Seit ein paar Wochen bin ich bei Instagram aktiv. Ich fühle mich dort immer noch wie ein Ethnologe im Amazonas-Urwald: Jeden Tag entdecke ich bei den Ureinwohnern dieser Täler und Landschaften neue Riten und Gebräuche, die mir gleichermaßen unverständlich wie faszinierend erscheinen.
Zum Beispiel bei diese Nachricht: „Guten Morgen, ich habe gesehen, dass Sie ein schönes Profil haben, dass Ihre Beiträge gut gemacht sind und dass Sie mit großen Unternehmen arbeiten können. Sie können bis zu 350 Euro pro Beitrag verdienen. Wollen Sie mehr wissen?“
Klar wil ich mehr wissen. 350 Euro für ein Bildchen und etwas Text ist ein gutes Geschäft, finde ich. Dafür muß eine alte Frau viel stricken. Und da ich nicht stricken kann, antworte ich: „Ja.“
Darauf erhalte ich folgendes Angebot: „Die Unternehmen stellen Ihnen alles zur Verfügung, was Sie benötigen. Die einzige Voraussetzung ist, dass Ihnen 20.000 Menschen folgen. Auf der Website XYZ können Sie die verfügbaren Unternehmen sehen, und wenn Sie 20.000 Menschen erreichen, können Sie mit Unternehmen wie Gucci, LuisVuitton, Prada und anderen zusammenarbeiten.“
Meine Antwort: „Ich finde Gucci, Luis-Vuitton und Prada lang und weilig. Danke für Ihr Angebot. Nichts für mich. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Freitag.“
Ich dachte, das sei klar und deutlich formuliert und transportiere auf allen vier Ebenen nach Schulz von Thuns bewährtem Kommunikations-Modell mein Nein: Sachebene, Selbstoffenbarung, Beziehung und Appell. Aber das Mitglied dieses Instagram-Stammes hinter der vorletzten Amazonas-Schleife kommuniziert nach anderen Regeln.
Er antwortet mir auf meine Absage: „Um sofort mit Veröffentlichungen Geld zu verdienen, gebe ich Ihnen einen Promo-Code mit einem 40 % Rabatt: ‚weekend 40‘. Klicken Sie auf den Link und wählen Sie den VIP-Plan auf XYZ“
Darauf ich: „Sie verkaufen über den Preis. Das muß man nur bei schlechten Produkten machen.“
Auch diese Botschaft kam nicht so an, wie ich naiverweise dachte, denn prompt kam das: „Gucci, Prada und LV sind die wichtigsten Unternehmen, mit denen Sie zusammenarbeiten können, nachdem Sie die Anzahl der Follower auf Ihrem Profil erhöht haben.“
Darauf habe ich nicht mehr geantwortet. Dann war Ruhe. Und ich hab gelernt: Schweigen ist Ablehnung im wilden Instagram ...
PS: Hier ist meine Instagram-Adresse, falls Sie mir auch ein attraktives Angebot ma wollen: https://www.instagram.com/odysseus.kinesiologie.coaching/ |