Seitenblick - Der Newsletter von Odysseus Kinesiologie & Coaching

Gefühle, ängstliche Bäume und Smartphones

Meine Themen heute für Sie: Haben Sie den Mut, ihre eigenen Gefühle zu fühlen? | Heilsame Schönheit: Bäume tun uns gut | Kinesiologie bringt uns ins Gleichgewicht | Smartphones essen Kreativität auf. Viel Vergnügen beim Lesen. 

Eine Bitte: Wenn Sie jemand kennen, den das, was ich hier erzähle, interessiert, leiten Sie ihm diesen Newsletter weiter. Dankeschön.

Wolfgang Halder, Odysseus Kinesiologie & Coaching

Gefühlsbetäubung mit Spiritualität

„Sei doch vernünftig!“ Nicht nur Kinder versuchen wir mit diesem Satz zu „erziehen“, auch Erwachsene bekommen ihn zu hören, wenn sie den Spock-Modus verlassen und Gefühle offenbaren. Dieser Vernunft-Appell ist meist der Versuch, unsere eigene Unfähigkeit, mit Gefühlen umzugehen, zu verdecken.

Wir sind überfordert mit den Gefühlen eines anderen und schieben ihm deshalb die Schuld zu. In der „normalen“, sprich: üblichen, alltäglichen Welt- und Menschensicht sind Gefühle eine Schwäche. Sie sind ein Kontrollverlust, ein Mangel an Beherrschung, eine Störung des reibungslosen Funktionierens im sozialen Getriebe.

Die Redewendung „Laß uns das wie Erwachsene regeln“ bedeutet in der Praxis: Ignoriere deine Gefühle. Vor allem bedeutet es: Nerve mich damit nicht! Also verzichten wir darauf, unsere Gefühle auszudrücken und produzieren statt dessen lieber eine Allergie oder eine Unverträglichkeit, Schlafstörungen oder Arthritis – oder gleich MS, eine Depression oder Krebs.

Wohlgemerkt: Ich rede hier nicht dem ungebremsten und rücksichtslosen Ausagieren jedes Gefühls das Wort, denn das kommt sehr selten vor. Mir geht es um die „übliche“ Rücksichtslosigkeit, mit der wir uns selbst behandeln, denn wir nehmen viel Rücksicht auf andere, doch häufig nicht auf uns selbst. Wir tun uns an, was wir anderen nie antun würden. Weil wir glauben, aushalten und durchhalten zu müssen.

Deshalb hören und sehen wir uns selbst nicht, vor allem spüren wir uns selbst nicht. Und damit wir nicht spüren, daß wir uns nicht spüren – der Schmerz darüber wäre zu groß! – betäuben wir uns. Wir betäuben uns mit Essen und Arbeit, mit Sex und Social Media, mit Alkohol und Sport, mit Reisen und Spiritualität. Das volle Programm. Jeden Tag.

Besonders raffiniert ist die boomende Selbst-Betäubung mittels Spiritualität, denn sie schreitet in hehren Gewändern einher. Ich nenne diese Leute Powerpoint-Buddhisten, denn sie tragen ihre sogenannte Spiritualität wie eine Powerpoint-Präsentation vor sich her, um andere damit zu beeindrucken.

Ihr Projekt Erleuchtung gehen sie mit demselben Leistungs- und Effizienz-Ehrgeiz an wie ihren Alltag als Anwalt, Arzt oder Manager. Sie meditieren mit Excel-Tabellen, die ihre Fortschritte dokumentieren.

Ihr Hauptziel dabei ist es, sich nicht mir ihren Gefühlen befassen zu müssen. All der Neid und die Eifersucht, der Haß und die Scham, die Wut und die Trauer, die die Demütigungen und Erniedrigungen, die jeder Mensch durch Eltern, Geschwister, Mitschüler und Partner erlebt und erleidet, werden krampfhaft hinwegspiritualisiert.

Aus der Sicht dieser Beinah-Erleuchteten haben nur primitive Menschen starke Gefühle. Sie selbst sind ja viel weiter in ihrer Entwicklung ...

In unzähligen Büchern, Kursen und Retreats wird das permanente Gesäusel von Liebe und Verständnis sowie der Zwang zu Vergebung und Versöhnung den Leuten in Hirne und Herzen geblasen, damit sie sich besser fühlen.

Bis der nächste Kurs und das nächste Buch nötig werden. Denn das kurzfristige Sich-besser-fühlen ist nur ein buntes Pflaster auf einer tiefsitzenden emotionalen Entzündung. Die spirtuell-rationalisierende Vermeidung, die eigenen Gefühle wahrzunehmen und wirklich mit sich und seinen Wunden in Kontakt zu kommen, verhindert jedes Wachstum und jede Heilung.

Ken Wilber triftt den Nagel auf den Kopf, wenn er schreibt: „Ein Neurotiker, der meditiert, wird bestenfalls ein erleuchteter Neurotiker“.

