Seitenblick - Der Newsletter von Odysseus Kinesiologie & Coaching

Das Universum, Fußball und Instagram

Zu Ostern hab ich nur drei kurze Geschichten und ein Gedicht für Sie: Ihr Leben und das Universum – ein Mißverständnis | Beim Scheitern versagen mit einem Fußball-Psychologen | Durchs wilde Instagram – ein Bericht vom Digital-Amazonas |  „Es gibt so Schönes“ – ein Gedicht von Hermann Hesse. – Verbringen Sie den Ostersonntag lieber mit Ihren Herzens-Menschen statt mit Smartphone und Computer.

Eine Bitte: Wenn Sie jemand kennen, den das, was ich hier erzähle, interessiert, leiten Sie ihm diesen Newsletter weiter. Dankeschön.

Wolfgang Halder, Odysseus Kinesiologie & Coaching

Zum Teufel mit dem Universum!

Warum bemühen die Leute bei jeder Kleinigkeit das Universum? Sei es bei der Parkplatz- oder der Partnersuche – stets muß das Universum dafür herhalten, damit etwas gelingt. Für sowas gleich das Universum zu bemühen, scheint mir überzogen – die Milchstraße oder das Sonnensystem tun’s auch, finde ich …

Wer gern das Universum in Anschlag bringt, der sieht – so meine Erfahrung – auch überall Aufgaben. Die Kaffeetasse kippt beim Frühstück um – irgendeine Instanz will einem damit irgendwas mitteilen. Die S-Bahn fährt einem vor der Nase weg – welche Botschaft ist darin enthalten? Woran muß ich noch arbeiten? Welchen Schatten muß ich noch erhellen? Welche Aufgabe muß ich noch lösen, damit es mir endlich gut geht!?

Wieso, frage ich mich, sollte das Leben nach dem Modell einer Schule aufgebaut sein? Alles ist Aufgabe. Überall herrschen richtig und falsch, Rotstift und Tadel, Strafe und Belohnung. Dantes Hölle ist ein Sonntagsausflug dagegen. Ist Gott ein frustrierter Oberstudienrat?

Ich seh das eher wie die Amerikaner: shit happens. Und manchmal ist „shit“ einfach nur shit. Ohne Bedeutung. Ohne Aufgabe. Ohne Universum. Simply shit.

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Ostereier-Suche. FSie keine Eier finden, hat das Universum damit nichts zu tun, und es steckt keine verborgene Aufgabe dahinter. Sie haben sie einfach nicht gefunden. Shit happens ...

Lernen von Fußball-Versagern?

Vor ein paar Tagen erhielt ich eine Einladung zu dem Event „Erfolgreich in Balance“. Dort spricht der „Streßforscher und Top-Coach Prof. Dr. Hans-Dieter Hermann“ über das Thema „Wie wir ein gesundes Leistungsverständnis entwickeln und auch unter Streß uns selbst – und andere – stärken können“. 

Ich wurde neugierig – und las weiter. Bis ich stolperte. Denn über den Referenten und „Top-Coach“ Hans-Dieter Hermann heißt es in der Ankündigung mit stolzgeschwellter Tastatur: „Er betreut seit vielen Jahren die DFB-Fußball-National-Mannschaft als Sportpsychologe“. 

Die Coaching-Dame, die mir die Einladung geschickt hat, scheint vom Nationalmannschafts-Fußball der letzten Jahre nichts mitbekommen zu haben, sonst hätte sie sich diese Peinlichkeit erspart. Denn vom Özil-Erdogan-Skandal 2018 bis zur lächerlichen Mund-zu-Aktion bei der WM in Katar versagt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft seit Jahren auf allen Ebenen jämmerlich: Spieler, Trainer, Management, Verband. 

Wer diese Gurken-Truppe als Sportpsychologe betreut, der sollte sich ein anderes Thema wählen, z.B. „Wie man mit sportpsychologischer Betreuung nach einem Erfolg – WM-Titel 2014 – komplett und blamabel abschmiert“.

Denn selbst das in Coaching-Kreisen vielbemühte und vielzitierte Beckettsche „Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail betterhat diese Mannschaft nicht hingekriegt. Trotz oder wegen sportpsychologischer Betreuung durch einen Top-Coach? – Auch Scheitern will gelernt sein.

