und leuchtet und strahlt. Und man ist erschöpft, aber zufrieden mit dem Erreichten. Alles gut. Doch dann kommt wieder ein Sommer, wieder ein Herbst, wieder ein Winter – und wieder ist ein Frühjahrsputz nötig.

Solange wir leben, atmen wir. Niemand käme auf die Idee zu sagen: „Jetzt hab ich so tief eingeatmet, was ich da an Sauerstoff aufgenommen habe, reicht für den Rest meines Lebens“. Das gilt gleichermaßen für die seelische, geistige und spirituelle Dimension unserer Existenz.

Wo Leben ist, ist Wachstum und Veränderung, im besten Falle Reifung. In der Psychoanalyse spricht man von der „unendlichen Analyse“. War die Analyse gut und fruchtbar, bleibt man sein Leben lang im Gespräch mit dem Therapeuten – innerlich. Man erzählt ihm – also sich selbst – im unendlichen inneren Dialog alles, was einen umtreibt, quält, freut, erschüttert, beglückt, erregt, ärgert, erheitert. Und das tut gut ...

In meiner Kinesiologie-Ausbildung war – wie in jeder Therapie-Form, die sich mit seelisch-emotionalen Vorgängen befaßt – der Eigenprozeß das Entscheidende. Die technisch-handwerkliche Dimension der Arbeit kann man schnell lernen, doch der Eigenprozeß braucht Zeit – und vor allem tut er weh. Weil man sich Dinge im eigenen Leben anschaut, die man sich viele Jahrzehnte lang wohlweislich gerade nicht angeschaut hat.

Der Reifegrad des Therapeuten bestimmt, wie weit ein Klient sich entwickeln und wachsen kann. Deshalb gilt auch für Therapeuten aller Art: Man ist nie fertig. Es sei denn, man ist wirklich FERTIG, soll heißen: am Ende. Festgefahren. Erstarrt.

Dann ist man ein lebender Toter (von denen es viele gibt). Dann wächst nichts mehr. Dann reift nichts mehr. Denn, so der chinesische Politiker und Philosoph Lü Buwei vor 2.300 Jahren: Fließendes Wasser fault nicht, die Türangeln rosten nicht; das kommt von der Bewegung“.

Wenn das Kranke zur Norm wird

Kürzlich las ich voller Entsetzen einen Zeitungsartikel mit der Überschrift „Traurige Väter machen schlaue Kinder“. Anlaß des Artikels war die Studie einer Professorin für Erziehungs- und Beratungspsychologie an der kanadischen McGill-Universität, die zu folgendem Ergebnis kam:

„Ein etwas höheres Maß an depressiven Symptomen bei Vätern war mit weniger Verhaltens- und emotionalen Schwierigkeiten ihres Kindes im Grundschulalter verbunden. Dazu gehörte, daß die Kinder lange still sitzen konnten, seltener die Beherrschung verloren und eine gute Aufmerksamkeitsspanne hatten.“

Daß Stillsitzen immer noch als Tugend gepriesen wird, ist ein Skandal, denn es dient nur den Lehrern, nicht den Kindern. Für Kinder im Grundschulalter – vor allem für Jungs – ist Stillsitzen eine Art Vergewaltigung, eine Form des Kindesmißbrauchs. Denn Kinder lernen in, mit und durch Bewegung.

Stillsitzen dagegen blockiert Denken und Lernen, Kreativität und Intelligenz. Das hat die Neurophysiologin und Kinesiologin Carla Hannaford schon 1996 in ihrem Buch „Bewegung - das Tor zum Lernendargelegt. Hannafords Pionierarbeit wurde wissenschaftlich seither vielfach bestätigt, wird aber von Lehrern und Schulsystem konsequent ignoriert. (Kleine eitle Randbemerkung: Die Leiterin meiner Kinesiologie-Ausbildung hat mit Carla Hannaford gearbeitet und uns von deren Forschungen und Erkenntnissen berichtet – so haben wir Kinesiologie-Novizen direkt aus der Quelle getrunken.)

Schüler sollen vor allem den Schulbetrieb nicht stören. Das ist ihre Hauptaufgabe. Und deshalb sollen sie stillsitzen. Kein Wunder, daß Kinder, bevor sie in die Schule kommen, jeden Tag rund 150 Glückserlebnisse haben und nach Schuleintritt nur noch 20-30, wenn überhaupt.

Die Abrichtung unserer Kinder zum Stillsitzen in den ersten Schuljahren führt zu einer erlernten Hilflosigkeit. Der „Erfolg“ dieser Erziehungsmaßnahme, das Stillsitzen, ist mithin das Ergebnis von Ohnmacht und Verzweiflung seitens der Kinder. Sie ergeben sich resigniert in ihr Schicksal. Und es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als mit ihren Körpern nein zu sagen: durch Allergien, Autoimmunerkrankungen, Unverträglichkeiten ...

Heilsame Schönheit: Bäume

„Ich verstehe nicht, wie man an einem Baum vorübergehen kann und nicht beglückt sein, daß man ihn sieht?“, sagte Dostojewski. So geht’s mir auch. Deshalb zeige ich Ihnen hier besonders beglückende Bäume, an denen ich vorübergegangen bin. 