Heilsame Schönheit: Bäume

„Ich verstehe nicht, wie man an einem Baum vorübergehen kann und nicht beglückt sein, daß man ihn sieht?“, sagte Dostojewski. So geht’s mir auch. Deshalb zeige ich Ihnen hier besonders beglückende Bäume, an denen ich vorübergegangen bin. 

Bergahorn

Dieser junge Bergahorn hat einen ängstlichen Charakter. Er begann – im Schutz einer mächtigen Fichte – schon in den ersten Oktober-Tagen mit der Laubfärbung. In der Hoffnung, dadurch bald die Blätter los zu sein und so durch frühen Schnee keinen Schaden zu nehmen. Die mutigeren Ahorne in der Umgebung tankten dagegen in sattem Grün noch möglichst viel Herbstsonne.
Beim „Rabenkopf“ in den bayerischen Voralpen

K.k.K.Kommentare kluger Kinesiologen

„Der Muskeltest gibt nicht nur dem Behandler das erforderliche Feedback, sondern auch dem Klienten, für den es wirklich aufschlußreich ist, wenn er entdeckt, was sein Ungleichgewicht verursacht hat und was sein Gleichgewicht wieder herstellt. Der Kient lernt Ursache und Wirkung. Er muß weder raten noch sich auf die Aussage des Behandlers verlassen, sondern weiß es selber.

Kinesiologie ist ein grandioses Mittel, um den Klienten in die Lage zu versetzten, sein Leben zu ändern. Der Klient denkt an etwas Belastendes, und der Indikatormuskel schaltet ab. Und nach der Balance ist der Muskel wieder eingeschaltet, und wir müssen nicht rumrätseln, ob da etwas passiert ist, weil der Muskeltest ja den Beweis für die Veränderung liefert. Das Feedback ist unmittelbar und definitiv und stellt eine Brücke zwischen Körper und Geist her.“
Wayne Topping

Lesefrucht: Kinder brauchen Langeweile

Zucker wird hinsichtlich seiner Suchtwirkung mit Kokain und Heroin verglichen. Ich spinne diesen Vergleich mal weiter und behaupte: Ein Smartphone ist so gefährlich wie Crystal Meth. Vor allem für Kinder und Jugendliche. Innerhalb kurzer Zeit verfallen sie diesem elektronischen Gift. Ein Leben ohne ist für sie nicht mehr möglich.

Ich – Jahrgang 1962 – kann mir die Faszination eines Smartphones nur mühsam intellektuell erschließen, emotional lassen mich diese Geräte vollkommen kalt. Es soll aber auch Leute in meinem Alter geben, die sogar beim Sex zwischendurch immer mal wieder Whatsapp oder Instagram „checken“ ...

Meine heutige Lesefrucht entstammt dem Buch „Ungezähmt“ der amerikanischen Autorin Glennon Doyle. Sie bringt einen Aspekt in die Diskussion, den ich für sehr bedeutsam halte: die Langeweile. Doyles These: Smartphones zerstören bei Kindern diese Kreativitäts-Ressource.

Lesen Sie selbst:

„Eltern machen sich in bezug auf Kinder und ihre Smartphones unendlich viel Sorgen. Wir haben Angst, daß wir Kinder mit einer kommerzialisierten Sicht auf Sex großziehen, mit einem Mangel an echter Verbindung und mit gefilterten Konzepten darüber, was Menschsein bedeutet. Meine größte Sorge ist jedoch, daß wir unseren Kindern ihre Langeweile stehlen, wenn wir Ihnen ein Smartphone in die Hand drücken.

Das Ergebnis davon ist eine Generation Schriftsteller, die nie anfangen werden zu schreiben, Künstler, die nie anfangen werden zu kritzeln, Spitzenköche, die niemals eine Küche in einen Saustall verwandeln, Athleten, die nie einen Ball gegen die Wand kicken werden, Musiker, die niemals zur Gitarre ihrer Tante greifen und anfangen, darauf herumzuklimpern.

Ich unterhielt mich mal mit einer Managerin aus dem Silicon Valley, die in der Entwicklung und Verbreitung von Handys eine entscheidende Rolle gespielt hatte. Ich fragte sie, wie alt ihre Kinder waren, als sie ihre ersten Telefone bekamen. Lachend erwiderte sie: ,Meine Kinder haben keine Telefone. ,Aha’, sagte ich. Fixe deine Kids nie mit deinem eigenen Stoff an.

Die Entwickler von Smartphones sind kreative Menschen, und sie wollen, daß ihre Kinder selbst Kreative werden, nicht nur Konsumenten. Sie wollen nicht, daß ihre Kinder da draußen nach sich suchen; sie wollen, daß ihre Kinder sich im Innen selbst entdecken.

Sie wissen, daß Smartphones dazu dienen, uns süchtig nach dem äußeren Leben zu machen, und daß wir, wenn wir uns nie nach innen wenden, niemals die werden, die zu sein wir bestimmt sind.“

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