Früher wurden wir Fußball-Weltmeister, weil wir gut gespielt haben („Rahn müßte schießen. Rahn schießt! Toooooor!!!“). Dann kamen die Sportpsychologen. Und die Marketing-Phrasendrescher. Und die Korrektheits-Ideologen

PS: Als Lionel Messi vor einigen Jahren lange verletzt war und niemand der üblichen medizinischen Helfer ihm helfen konnte, hat der Ernährungsberater und Kinesiologe Giuliano Poser Messi wieder fit bekommen, sprich seine Selbstheilungskräfte aktiviert. Jetzt ist Messi Weltmeister. Zufall? Hier ein Gespräch mit Poser über seine Arbeitsweise. 

Merke: Ein guter Kinesiologe ist immer auch ein guter Psychologe. Doch er ist niemals ein Top-Coach“. So etwas tut er sich nicht an ...

Durchs wilde Instagram ...

Seit ein paar Wochen bin ich bei Instagram aktiv. Ich fühle mich dort immer noch wie ein Ethnologe im Amazonas-Urwald: Jeden Tag entdecke ich bei den Ureinwohnern dieser Täler und Landschaften neue Riten und Gebräuche, die mir gleichermaßen unverständlich wie faszinierend erscheinen.

Zum Beispiel bei diese Nachricht: „Guten Morgen, ich habe gesehen, dass Sie ein schönes Profil haben, dass Ihre Beiträge gut gemacht sind und dass Sie mit großen Unternehmen arbeiten können. Sie können bis zu 350 Euro pro Beitrag verdienen. Wollen Sie mehr wissen?

Klar wil ich mehr wissen. 350 Euro für ein Bildchen und etwas Text ist ein gutes Geschäft, finde ich. Dafür muß eine alte Frau viel stricken. Und da ich nicht stricken kann, antworte ich: „Ja.

Darauf erhalte ich folgendes Angebot: „Die Unternehmen stellen Ihnen alles zur Verfügung, was Sie benötigen. Die einzige Voraussetzung ist, dass Ihnen 20.000 Menschen folgen. Auf der Website XYZ können Sie die verfügbaren Unternehmen sehen, und wenn Sie 20.000 Menschen erreichen, können Sie mit Unternehmen wie Gucci, LuisVuitton, Prada und anderen zusammenarbeiten.

Meine Antwort: „Ich finde Gucci, Luis-Vuitton und Prada lang und weilig. Danke für Ihr Angebot. Nichts für mich. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Freitag.

Ich dachte, das sei klar und deutlich formuliert und transportiere auf allen vier Ebenen nach Schulz von Thuns bewährtem Kommunikations-Modell mein Nein: Sachebene, Selbstoffenbarung, Beziehung und Appell. Aber das Mitglied dieses Instagram-Stammes hinter der vorletzten Amazonas-Schleife kommuniziert nach anderen Regeln. 

Er antwortet mir auf meine Absage: „Um sofort mit Veröffentlichungen Geld zu verdienen, gebe ich Ihnen einen Promo-Code mit einem 40 % Rabatt: ‚weekend 40‘. Klicken Sie auf den Link und wählen Sie den VIP-Plan auf XYZ“

Darauf ich: „Sie verkaufen über den Preis. Das muß man nur bei schlechten Produkten machen.

Auch diese Botschaft kam nicht so an, wie ich naiverweise dachte, denn prompt kam das: „Gucci, Prada und LV sind die wichtigsten Unternehmen, mit denen Sie zusammenarbeiten können, nachdem Sie die Anzahl der Follower auf Ihrem Profil erhöht haben.

Darauf habe ich nicht mehr geantwortet. Dann war Ruhe. Und ich hab gelernt: Schweigen ist Ablehnung im wilden Instagram ...

PS: Hier ist meine Instagram-Adresse, falls Sie mir auch ein attraktives Angebot ma wollen: https://www.instagram.com/odysseus.kinesiologie.coaching/

Lesefrucht: „Es gibt so Schönes“, Hermann Hesse, 1902

Es gibt so Schönes in der Welt,
Daran du nie dich satt erquickst
Und das dir immer Treue hält
Und das du immer neu erblickst:

Der Blick von einer Alpe Grat,
Am grünen Meer ein stiller Pfad,
Ein Bach, der über Felsen springt,
Ein Vogel, der im Dunkel singt,

Ein Kind, das noch im Traume lacht,
Ein Sterneglanz der Winternacht,
Ein Abendrot im klaren See
Bekränzt von Alm und Firneschnee,

Ein Lied am Straßenzaun erlauscht,
Ein Gruß mit Wanderern getauscht,
Ein Denken an die Kinderzeit,
Ein immer waches, zartes Leid,

Das nächtelang mit feinem Schmerz
Dir weitet das verengte Herz
Und über Sternen schön und bleich
Dir baut ein fernes Heimwehreich.

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