Seitenblick - Der Newsletter von Odysseus Kinesiologie & Coaching

Ein Hoch auf die Faulheit und Seelen-Musik

Meine Themen heute für Sie: Warum Faulheit fein ist | Verkehrte Welt: Die Höhe des Einkommens und der soziale Wert einer Arbeit sind meist umgekehrt proportional | Urlaubs-Souvenirs zum Staunen | Heilsame Schönheit: Bäume tun uns gut | Alles ist psychologisch – auch wenn uns das nicht paßt | Musik hat Zauberkraft – und spricht aus, was uns im Innersten bewegt. Viel Vergnügen beim Lesen. 

Eine Bitte: Wenn Sie jemand kennen, den das, was ich hier erzähle, interessiert, leiten Sie ihm diesen Newsletter weiter. Dankeschön.

Wolfgang Halder, Odysseus Kinesiologie & Coaching

Es lebe die Faulheit!

Bei meiner ersten Festanstellung als Redakteur Ende der 1980er Jahre traf ich in der Redaktion auf folgenden Arbeitsablauf („workflow“ nennt man das heute): Freie Autoren faxten ihre Texte an die Redaktion (E-Mail und Internet waren noch nicht erfunden), die Sekretärin („Assistenz“ nennt man sie heute) legte den Redakteuren die sich zusammenrollenden Faxe auf den Tisch – und diese tippten sie ab. Sie haben richtig gelesen: tippten sie ab.

Die Redakteure, die vor mir da waren, waren allesamt fleißig. Deshalb tippten sie. Ich war zu faul zum Abtippen. Aus meinem Nebenfach-Geschichtsstudium mit Schwerpunkt Militärgeschichte kannte ich die Hammerstein-Matrix, der ich mich seither verpflichtet fühle. Dazu gleich mehr.

Ich konnte den Verlagsleiter überzeugen, eine OCR-Software für ein paar hundert Mark zu kaufen. Hinfort faxten die Autoren ihre Texte in einen Computer, der wandelte sie in eine Word-Datei, und die holten wir Redakteure uns per Diskette auf unsere Computer.

Durch die automatische Wandlung waren zwar einige Fehler in den Texten, doch wir hatten viel Zeit für sinnvolle inhaltliche Text-Arbeit gewonnen, die wir bisher mit stupidem Abtippen verschwendet hatten.

Was hat es nun mit der Hammerstein-Matrix auf sich? Kurt von Hammerstein war General der Reichswehr und machte sich grundlegende Gedanken zur Offiziers-Ausbildung. Er erstellte vier Gruppen, die sich aus zwei Eigenschafts-Achsen ergaben:

  • fleißig – faul
  • klug – dumm

Daraus ergeben sich diese vier Kombinationen:

  • fleißig und dumm
  • faul und dumm
  • fleißig und klug
  • faul und klug

Hüten muß man sich vor den Dummen und Fleißigen, denn sie richten Unheil an. Die größte Gruppe besteht aus den Dummen und Faulen – sie eignen sich für Routineaufgaben und machen 90 Prozent aus. Das sind die klassischen Befehlsempfänger, die Anweisungen und Druck brauchen.

Die Kombination aus Klugheit und Fleiß kennzeichnet die Kandidaten für die hohen Offiziersränge. Bleibt die vierte und letzte Gruppe – Zitat Hammerstein: „Wer klug ist und gleichzeitig faul, qualifiziert sich für die höchsten Führungsaufgaben, denn er bringt die geistige Klarheit und die Nervenstärke für schwere Entscheidungen mit.“

Lesern von Steven Coveys „7 Wege zur Effektivität“ werden nun „Aha“ denken, denn sie kennen Coveys Zeitmanagement-Matrix. Coveys „Visionär“, also der, der ein Unternehmen wirklich weiterbringt, weil er sich nicht vom Alltagskleinklein auffressen läßt, ist im Covey-Quadranten „Nicht dringend / Wichtig“ unterwegs. Da darf, ja muß man faul sein.

Faule treiben die Entwicklung voran, bringen Fortschritt und eröffnen neue Wege und Perspektiven. Diese produktive Faulheit kann jeder für sich hegen und pflegen. Statt ständig zu schaffen und zu werkeln, zur Ruhe kommen, durchatmen, tagträumen, Abstand und Klarheit gewinnen. – Das ist der Weg des persönlichen Wachstums.

Verkehrte Welt

Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Höhe der Bezahlung einer Tätigkeit und ihrem sozialen Wert? US-Ökonomen haben 2017 dieses Verhältnis bei einigen Berufen untersucht. Ergebnis: In der Mehrzahl der Fälle ist die Bezahlung um so niedriger, je höher der soziale Wert ist – und umgekehrt.