Bergahorn

Wie dieser Hainbuchen-Stamm glänzt und schimmert! Welch Stärke und Spannkraft er ausstrahlt! Als hätte er Muskeln und Sehnen. Der Regen macht seine pralle Vitalität besonders augenfällig. Da möchte man Hainbuche sein ...
Bavaria-Park, München

K.k.K.Kommentare kluger Kinesiologen

„Kinesiologie ist eine kreative, ganz individuelle energetische Arbeit, die auf Selbsthilfe und Selbstverantwortung zielt. Statt zermürbender psychologischer Gespräche und einem Behandelt-werden ergreift der Klient unter Anleitung selber seine Gesundwerdung

Die Kinesiologie kann den Menschen sowohl auf seiner mentalen als auf seiner emotionalen und körperlichen Ebene abholen und integrieren. Kinesiologie ist in der Lage, rein mentale Lebenskonzepte so zu transformieren, daß sie praktisch und real ins Leben integriert werden können. Reibungsflächen werden geringer, die Integration der Kräfte stärker – das bringt mehr Selbstverwirklichung, und es bringt einen Menschen näher an die Realität heran, die für ihn ganz individuell möglich ist.“
Harald Knauss

Lesefrucht: Frauen, seid arrogant!

Frauen kommunizieren in der Regel anders als Männer, nämlich horizontal statt vertikal. Die vertikale Kommunikation der Männer betont Rang und Revier. Was gesagt wird ist nicht so wichtig – entscheidend ist, wer etwas sagt, also wo diese Person in der Rang-Ordnung steht. Der Ranghöchste hat aufgrund seiner Position quasi das Recht, Unsinn zu reden bzw. gar nicht zu reden.

In der horizontalen Kommunikation, die vornehmlich von Frauen gepflegt wird, liegt der Schwerpunkt auf dem Inhalt und Sinn des Gesagten; zudem soll ein Gefühl der Zugehörigkeit für alle Beteiligten erzeugt werden.

Treffen diese unterschiedlichen Kommunikationstile im Berufsleben aufeinander, knirscht es, und zwar gewaltig. Zum Nachteil der Horizontalen.

Warum ist der vertikale Stil meist wirkungsvoller? Weil er nicht auf komplizierte und anstrengende Argumentation setzt, sondern auf kraftvolle, fast schon primitive Einfachheit. Eine zentrale Rolle spielen dabei Raum und Bewegung. Frauen verlassen sich fast ausschließlich auf Worte, reduzieren sich dadurch selbst zu Talking Heads und reden sich so oft um Kopf und Kragen.

Der Unternehmensberater und Coach Peter Modler hat ein Arroganz-Training speziell für Frauen entwickelt, in dem der ihnen zeigt, wie sie Arroganz gezielt als Werkzeug einsetzen können, um sich besser durchzusetzen. In seinem Buch „Das Arroganz-Prinzip. So haben Frauen mehr Erfolg im Beruf“ hat er seine Erkenntnisse zusammengefaßt.

Modlers Empfehlungen für ein Gespräch, das eskaliert und zum Machtkampf wird und in dem ein horizontal Kommunizierender normalerweise verzweifelt und vergeblich nach guten Argumenten und klugen Worten sucht, lauten folgendermaßen:

„Wenn Ihnen ein Geistesblitz nicht nur Verfügung steht – Ihr Körper ist immer ihr Verbündeter! Vertrauen Sie auf ihn – er weiß oft besser als ihr Kopf, was zu tun ist. Einfache körperlich-räumliche Bewegungen sind Medizin gegen Panikverkrampfungen.

Auch der Raum, in dem Sie sich befinden, ist immer für Sie da! Sie können also bei einem verbalen Angriff IMMER zuerst etwas mit Ihrem Körper und dem Raum tun:

  • Setzen Sie sich majestätisch in Ihren Stuhl.
  • Betrachen Sie die biologische Spezies vor Ihnen mit distanziertem Interesse (Was ist das hier – ein Insekt?).
  • Lächeln Sie überlegen (nicht nett!). Sagen Sie erst einmal nichts – manchmal reicht das schon. Halten Sie das Schweigen, das entsteht, aus, es nutzt Ihnen mehr als Sie glauben!
  • Jetzt NICHTS zu schnell tun! Je schneller, umso weniger souverän wirken Sie. Jede Bewegung, mit der Sie (langsam) reagieren, verschafft Ihnen weitere Sekunden, mit jedem Schritt gewinnen Sie Zeit, in der Sie sich eine verbale Reaktion überlegen können.
  • Tun Sie in aller Ruhe etwas Belangloses im Raum, öffnen Sie ein Fenster, holen Sie demonstrativ entspannt ein Mineralwasser oder sonst etwas.
  • Erheben Sie sich, gehen Sie langsam um den Tisch herum, bleiben Sie vor demjenigen stehen, der Sie angegriffen hat. Sagen Sie bedächtig wenige Worte (wenn überhaupt), es muß nicht sachlich sein.
  • Oder schweigen Sie. Sagen Sie kein einziges Wort. Nur wenig ist wirksamer, als im direkten Konflikt sein Gegenüber anzusehen und ihm ein offensives Schweigen entgegenzuschicken, bei dem die Emotion trotzdem deutlich wird: ‚Red du nur – ich muß hier keine großen Worte machen. Du spürst genau, was ich von dir halte'. Der Verzicht auf Worte und der Einsatz einer aggressiven Wortlosigkeit kann vernichtend sein.“
Probieren Sie Modlers Empfehlungen bei nächster Gelegenheit einfach mal aus – mit kindlicher Neugier, einer großen Portion Chuzpe und kühler Ethnologen-Haltung. Und staunen Sie, was geschieht – und wieviel Spaß es macht, den Körper und den Raum einzusetzen!

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