Hier einige Beispiele für verschiedene Berufsgruppen. Bedeutung der Werte: Für jeden Dollar, den Mitglieder dieser Berufe verdienen, erzeugen sie Wert X als Nutzen für die Allgemeinheit. Minus-Werte bedeuten, daß diese Berufe mehr erhalten als sie beitragen.

  • Wissenschaftliche Forscher: +9
  • Lehrer: +1
  • Ingenieure: +0,2
  • IT-Spezialisten: 0
  • Anwälte: -0,2
  • Marketing und Werbung: -0,3
  • Manager: -0,8
  • Finanzbranche: -1,5

In Großbritannien kam die „Social Return on Investment Analysis“ zu ähnlichen Ergebnissen:

  • City-Banker: -7
  • Führungskraft Werbebranche: -11,5
  • Krankenschwester: +7
  • Reinigungskraft im Krankenhaus: +10
  • Müllabfuhr: +12
Leider habe ich keine Berechnung in bezug auf Politiker gefunden – die ergäbe wohl sibirische Minuswerte ...

Urlaubs-Souvenirs

Hier sind einige der Erlebnisse aus meinem Südtirol-Urlaub, die mir merk-würdig erscheinen und die ich Ihnen deshalb mitgebracht habe und hier serviere.

Reiswaffeln

An der Bergstation einer „Mountain-Cart“-Bahn. Die Warteschlange ist lang. Vor uns – meinem Sohn und mir – ist eine Mutter, Mitte Vierzig, mit ihrem etwa acht Jahre alten Sohn. Mama ist mit ihrem Smartphone beschäftigt. WA und FB müssen bedient werden. Der Sohn kennt das, denn er werkelt ein paar Meter entfernt ganz versunken mit herumliegenden Steinen und baut Türme und Burgen.

In regelmäßigem kurzen Abstand fragt die Mutter: Ole (zu den Namen unten mehr), möchtest Du eine Reiswaffel?“ Der Sohn verneint jedes Mal. Die Mutter nimmt sich jedes Mal eine Waffel und knuspert sie weg.

So geht das rund fünfzehn Minuten. Mama postet. Ole spielt. Mama fragt. Ole verneint. Mama ißt. Schließlich ist die Reiswaffel-Packung leer. Genau rechtzeitig. Die neun Kilometer (!) lange Abfahrt kann beginnen.

Namen

In bayerischen Schulen sind seit Jahren in jeder Klasse zwei Ludwigs, drei Maxe und drei Leopolds. Daran bin ich gewöhnt. Im Urlaub kam ich mit Kindern aus Nord- und Ostdeutschland in Kontakt. Dort heißt man als Junge nicht Max oder Ludwig. 

Ich liege am Pool, neue Hotelgäste kommen an, ein Vater ruft seinen Sohn – „Hugo!“ schallt es über die Liegen. In der Seilbahn wird Kasmir ermahnt. Im Eiscafé wird Theo gefragt, welche Sorte er möchte. Auf dem Fußballplatz muß Edgar den Ball holen, der ins Aus gerollt ist. Beim Minigolf jubelt Balthasar über einen guten Schlag.

Und am Frühstücksbüffet erschallt gar ein Erich, nimm nur so viel auf den Teller, wie Du essen kannst.“  Bei „Erich“ bin ich schon zusammengezuckt und dachte „Armer Junge“ ...

Ob ich es noch erleben werde, daß Buben wieder Wolfgang getauft werden?

Bacon

Der junge italienische Kellner im Hotel übt konsequent sein Deutsch im Umgang mit den Gästen. Bei den Italienern plaudert er lässig und charmant, bei deutschsprachigen Gästen wird er konzentriert, nimmt sich Zeit, richtet kurz den Blick nach innen und stellt dann langsam seine Frage.

Er wird von Tag zu Tag besser. Er freut sich, wenn man ihm langsam und in klarem Deutsch die Wünsche fürs Abendessen mitteilt und er sie versteht.

Doch was tun Deutsche, die einem Italiener dabei helfen möchten, besser Deutsch zu sprechen? Sie reden Englisch mit ihm! Und bestellen zum BeispielRührei with Bacon, weil sie nicht wissen, was Rührei auf Englisch heißt. Der Kellner fragt in herrlich singendem Italiener-Deutsch zurück: „Sie meinen Rühre-Ei mit eSpeck?“  – und erhält die Antwort: Yes!

Heilsame Schönheit: Bäume

„Ich verstehe nicht, wie man an einem Baum vorübergehen kann und nicht beglückt sein, daß man ihn sieht?“, sagte Dostojewski. So geht’s mir auch. Deshalb zeige ich Ihnen hier besonders beglückende Bäume, an denen ich vorübergegangen bin. 

Bergahorn

Der Schatten dieser mächtigen Robinie im Innsbrucker Hofgarten hat mich hat mich kürzlich sehr erquickt. Früher bekamen nur Mitglieder und Bedienstete des Habsburger Kaiserhauses die Bäume im Hofgarten zu Gesicht. Maria Theresia hat einige selbst gepflanzt.
Diese Robinie wohl nicht, denn sie wird höchstens 200 Jahre alt. Ihre würdevolle Erscheinung hat allerdings etwas Kaiserliches.

K.k.K.Kommentare kluger Kinesiologen

„Wenn wir mit Menschen arbeiten, dann müssen wir mit ihnen in ihrer Gesamtheit arbeiten, mit ihren mentalen Einstellungen genauso wie mit ihren körperlichen Symptomen. Denn alles, was wir tun, ist psychologisch, auch wenn die meisten Leute vor diesem Gedanken zurückschrecken. Alles, was wir tun, ist körperlich und mit der geistigen Ebene verbunden.

All das zusammen ergibt das Paket, das wir Mensch nennen. Wenn der Mensch aber nicht weiß, wie er damit umgehen soll, dann entstehen Konflikte. Und diese führen zu Symptomen. Doch wenn man weiß, auf welcher Ebene sich das Problem befindet, weiß man auch, auf welcher Ebene die Lösung zu finden ist.“
Andrew Verity

Lesefrucht: Die Seelenkraft der Musik

Immer wieder erzählen mir Klienten, daß Musik in ihrer Jugend sehr bedeutsam für sie war und ihnen in schwierigen Lebenslagen Hilfe und Trost brachte. Dann kam der Beruf, die Familie – und die Musik verschwand aus dem Leben. Der Alltag übernahm. Die Seele verdorrte ...

Am wehmütigen Glanz in den Augen der Klienten sehe ich, wie sehr ihnen Musik als Quelle der Freude und der Selbsterkundung fehlt, obwohl sie es nicht wissen. 

Daran mußte ich denken, als ich im Urlaub Julien Greens Roman „Adrienne Mesurat von 1927 wiederlas. Es war meine zweite Lektüre. Zum ersten Mal hatte ich den Roman in den 1980ern gelesen. Damals wurde das Buch dem Zeitgeist dieser Jahre entsprechend mit dem Etikett „Die Frau in der Literatur“ vermarktet – das könnte man auch auf die Bibel (Eva!), die Odyssee (Penelope!) und den „Don Quijote“ (Dulcinea!) kleben ...

Julien Greens Beschreibung eines Konzerterlebnisses der Hauptfigur Adrienne erfaßt die beglückende und das eigene Selbst zutiefst berührende Wirkung von Musik, wie es besser nicht geht. Lesen Sie selbst:

„Sie spürte schon gleich nach den ersten Akkorden eine seltsame Ergriffenheit. Wahrscheinlich hatten die jüngsten Ereignisse in ihrem Leben sie empfindsamer gemacht. Sie lauscht einer langen Phrase, die mit einer Art Nonchalance allmählich schneller wurde und dann durch einen jähen Aufschwung in einen immer rasanteren Rhythmus überging.

Sogleich war sie gerührt wie von einer Stimme, die ihr unerwartet etwas über sie selbst erzählt hätte, in einer Sprache, die nur sie allein verstehen konnte, und zwischen ihr und dem Orchester stellte sich jene rätselhafte Übereinstimmung her, jenes geheime Zwiegespräch, welches der mächtigste Zauber der Musik ist und erklärt, warum sie so große Gewalt über das menschliche Herz besitzt.

Sie lauschte. All der Frohsinn und all die Traurigkeit, die sich in den Themen abwechselten und einander hervorriefen, zerrissen ihr das Herz und entlocken ihren Augen zugleich Freudentränen. Sie erkannte sich in diesen unterschiedlichen Rhythmen wieder, die ihr vorkamen wie der eigene Herzschlag. Sie dachte an ihren Schmerz und ihre Einsamkeit.

Plötzlich hatte sie das Gefühl zu ersticken. Ihr war, als erlebte sie in einer einzigen Minute alles noch einmal, was sie während langer Monate durchlitten hatte, und dieses Leiden war um so qualvoller und gewissermaßen um so wahrer, als es durch eine Stimme ausgedrückt wurde, die nicht die ihre war. 

Zum ersten Mal hörte sie von ihrem eigenen Unglück erzählen, und es schien ihr furchtbar. Vielleicht hätte sie sich an dieses Unglück gewöhnt, wie man sich an eine schlimme Wunde gewöhnt, die nicht heilen will, aber diese Musik erklärte alles, führte all die Gründe an, warum sie litt.“
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✅ Die wohltuende Macht der Musik können Sie in einer kinesiologischen Musik-Balance bei mir an der eigenen Seele erfahren. Mehr dazu lesen Sie in meinen Erläuterungen zur Musik-Balance. – Sie hätten gern einen Termin? Dann schreiben Sie mir eine kurze E-Mail oder rufen Sie an 0151 / 70 17 11 29.

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